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Grenchen

Die erste Landung hat noch einmal stattgefunden

Seit 1931 hat Grenchen einen eigenen Flughafen. Zur Feier des 90. Geburtstags gab es gestern eine spektakuläre Flugshow mit Maschinen aus verschiedenen Epochen.

Als erstes Flugzeug ist am 12. April 1931 eine De Havilland DH 60 in Grenchen gelandet. Gestern ist dieses historische Ereignis mit einem anderen Exemplar nachgestellt worden. Matthias Käser

Beat Kuhn

Am 12. April 1931 ist erstmals ein Flugzeug auf dem Flughafen Grenchen gelandet. Dieser Tag gilt als Geburtsdatum des Airports, wie dieser heute offiziell genannt wird. Der 90. Geburtstag ist erst gestern, mit fast fünf Monaten Verspätung, gefeiert worden. Der strahlende Sonnenschein war indessen die schönste Bestätigung dafür, dass die Verschiebung in den Sommer richtig war.

Hersteller von Vampire und Venom
Einer der Höhepunkte an der Flugshow ist die Nachstellung jener ersten Landung mit einem anderen Exemplar des gleichen Doppeldeckers wie damals, also einer De Havilland DH 60 «Gipsy Moth» HB-AFO. Bei diesem Namen denkt man heute wohl erst einmal an die Hollywood-Diva Olivia de Havilland, die letztes Jahr im Alter von 104 Jahren gestorben ist. Dabei hatte das britische Unternehmen, das von 1920 bis 1963 Flugzeuge baute, eine enge Beziehung zur Schweiz. Denn die beiden ersten Düsenjägertypen der Schweizer Luftwaffe, die älteren Semestern als Vampire und Venom bekannt sind, stammten aus jenem Hause.

Wie der Fest-Speaker verkündet, ist die damalige Maschine von zwei Militärpiloten aus England überführt worden. Das diesmalige Exemplar hat lediglich die Strecke vom Flugplatz Langenthal hierher zurücklegen müssen, gelenkt von einem pensionierten Jumbo-Jet-Piloten. Vor lauter Sonnenschein kann das Publikum nur mit Blinzeln mitverfolgen, wie dieser zur Landung ansetzt. Und dann erhält er nicht wie früher als Linienpilot bei jeder gelungenen Landung Applaus, obwohl dies angesichts der historischen Tragweite angemessen gewesen wäre.

Flugshows sind immer und überall Publikumsmagnete. Darum dürften sich viele gefragt haben, warum die Air90, wie diese Flugshow heisst, nicht auf ein Wochenende gelegt worden ist. «Ursprünglich war bloss ein Training der Kunstflugstaffel PC-7-Team geplant, aber dann haben wir daraus eine komplette Airshow gemacht», erklärt Flughafendirektor Ernest Oggier gegenüber dem BT. «Das nennt man Chancen-Management – oder wie mir jemand sagte: Besser eine Airshow an einem Donnerstag bei strahlendem Wetter als an einem Samstag bei Regen.» Und es sind nicht wenige, die es an diesem Werktag haben einrichten können, auf den Flughafen zu kommen.

Erweiterte Classic Formation
Ebenfalls in die Luft geht eine Antonow AN-2, der grösste Doppeldecker der Welt. Es ist nicht jenes Exemplar, das seit wenigen Wochen auf dem Flugplatz Biel-Kappelen stationiert ist, sondern eines, das schon seit längerem in Grenchen steht. Mit Baujahr 1990 ist es zeitlich noch viel weiter von der Epoche der Doppeldecker entfernt als jenes von 1973 in Kappelen. Immer wieder eindrücklich ist die in Grenchen beheimatete Classic Formation mit einer DC-3 der Swissair von 1943, hinter welcher drei Beechcraft 18 mit Baujahr 1952 herfliegen. Für einmal stösst auch das PC-7-Team zu dem fliegerischen Ensemble.

Es sind aber nicht ausschliesslich Oldtimer, mit denen der hohe Geburtstag des Flughafens gewürdigt wird, sondern es sind auch Flugzeuge aus der Gegenwart vertreten – so zum Beispiel ein Airbus Helicopter H145 der Schweizerischen Rettungsflugwacht (Rega), die hier einen Stützpunkt hat. Ja, sogar die aviatische Zukunft ist vertreten, mit dem Elektromotorflugzeug Pipistrel Velis Electro des slowenischen Herstellers Pipistrel. Und schliesslich sind nicht nur Menschen in Maschinen am Start, sondern auch Menschen ohne Maschine, nämlich Fallschirmspringer und -springerinnen von Skydive Grenchen. Die angekündigte F/A-18-Flugshow ist ohne konkrete Begründung kurzfristig abgesagt worden.

Einer von elf Regionalflughäfen
Heute ist der Airport Grenchen einer der elf Regionalflughäfen der Schweiz, neben Altenrhein am Bodensee, Bern-Belp, Birrfeld im Aargau, Ecuvillens im Kanton Fribourg, Lausanne, Les Eplatures bei La Chaux-de-Fonds, Bressaucourt im Kanton Jura, Lugano-Agno, Samedan und Sitten. Nach den Landesflughäfen Zürich-Kloten, Basel-Mulhouse und Genf-Cointrin verzeichnet Grenchen die meisten Starts und Landungen. Die betrieblichen Aktivitäten bestehen mehrheitlich aus Ausbildung, Geschäftsflüge, Rundflüge, Modellflüge, Segelflüge und Fallschirmabsprünge. Über die Hälfte der Flugbewegungen entfallen auf die Ausbildung von Piloten. Die Firma Swiss Aviation Training bildet hier die angehenden Linienpiloten der Fluggesellschaft Swiss im Sicht- und Instrumentenflug aus. Übrigens ist der Flughafen Grenchen fast gleich alt wie die Swissair, denn die wurde am 26. März 1931 gegründet. Im Unterschied zu ihr ist die Regionalflugplatz Jura-Grenchen AG aber nicht konkursgegangen.

 

Stichwörter: Grenchen, Flughafen, 1931

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