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Detligen

«Die Detliger Musik ist unser bester Exportschlager»

Im Zentrum der Gemeinde Detligen hat am Wochenende der Seeländische Musiktag stattgefunden. 34 Formationen mit rund 1200 Bläsern massen sich im musikalischen Wettkampf. Ältere Musikanten schwärmten von einem Musiktag, «wie wir sie früher hatten».

Wie aus dem 
Bilderbuch: Am Seeländischen 
Musiktag in 
Detligen zeigte sich auch das Wetter von seiner besten Seite.Matthias Käser

Renato Anneler

In zahlreichen Helferstunden bauten die Detliger in den letzten Tagen ein grosszügiges Festgelände und gestalteten es mit einer sorgsam ausgesuchten Dekoration. Auf jedem Tisch sorgten abends eigens gebastelte Teelichter in Notenoptik für passende Stimmung. Das sonnige Wetter lockte zahlreiche Musikbegeisterte ans Fest. Dies zeigte sich beispielsweise am Samstagnachmittag, als 17 Gesellschaften an der Parademusik in Reih und Glied die Hauptstrasse hinuntermarschierten und von einem grossen Publikum beklatscht wurden.

Im Anschluss durfte Festdirigent Yannick Mathys zum ersten Mal den Gesamtchor mit rund 500 Musikanten leiten. Der gelungene Auftritt brachte ihm grosses Lob von seinen Kollegen ein.

 

Im Zeichen
des musikalischen Wettstreits
«Es liegt in der Natur der Menschen, dass wir uns miteinander messen und wissen wollen, wo wir stehen», sagt Juror Michael Bach. Er gehörte zur Jury, die dreizehn Formationen der Mittelstufe, vier Bands der Oberstufe und weitere Sieben der Unterstufe am Blasmusikwettbewerb bewertete.

Mit ihm beurteilten Isabelle Ruf-Weber, Trägerin des Stephan-Jaeggi-Preises für ihre Verdienste um die Schweizer Blasmusik, Philipp Wagner, Kommandant des Schweizer Armeespiels und Corsin Tuor, Dozent an der Hochschule der Künste Bern, die Darbietungen. Trotz stetig steigender Temperaturen im Vortragslokal, dem Gemeindesaal Detligen, präsentierten sich die Brass- und Harmonie-Formationen allesamt von ihrer besten Seite.

Einen kleinen Schreckmoment gab es während des Klangspiels der Musikgesellschaft Suberg-Grossaffoltern. Beim Mundstück der Bassklarinette schien es ein Problem zu geben, das ein Musikkollege aber binnen Sekunden lösen konnte. Der Auftritt der Band war dann auch brillant (Resultate siehe Infobox).

 

Was über Monate vorbereitet worden war, ging zu schnell vorüber
Als Veranstalterin konnte die Musikgesellschaft Detligen selbst nicht am Blasmusikwettbewerb teilnehmen.

Zu sehr waren die Vereinsmitglieder als Helfer im Einsatz engagiert. Sie führten den Saloon, der morgens als Kaffeebar und abends als Cocktailbar diente, brieten Detliger-Spiesse, kümmerten sich um den Auf- und Abbau der Bühne oder boten einen mobilen Getränkeservice an. Das war bei sommerlichen 25 Grad auch dringend angezeigt. «Ich bin stolz auf das Vereinsleben in unserem Dorf», sagte am Freitagabend Radelfingens Gemeindepräsident Urs Martin Kuhn anlässlich der Jubiläumsfeier (siehe Zweittexte).

«Unsere Detligenmusik ist in diesem Sinne unser bester Exportschlager». Um diese Aussage zu untermauern, spielte die Hausformation ein eigens zum Jubiläum vom Seeländer Cedric Fuhrer komponiertes Musikstück «A Festive Overture». Nach der Feier vergoss ein junges Vereinsmitglied ein paar Tränen – zu rasch war alles vorbei, was über Monate vorbereitet worden war.

