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Die alte Brücke ist wie neu

Während eineinhalb Jahren ist die marode Wehrbrücke zwischen Brügg und Port saniert worden. Nun ist das Werk vollendet. Davon haben auch Fussgänger und Velofahrerinnen etwas.

Die Brücke für den Langsamverkehr ist eröffnet – von Beat Mühlethaler, Christoph Neuhaus und Marc Meichtry (von links). Peter Samuel Jaggi
von Carmen Stalder
 
Schnipp, schnapp, und schon ist das Band durchtrennt: Gestern Morgen haben Regierungsrat Christoph Neuhaus (SVP) und die Gemeindepräsidenten von Port und Brügg, Beat Mühlethaler (SVP) und Marc Meichtry (Brügg for you), zur Schere gegriffen. Gemeinsam haben sie die sanierte und erweiterte Wehrbrücke, welche die beiden Gemeinden verbindet, offiziell dem Verkehr übergeben.
 
Dieser Akt hatte durchaus etwas Symbolhaftes. Denn es ist noch nicht so lange her, da lagen sich die Gemeinden und der Kanton darüber in den Haaren, wer die Sanierung der 80-jährigen Brücke berappen muss. Grund dafür ist eine verzwickte Ausgangslage: Bei der Strasse handelt es sich zwar um eine Gemeindestrasse. Im Grundbuchamt ist allerdings der Kanton Bern als Besitzer der Wehrbrücke eingetragen. Folglich entbrannte ein Konflikt darüber, wer nun für Betrieb und Unterhalt zuständig ist. Der Fall landete im April 2019 vor dem Verwaltungsgericht – und dieses gab den Gemeinden recht.
 
Auf diesen Zwist angesprochen, sagt Mühlethaler, dass «das freundschaftliche Verhältnis mit dem Kanton» nie getrübt gewesen sei. Sein Amtskollege Meichtry wählt da schon etwas deutlichere Worte: «Es ging um einen Rechtsstreit, den der Kanton verloren hat – und wir haben ihm so die Sanierung aufgedrückt.» Er sagt das mit einem Schmunzeln, und eigentlich kann er jetzt sowieso sagen, was er will, steht er doch vor seiner letzten Woche als Gemeindepräsident.
 
Angespannte Nerven
 
Gestern jedenfalls wurde Einigkeit demonstriert, zwischen Kanton und Gemeinden und zwischen den beiden Flussufern, die nun wieder über eine funktionierende Verbindung verfügen. Der kantonale Baudirektor Neuhaus sprach seinen Dank an alle Beteiligten und Betroffenen aus. Tatsächlich sorgte die 17-monatige Bauzeit vielerorts für angespannte Nerven: in Port und Brügg wegen Schleichverkehr in den Wohnquartieren, in Nidau wegen Lastwagen, die vermehrt durchs Stedtli rollten.
 
Die Brücke selbst war zeitweise komplett für den Schwerverkehr gesperrt und Busse durften nur im Schritttempo fahren, später wurde der Verkehr einspurig geführt und auf Tempo 30 gedrosselt. Kurz: Es brauchte von mancher Seite viel Geduld. «Während der intensiven Bauphasen haben die Anwohnenden gelitten», so Neuhaus. «Es war nicht einfach, eine solche Operation unter Verkehr durchzuführen.» Einmal mehr habe sich gezeigt, wie fragil das Strassennetz auf solche Einwirkungen reagiere.
 
Undicht und verrostet
 
Die Arbeiten am Bauwerk aus dem Jahr 1938 waren allerdings dringend nötig. Im Herbst 2018 stiessen Fachleute bei einer Zustandserfassung auf undichte Stellen, unzählige Risse, sich ablösenden Beton und verrostete Armierungseisen. Nach der Kontrolle war klar: Die Tragsicherheit ist nicht mehr gegeben. Im schlimmsten Fall hätte die Brücke einstürzen können. Neuhaus kann sich noch gut daran erinnern, wie er vom «teilweise alarmierenden Zustand» erfahren hat: «Da musste ich erst mal leer schlucken.»
 
Dass schleunigst etwas getan werden muss, war folglich allen Beteiligten klar. Offen war aber zunächst, ob nur die schlimmsten Schäden geflickt, die gesamte Brücke saniert oder gar ein Ersatz gebaut werden sollte. Der Entscheid fiel auf den Mittelweg. In den anliegenden Gemeinden befürchtete man zunächst, dass dies mit jahrelangen Bauarbeiten verbunden sein würde. Auch die Angst vor einem Verkehrskollaps machte die Runde. So schlimm sei es dann aber nicht gewesen, sagte Mühlethaler gestern. «Ich war wirklich positiv überrascht von der Geschwindigkeit der Bauleute.»
 
Nun jedenfalls ist alle Müh und Not vorbei, der Verkehr rollt wieder zweispurig über den Nidau-Büren-Kanal. Dies allerdings immer noch mit Tempo 30. Man wolle dies auch zum Schutz der Velofahrerinnen so belassen, erklärte Claudia Christiani, Kreisoberingenieurin Seeland/Berner Jura. Fussgänger und Velofahrer, die von Brügg in Richtung Port fahren, haben zudem eine neue Brücke erhalten. Sie verläuft parallel zur alten Wehrbrücke und soll die Sicherheit für den Langsamverkehr erhöhen. Diese Passage schaffe einen Mehrwert, so Neuhaus. Von ihr profitieren nicht nur die Fussgängerinnen und Radler: Das Trottoir auf der alten Wehrbrücke wurde entfernt, die Fahrbahn für die Autos und Lastwagen ist nun entsprechend breiter.
 
10,5 Millionen Franken hat das Projekt insgesamt gekostet, davon 3,5 Millionen Franken für die neue Fussgänger- und Velobrücke und 1,5 Millionen Franken für Werkleitungen.

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