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Gemüse

Die Felder sind leer, die Lager voll

Im Winter sind die Regale gefüllt mit Sellerie, Rüebli, Kabis und Co. Die lagerbaren Gemüse sind heute beliebter
als auch schon. Einzig Schwarzwurzeln haben sich in der Schweizer Alltagsküche bis heute nicht durchsetzen können.

Ramon Etter und Simon Gabathuler haben in Ried bei Kerzers Platz für 1000 Paletten. Bild: Yann Staffelbach

Denise Gaudy

Ramon Etter schiebt das Tor zum riesigen Kühlraum auf, in dem sich Unmengen von Paletten mit Holzkisten zu imposanten Türmen stapeln. Es ist finster, frisch und riecht nach feuchter Erde.

«Hier drin befinden sich 600 Paletten mit Lagergemüse. Zusammen mit dem anderen Kühlraum haben wir Platz für insgesamt 1000 Paletten», sagt der Geschäftsführer von Etter Gemüse und Jungpflanzen in Ried bei Kerzers. Zusammen mit Simon Gabathuler trägt er zwei schwere Gemüse-Lagerboxen heran: In der einen befinden sich noch von dunkler Erde umgebene Sellerieknollen. Die andere ist gefüllt mit Zuckerhut, der gefault zu sein scheint. «Das sieht nur so aus», erklärt Gabathuler lachend, nimmt einen Salatzapfen in die Hand und entfernt die zwei äussersten braunen, schlampigen Blattschichten, worauf der Zuckerhut im hellen Grün erscheint, wie man ihn aus dem Gemüseregal im Laden kennt. «Der wurde im Oktober geerntet. Den fauligen Mantel hat er sich hier im Lager zum Schutz zugelegt. Innen bleibt er unversehrt und knackig», sagt der Kulturen-Chef von Etter in Ried. «Lagergemüse wird aufbewahrt, wie es aus dem Boden kommt und erst gewaschen, gerüstet, portioniert und verpackt, kurz bevor es in den Laden gelangt.»

 

Vom Feld in den Laden

Etter Gemüse und Jungpflanzen in Ried bei Kerzers hat sich – neben der Produktion von Setzlingen und Nüssler – auf den Anbau von Lagergemüse spezialisiert. «Als Lagergemüse bezeichnet man alle Gemüse und Salate, die bis Ende November geerntet wurden und im Kühlraum gelagert werden können bis im Frühling, wenn die ersten frischen Gemüse kommen», erklärt Ramon Etter, der das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Lukas führt. Ende Jahr sind also alle ihre Felder draussen leer und beide Lagerräume drinnen voll. Zu den Lagergemüsen gehören die meisten Kohl-, Wurzel- und Knollengemüse sowie Zwiebeln. Etters produzieren Schwarzwurzeln, Knollensellerie, Karotten, Rot- und Weisskabis sowie Chinakohl, Zuckerhut und Cicorino Rosso.

Etters Gemüse trägt das Knospen-Label und wird von der Bio-Gemüsevermarkterin Terraviva AG in Kerzers abgenommen, für den Lebensmittelhandel aufbereitet und verteilt. «Jeweils Anfang Jahr machen wir Gemüsebauern zusammen mit Terraviva die Anbauplanung und vereinbaren, wer welches Gemüse in welcher Menge produziert», sagt Etter. Jeder Produzent habe sich auf verschiedene Gemüse spezialisiert.

Nach erfolgter Ernte, wenn das Gemüse im Lager ist, bestellt die Vermarkter-Organisation täglich die benötigten Mengen. «Die von uns gelieferte Ware wird dann von Terraviva gewaschen, gerüstet, abgepackt und dem Grossverteiler geliefert», erklärt Ramon Etter den Weg seines Selleries und Zuckerhuts vom Feld bis in den Laden.

 

Konsumverhalten ändert sich

Im Grossen und Ganzen gehe die Planung auf, wenn auch die Nachfrage manchmal schwierig einzuschätzen sei, so Etter weiter: «Diesen Winter war der Weisskabis sehr schnell ausverkauft. Letzte Saison war es der Rotkabis.» Was sich aber eindeutig geändert habe in den letzten Jahren, sei das Konsumverhalten der Bevölkerung: «Lagergemüse ist gefragter als auch schon, denn die Leute achten viel mehr darauf, Gemüse regional und saisonal einzukaufen. Sie legen auch vermehrt Wert auf eine gesunde Ernährung und ökologische Aspekte werden hoch gewichtet.»

Apropos: Im Februar haben neben allen Wurzel-, Knollen-, Kohl- und Zwiebelgemüsen auch etliche nicht lagerfähige Gemüse Saison, die im Winter noch auf den Feldern oder in den Gewächshäusern stehen und frisch geerntet werden. So zum Beispiel Lauch, Rosenkohl, Wirz oder Nüsslersalat. Letzterer wächst in der kalten Jahreszeit als einzige Winter-Frischkultur auch bei Etters im Gewächshaus: «Daneben bereiten wir uns derzeit schon auf die Produktion für nächsten Winter vor,» sagen Simon Gabathuler und Ramon Etter. «Mitte März ist es an der Zeit, die Schwarzwurzeln zu säen.»

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