Doch die Arbeit hat sich gelohnt. Das ist zumindest die Meinung vieler Musikanten, die am Seeländischen Musiktag zu Gast waren. Für die grösseren Formationen kam das Vortragslokal im Gemeindesaal an seine Grenzen.

Und manche Gruppen beklagten die langen Wartezeiten – Vereinsempfang war am Vormittag, die letzten Vorträge standen um 18.45 Uhr auf dem Programm.

 

Ohne die freiwilligen «Krampfer» geht es nicht
Dennoch: Die zahlreichen Musikvorträge, der reibungslose Ablauf im Service, das grosszügige Festgelände, die kompetente Fachjury und die Festivitäten hinterlassen bei allen Beteiligten eine schöne Erinnerung. «Es war ein Musiktag, wie wir sie früher hatten», schwärmte ein älterer Musikant. Zum Schluss erklärte der scheidende Präsident des Seeländischen Musikverbandes, Michel Graf: «Unsere Gesellschaft braucht Geselligkeit, wie sie am Seeländischen gelebt wird. Heute nötiger denn je». Den freiwilligen «Krampfern» sei viel zu verdanken – ohne sie wäre ein solches Fest nicht möglich gewesen.

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Höhepunkt im Jubiläumsjahr

Den Seeländischen Musiktag eröffnete die Musikgesellschaft (MG) Detligen am Freitagabend mit einer grossen Feier zum 100. Vereinsjubiläum. Als Gastformation spielte die MG Saanen unter der Leitung von Michael Bach auf.

«Es ist uns eine grosse Ehre und Freude, dass wir von unserem befreundeten Blasmusikverein eingeladen wurden, das Galakonzert zu bestreiten», eröffnete Bach den Abend. Danach präsentierte die Oberländer Formation Unterhaltungsmusik mit Stücken wie «Atlantic Quest», «Auf des Munoths» oder den «lüpfigen» Bundesrat-Gnägi-Marsch. Unterbrochen wurde das Programm durch einen Auftritt einer historischen Formation der MG Detligen. Ein gutes Dutzend männlicher Musikanten zeigte sich in alten Uniformen der einhundertjährigen Band. Frauen waren damals noch nicht zugelassen. Die urchige Gruppe spielte auf alten Instrumenten, die der klingenden Sammlung Bern entliehen waren. Weder das alte Blech noch die weissen Handschuhe konnten der musikalischen Qualität einen Abbruch tun. Der laue Frühsommerabend lockte gegen 600 Menschen in das gut doppelt so grosse Festzelt. In Begleitung der MG Saanen führte Martin Jaberg durch den Abend. Mit der «Schweizer Wochenshow» konnte das Publikum in Zeitabschnitten die Geschichte der MG Detligen in Zusammenhang mit den wichtigsten Weltereignissen erfahren.

Nach dem multimedialen geschichtlichen Abriss der MG Detligen nahm die Veranstalterin dann selbst Platz auf der Bühne. Verschiedene Vereinsdelegationen sowie Gemeindepräsident Urs Kuhn überbrachten ihre Grussbotschaften und lobten die MG Detligen. Der Männerchor Radelfingen brachte den Bläsern ein Ständchen. Anschliessend holte Dirigent Yannick Mathys aus seiner Band mit dem «Detli-Gen» das Beste heraus und begeisterte nicht nur die anwesenden Ehrengäste.

Mit diesem Auftritt feierte die MG Detligen den Höhepunkt in ihrem Jubiläumsjahr – und setzte den Startpunkt für ein musikalisches Wochenende.

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Nachgefragt

Alles war am Seeländischen Musikfest grossartig: die Musik, die Stimmung und auch das Wetter. Und die Vereinskasse der Musikgesellschaft Detligen wird aufgefüllt. OK-Präsident Stefan Hurni zieht Bilanz.

