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Der Spagat, die Vorsicht und die ethischen Fragen

Rund 100 Frauen haben den zweiten Inser Frauen-Event besucht. Im Ankerhaus berichteten drei Seeländer Frauen, was sie beschäftigt in ihrem Berufs- und Alltagsleben.

Sie haben dafür gesorgt, dass der Anlass ein Erfolg wurde: Daniela Brunner, Annekäthi Moser, Doris Feissli und die Initiantin Ruth Jakob (von links). In der Mitte Roger von Wattenwyl, der Stiftungsratspräsident des Centre Albert Anker. Bild: TSI

Tildy Schmid

Datum und Ort für den zweiten Inser Frauen-Event sind ideal gewählt. Der lauwarme Sommerabend, der grosszügige Garten hinter dem Albert-Anker-Haus, die mit Blumen geschmückten Tische, auf denen nach dem Einnachten Kerzen leuchten.

Die rund 100 Frauen gruppieren sich um die Tische und kommen rasch miteinander ins Gespräch. Die Treffen haben kein kompliziertes Konzept. Im Mittelpunkt stehe der ungezwungne Austausch, erklärt die Initiantin Ruth Jakob. An diesem Abend sprechen Annekäthi Moser, Doris Feissli und Daniela Brunner zu den Anwesenden.

Zuerst spricht aber noch Roger von Wattenwyl, Stiftungsratspräsident des Centre Albert Anker, vom neuen Kunstpavillon im Garten und verdankt den Betrag aus der Kulturstiftung der UBS. Der Applaus gilt auch dem Gewerbe von Ins als Dank für das Buffet und die Getränke.

Annekäthi Moser:
Das wichtige Umfeld

Annekäthi Moser-Meer lebt auf dem von den Schwiegereltern übernommenen Bauernhof mit ihrem Mann Martin und ihren zwei Kindern. Ihre berufliche Laufbahn begann einst bei der Bank in Ins. Dem Wechsel zum Bankverein in Nidau und Täuffelen folgte ein Sprachaufenthalt in Brighton in England. Weiter ging die Ausbildung in Paris bei der Crédit Commercial de France. Als Abschluss reiste Moser drei Monate durch Australien und Neuseeland. Zurück in die Schweiz ging es zur UBS in Erlach als Finanzplanerin und Leiterin. Die Erlacher Filiale wurde 2017 in die UBS Ins integriert und Moser übernahm die Leitung der Bank. «Aktuell bin ich Chefin von einem neunköpfigen Team und stolz, dass mehrheitlich Frauen in Teilzeit bei uns arbeiten», sagt sie.

Arbeitswelt und Privatleben unter einen Hut bringen, das schaffe sie nur, weil der Arbeitsweg kurz sei, ihr Mann, wenn der Betrieb es zulässt, Hausarbeiten und Kinderbetreuung übernehme «und wir von unseren Eltern tatkräftig unterstützt werden», so Moser. «Ohne dieses Umfeld wäre dieser Spagat unmöglich.» Ihre Arbeit gebe ihr eine andere Wertschätzung, «als wenn ich nur daheim wäre», versichert Moser. Die Grundvoraussetzungen für ihren Weg: Wille, Ehrgeiz und die Bereitschaft, sehr viel zu leisten.

Doris Feissli: 
Die grosse Entscheidung

Doris Feissli führt mit ihrem Mann Hans und den Söhnen einen gemischten Bauernbetrieb mit Tiermast und Ackerbau in Erlach.

Um die Handarbeit vor allem im Gemüsebau zu bewältigen, arbeiten fünf Mitarbeiter aus Polen, ein Mechaniker, eine Auszubildende und zwölf polnische Saisonniers mit. «Unser Anliegen als Familie ist es, dass es im Seeland auch hier angebautes Gemüse zu kaufen geben soll», so Feissli. Also eröffneten sie mit einer Mitarbeiterin und Aushilfen das Schürlädeli auf dem Inser Dorfplatz.

Bis vor Kurzem arbeitete Doris Feissli als Kauffrau Teilzeit bei unterschiedlichen Gemeinden. «Der Beruf hat sich verändert, allzu vieles läuft nur noch online und das ist nicht mein Ding», sagt sie.

«Vor sechs Jahren zwang mich die Diagnose Brustkrebs dazu, als frisch gewählte Gemeinderätin zurückzutreten. Gesundheitlich geht es mir gut. Dankbar sage ich: Ich durfte das Gute vom Schlechten entgegennehmen», so Feissli.

Doris Feissli wird deutlich: «Seid vorsichtig, klärt Beschwerden sofort ab, denn nur dann besteht die Chance den Brustkrebs früh in den Griff zu bekommen.»

Daniela Brunner:
Die prägenden Monate

«Die Coronapandemie hat unser Jahr im Alterszentrum Viktoria geprägt», sagt Daniela Brunner, Leiterin Pflege und Mitglied der Geschäftsleitung. Eindrücklich schildert sie diese Monate voller widersprüchlicher Gefühle und höchsten Anforderungen an die Mitarbeitenden und die Führung des Unternehmens. Der Lockdown habe viele, auch ethische Fragen aufgeworfen, die bis heute nicht beantwortet seien. Zum Beispiel diese: Welche Werte sind verhandelbar?

Sie spricht das zum Teil unbarmherzig rasche Sterben der betagten Menschen an, die emotionale und physische Belastung der Pflegenden und die Anteilnahme der Angehörigen.

Daniela Brunner ist sich sicher, dass dieser Wettlauf nur mit einem hohen Mass an Eigenverantwortung aller in der Gesellschaft gewonnen werden kann. Dazu gehöre auch, sich bewusst für die Errungenschaften der modernen Medizin zu entscheiden.

Stichwörter: Ins, Frauen, Anlass, Beruf, Alltag

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