Sie sind hier

Abo

Erlach

Die erste Sauna auf dem Bielersee

In einer Schreinerei arbeiten eine Handwerkerin und zwei Handwerker unter Hochdruck an einem Novum für die Region. Im Januar soll ein Floss mit einer Sauna in der Bucht von Erlach ins Wasser gelassen werden.

Copyright: Matthias Käser / Bieler Tagblatt

Nandita Boger

Hochnebel liegt wie ein Deckel über Erlach. Der See ist kalt und still. Wer kann, macht es sich zuhause gemütlich. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für einen schönen Schwitzgang in der Sauna. Doch nur wer privat über eine Sauna verfügt, kann sich dieses Vergnügen leisten.

Das soll sich nach den Plänen von Helena Nidecker, Sebastian Schoop und Christoph Gärtner schon in wenigen Wochen ändern. Sie legen gerade letzte Hand an eine Sauna, die in Erlach auf einem Floss am Quai liegen wird. In der Schreinerwerkstatt von Christoph Gärtner entsteht die Sauna. Wie ein riesiges liegendes Weinfass steht das vier Meter lange und knapp drei Meter breite Objekt in der Tenne. Die Doppeltüre der Scheune ist gerade gross genug für den Verlad auf den Anhänger. Soeben wurde mit dem Innenausbau begonnen, noch finden Gespräche mit dem Kaminfeger über Brandschutz und Abgase statt.

Bereits Ende Januar könnten die ersten Gäste einen Saunaaufenthalt buchen, sagt Nicole Sacher, die zukünftige Betreiberin. Flyer und Buchungswebsite seien in Bearbeitung, Saunaponchos wurden genäht, Aufgussarten kreiert und ein Einweihungsanlass werde geplant.

 

Wellness mit Ausblick – Schwitzhütte de Luxe

Die speziellen Badeponchos könnten den Knackpunkt des Projektes entschärfen: der Weg von den Duschen im Hafengebäude bis zum Saunafloss. Zwei Minuten Hardcoreprogramm seien das, lacht Sacher. Doch eingehüllt in die Ponchos könne man der Kälte trotzen. Angelangt auf dem Floss betritt man zuerst einen kleinen Vorraum. Dort stehen Getränke, Früchte und Knabbereien bereit. Mit seiner schmalen Sitzbank dient er auch als Ruheraum zwischen den Saunagängen. Bis zu sechs Personen können sich hier aufhalten.

Die Sauna wird vorerst nur an private Gruppen vermietet. Wer hier sauniert, ist mit seinen Gästen unter sich. Für zwei Personen kosten eineinhalb Stunden Sauna 70 Franken, inklusive Getränke und Aufguss. Für Tücher, Badeschuhe und Poncho bezahlt man nochmals 10 Franken pro Person. Der Saunaofen ist auf die bestellte Temperatur eingeheizt und auf Wunsch darf man selbst Holz nachlegen oder sich bedienen lassen. Die Preise sind nach Gruppengrösse gestaffelt, wenn sich sechs Personen zusammenfinden, bezahlt jede Teilnehmerin noch 25 Franken.

 

Ein langer Atem
und viele Behördengänge

Helena Nidecker ist Bootsbauerin, Sebastian Schoop Zimmermann und mit dem Schreiner Christoph Gärtner verfügt das Team über das gesamte Know-How des Holzbaus, von der Konstruktion bis zum Türblatt. Doch während der Bau nur rund neun Wochen dauert, brauchte es von der ersten Projektidee bis zur Baubewilligung in Erlach einen langen Atem. 2016 war Nidecker im Gemeinderat und erfuhr so von dem Programm Neue Regionalpolitik, das innovative Projekte mit Finanzhilfen fördert. Kurzerhand reichte sie ihre Idee vom Saunafloss ein, mit dem Ziel, in der Wintersaison ebenfalls Angebote für den Tourismus im Seeland zu kreieren. Sie erhielt den Zuschlag. Doch der Kanton forderte sie auf, in einer ersten Etappe die Standorte zu klären.

Nach zahlreichen Behördengängen und Irrwegen blieb schliesslich Erlach als einziger Standort. «Das Problem war, dass niemand wusste, ob das Saunafloss ein Gebäude ist oder ein Schiff, und wer dafür zuständig ist», sagt Nidecker.

Standortbewilligungen im und auf dem Wasser seien Angelegenheit des Kantons, doch den Gewässernutzungsplan erstellten die Gemeinden. Da sie von mehreren Standorten ausgegangen sind, haben sie nun noch Material für eine komplette zweite Sauna übrig. Für interessierte Tourismusdestinationen, Gemeinden oder Private würden sie diese fertigstellen und verkaufen.

 

Nachhaltigkeit von der Entstehung bis zur Entsorgung

Die Inspiration für das Saunafloss stamme aus Schweden, wo fast jede und jeder seine eigene kleine Sauna habe, sagt Nidecker, die selbst schwedische Wurzeln besitzt. Doch der Antrieb für das Projekt sei der Wunsch gewesen, für die Region mit den Mitteln der Natur etwas Schönes zu schaffen.

Um nachhaltig zu produzieren, kauften sie beim Kanton Stammholz vom Jolimont. Dieses sägten sie mit ihrer mobilen Säge direkt im Wald zu Brettern und Balken. Der Schlussspurt setzt das Team unter Druck, doch das Ziel ist klar vor Augen.

Bei Kälte und Nebel durch die vollflächige Verglasung auf den See zu schauen, schaffe eine Verbindung mit den Elementen, sagt Sebastian Schoop. Sich dann mit Wasser aus dem Kübel zu begiessen, oder gar via Badeleiter in den See zu steigen, sei ein Naturerlebnis der besonderen Art.

Nachrichten zu Seeland »