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Kallnach

Der Wald und die Kiesfreunde werben um Stimmen

Ende Monat befinden die Kallnacher über eine Kiesgrube im Challnechwald. Das Gemeindeblatt räumt Befürwortern und Gegnern Platz ein.

Bild: bt/a

Normalerweise ist das Budget das Haupttraktandum der Herbst-Gemeindeversammlung. Nicht so in Kallnach: Hier gibt es ein anderes Thema, das die Bevölkerung wirklich umtreibt: die geplante Kiesgrube im Challnechwald. Damit diese realisiert werden kann, muss die Gemeindeversammlung der neuen Überbauungsordnung und der Änderung des kommunalen Schutzplans zustimmen.

Gestern hatten die Kallnacher Einwohner das «Mitteilungsblatt» der Gemeindeverwaltung im Briefkasten, in dem auf insgesamt zehn Seiten sowohl die Planungskommission als auch Gegner und Befürworter sowie die Burgergemeinde zu Wort kommen.

Einen besonderen Blickwinkel hat sich die Kallnacher Pfarrerin Wiebke Böhnisch einfallen lassen: Unter dem Titel «Ich bin der Challnechwald» wirbt sie in einem fast poetischen Text um Stimmen für den Wald. «Das gewaltige Loch, das die Kiesgrube in mich reissen will», störe seine Ruhe, lässt sie den Challnechwald sagen.

«Sorgfältig und rücksichtsvoll»

Wohl nicht ganz zufällig verschickte gestern auch das Komitee «Ja zum Projekt Kiesabbau im Challnechwald» eine Medienmitteilung, in der es die Gegner der Kiesgrube fehlerhafter Aussagen bezichtigt. Das Pro-Komitee habe sich gebildet, um das «sorgfältig und rücksichtsvoll geplante Projekt zu unterstützen». Die Hauptargumente des Komitees sind bekannt. Die Lebensqualität leide nicht unter der Kiesgrube, diese sei «genügend weit weg vom Dorf und von aussen nicht sichtbar». Auf die Natur werde Rücksicht genommen, da die jeweils offene Fläche der Kiesgrube bloss 2 bis 3 Prozent der betroffenen Waldfläche betrage und zahlreiche Naturprojekte umgesetzt würden.

Zudem sichere der Kiesabbau der Gemeinde ein längerfristiges, hohes Einkommen. Der Betrieb der Kiesgrube werde vom Kanton kontrolliert und das Sutzer Unternehmen Hurni müsse eine Bürgschaft für 40 Jahre unterschreiben. Das gebe der Gemeinde und der Natur Sicherheit.

Schlechtere Wohnqualität?

In den «Kallnacher Infos» argumentiert die «Gruppe gegen das Projekt Kiesgrube im Challnechwald» erwartungsgemäss anders. Sie stellt die rhetorischen Fragen, ob die Kallnacher die Wohnqualität «durch Lärm und Staub freiwillig verschlechtern» und den Wald für eine riesige Kiesgrube «opfern» wolle. Bei den Gegnern fehlt auch nicht der Hinweis auf den zusätzlichen Lastwagenverkehr, den die Kiesgrube verursachen würde. Dem setzen die Befürworter die Solidarität der Kallnacher entgegen, «weil jeder Kies braucht».

Bei dieser gespannten Ausgangslage spielt die Genehmigung des Budgets 2017 eine untergeordnete Rolle. Der Vollständigkeit halber: Die Gemeinde will den prognostizierten Gewinn von gut 57 000 Franken für zusätzliche Abschreibungen einsetzen. pst

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