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Seeländer

Die Falschfahrer

Ist das so schwierig? Ein Fahrverbot ist ein Fahrverbot – müsste man doch meinen. Lernen schon Primarschüler. Dürfte ich an der Aare zwischen Safnern und Büren selber Bussen einkassieren, wäre ich zweifellos rasch reich. Denn auf jedem Spaziergang begegne ich dort mindestens zwei Falschfahrern …

Theo Martin, Redaktor

Nun gibt es sinnvolle und weniger sinnvolle Fahrverbote. Die linksseitige Verbindung entlang der Aare – eher Buckelpiste als Durchgangsstrasse – ist Teil der nationalen Veloroute und bei Spaziergängern, Läufern und Velofahrern sehr beliebt. Sie ist deshalb an Samstagen, Sonntagen und allgemeinen Feiertagen mit einem Fahrverbot für Motorfahrzeuge belegt. Selbstverständlich ist landwirtschaftlichen Fahrzeugen die Durchfahrt trotzdem gestattet.

Vielseitig, gemütlich und erholsam ist die Tour von der Uhrenstadt Biel in die Barockstadt Solothurn. Über Feldwege und Nebenstrassen durchstreift man Highlight um Highlight. Das Häftli bei Büren – ein bedeutendes Naturschutzgebiet für Wasservögel – und der bekannte Storchenhorst bei Altreu sind nur zwei Beispiele entlang der Route. Nicht nur bei Sommerhitze lassen sich deshalb viele treiben. Sie geniessen die wunderbare Natur auf diesem Abschnitt der Aareroute – mit dem Fahrrad, mit Rollerblades, mit Kinderwagen, mit Rollski (Skating) oder mit irgendeinem anderen Gerät. Senioren trainieren für den Hunderter, Junioren absolvieren die ersten Fahrversuche auf dem Velo. Spaziergänger geniessen die Ruhe. Fast ein Paradies für Bewegungswillige – da wirkt jede Störung durch ein motorisiertes Fahrzeug als Belästigung.

Die Aussagen der Autofahrer ähneln sich Wochenende für Wochenende: «Fahrverbot? Das habe ich nicht gewusst, ich komme doch regelmässig hier her.» Der umgehängte Feldstecher deutet möglicherweise auf Betriebsblindheit, sollte den Blick auf die Verbotstafel aber nicht trüben. Neulich fragte ein laut Autokennzeichen aus dem süddeutschen Raum stammender Besucher ernsthaft, ob es mich stört, wenn er seine Hunde frei laufen lässt. Im Naturschutzgebiet Häftli? Mit dem Auto im Fahrverbot? Was soll man da noch sagen …

Wer so despektierlich mit Regeln und Gesetzen umgeht, riskiert ein Umdenken von Bevölkerungskreisen, die nicht als autofeindlich gelten. Dabei wäre die Lösung im Fall Häftli denkbar einfach: Es braucht ein faires Miteinander. Die Strasse auf der anderen, rechten Flussseite ist jederzeit benützbar. Wer am Wochenende dorthin ausweicht, verhindert künftige Diskussionen um eine Vollsperrung der Piste beim Häftli.

Info: «Egge Sibni» ist in Rente gegangen. An seiner Stelle schreibt nun Theo Martin als «Seeländer» alle vier Wochen eine persönliche Kolumne.

 

 

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