Stefan Hurni, der SMT 2018 gehört bereits der Vergangenheit an. Welches Fazit ziehen Sie?
Stefan Hurni: Wir konnten ein fantastisches Musikfest feiern. Die Gesellschaften haben grossartige Leistungen gezeigt. Dank des guten Wetters durften wir viele Besucher in Detligen begrüssen – das Festzelt war stets gut ausgelastet. Die Stimmung war ausgezeichnet und es gab faire Wettkämpfe zwischen den Gesellschaften. Am Ende gönnt aber jeder Verein dem anderen seinen Erfolg.


Nun steht der Abbau des Festareals an. Was gibt es noch zu tun?
Alles, was wir aufgebaut haben, muss nun zurückgebaut werden. Allerdings haben wir dafür weniger Zeit eingerechnet. Ich bin überzeugt, dass wir die Hauptarbeiten innert weniger Tagen schaffen. Abermals stehen uns dafür viele Helfer zur Seite.


Ein solches Fest soll ja auch Geld in die Vereinskasse spülen. Welchen Gewinn erwarten Sie?
Über Zahlen will ich eigentlich nicht sprechen. Doch der Präsident des Seeländischen Musikverbands, Michel Graf, ist überzeugt, dass bei idealen Bedingungen ein guter fünfstelliger Betrag erwirtschaftet werden kann. Mit dem Festgewinn würden wir die Vereinskasse auffüllen, deren Reserven in den letzten Jahren kleiner wurden.

Interview: Renato Anneler

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60 Jahre niemals
 ohne Instrument

Das Musikfest ist ein Treffen der Generationen. Musizieren ist kaum vom Alter abhängig. An den Seeländischen Musiktagen wurden gleich 23 Veteranen geehrt. Wer den Titel CISM Veteran trägt, wird vom internationalen Musikbund für 60 Jahre aktives Musikmachen ausgezeichnet. Im Seeland sind es gleich deren fünf, die diese Ehrung neu entgegennehmen durften.

Am Seeländischen Musiktag in Detligen erhielten Fritz Lauper (SMV Veteranenspiel), Ernst Keller (MG Suberg-Grossaffoltern), Alfred Sahli (MG Kallnach), Willi Wolf (MG Lengnau) und Edgar Kuhn (MG Orpund) die Auszeichnung.

18 weitere Musikanten aus der Region sind in den Stand der kantonalen Veteranen erhoben worden. «Für mich ist das Musizieren wie das Erlernen einer Fremdsprache», sagt der 76-jährige CISM Veteran Ernst Keller aus Biel. «Es hält mich geistig fit».

Nach der eher traditionellen, besinnlichen Ehrung enterte am Samstagabend die Marktmusikkapelle Ried in der Riedmark die Bühne. Vorbei war es mit der Gemütlichkeit. Die Unterhaltungsmusik der Österreicher brachte das Festzelt zum Beben. Die Blaskapelle spielte Gassenhauer. Die Besucher erklommen die Festbänke. Bis tief in die Nacht wurde gefeiert.

Für die anwesenden Seeländer war das Tagwerk vollbracht. Die Bands der Mittel- und Oberstufe hatten sich bereits dem Urteil der Jury gestellt – am Sonntag spielten die Musikgesellschaften der Unterstufe vor. Renato Anneler

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Rangliste
Wettbewerb Blasmusik

Kategorie Unterstufe

1. MG Wengi (183.00)

2. MG Kallnach (178.33)

3. Jugendmusik Lyss (169.00)

4. JUBIS A-Band SM Biel (161.67)

5. MG Eintracht Büetigen (149.00)

 

Kategorie Mittelstufe

1. MG Wahlendorf (185.00)

2. MG Gals (182.00)

3. MG Safnern (181.67)

4. MG Ins und Mörigen (178.00)

5. SM Solothurn (176.67)

 

Kategorie Oberstufe

1. BB Rapperswil-Wierezwil (179.33)

2. MG Suberg-Grossaffoltern (172.67)

3. MG Kappelen-Werdt (165.33)

4. MG Aarberg (146.00) ra
 

Info: Die vollständigen Ranglisten stehen unter folgendem Link als PDF zum Download bereit: https://www.musiktag-detligen.ch/ranglisten/

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