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Kallnach

Die Gemeinde schlägt zurück

Nach Aussagen von Kallnachern, die im BT ihre Argumente gegen die geplante Kiesgrube vortrugen, meldet sich nun eine Gemeindekommission mit einer Replik.

Am 26. November entscheidet die Gemeindeversammlung, ob hier eine Kiesgrube entstehen soll. Peter Samuel Jaggi/a

Marc Schiess

Die Vorwürfe an die Gegnerschaft der geplanten Kiesgrube im Challnechwald sind happig: Diverse von ihnen im BT publizierten Äusserungen seien «falsch», kritisiert die Planungskommission Kiesabbau Challnechwald der Gemeinde Kallnach in einer Medienmitteilung. Die «fehlerhaften Aussagen» über das Projekt hätten zu «Unsicherheit in der Bevölkerung» geführt.

Dass eine Gemeinde für ein von einer privaten Firma durchgeführtes Vorhaben derart in die Offensive geht, ist ungewöhnlich. Kallnachs Gemeindeschreiber Beat Läderach räumt ein, dass die Gemeinde mit der «Richtigstellung» ihrer Kommission weit gehe. «Anlass der Medienmitteilung war aber, die neuen finanziellen Aspekte im Zusammenhang mit dem Kiesgrubenbau zu veröffentlichen», betont Läderach.

Gemäss der Mitteilung habe der Gemeinderat mit der Burgergemeinde, der Grundeigentümerin des Abbauperimeters, eine für die Einwohnergemeinde «sehr vorteilhafte Mehrwertabgabe» von 5,6 Millionen Franken ausgehandelt. Über den gleichen Zeitraum soll die Burgergemeinde rund 14 Millionen Franken erhalten. Ein Teil dieser Summe werde für die Wiederherstellung und Pflege des Challnechwaldes benötigt. Mit dem Rest werde die Burgergemeinde «auch künftig Kallnacher Vereine und Institutionen unterstützen können».

«Viel zu tief für die Opfer»

Beträge, über die Kiesgruben-Gegner Stephan Barraud nur schmunzeln kann. «Über 40 Jahre verteilt, sind 5,6 Millionen Franken noch 140 000 Franken pro Jahr – macht pro Monat und Einwohner also ganze sechs Franken.» Bei anderen Kiesgruben und Gemeinden seien die Beträge viel höher. «Ein Wert, der für die Opfer, die wir dafür erbringen müssten, viel zu tief ist», pflichtet ihm Dan Sennhauser bei. Sennhauser, der zusammen mit Barraud die Kiesgruben-Gegnerschaft vertritt, hat mit der Reaktion der Gemeinde gerechnet: «Es ist das Gleiche, was uns an den Einspracheverhandlungen erzählt wurde» (siehe Infobox).

Die Vorwürfe der Planungskommission lauten insbesondere, dass die Gegner mit falschen Angaben argumentieren würden. «Die Umweltverträglichkeitsprüfung hat klar ergeben, dass im Wohngebiet weder mit Lärm- noch mit Staubemissionen zu rechnen sein wird.» Auch die Gesamtverkehrszunahme werde «gerade mal» ein Prozent ausmachen. Bezogen auf den Lastwagenverkehr sei mit «zehn bis zwölf Prozent Mehrverkehr» zu rechnen. Kurz: Die Lebensqualität in Kallnach sei durch den Kiesabbau in keiner Art und Weise gefährdet.

«Lebensqualität nimmt ab»

Konfrontiert mit den Vorwürfen, bleiben die beiden Gegner bei ihrer Position: «Die Kiesgrube wird 800 Meter vom Dorfrand zu liegen kommen – wenn da gebaggert und Kies bearbeitet wird, gibt das Dauerlärm», so Barraud. Die Lärmemissionen würden einen Grossteil des Waldes als Erholungszone zerstören. Ebenfalls sei die Staubentwicklung eine Tatsache. «Bei trockener Witterung und Westwind kann es zu einer Staubwolke über Wohngebiet kommen», befürchtet der Kiesgrubengegner. Fotos von der Kiesgrube Treiten in der Umgebung würden dies bestätigen, sagt auch Dan Sennhauser. Beim Schwerverkehr wägt er ab: «Es ist Auffassungssache, ob man zehn Prozent mehr will oder nicht.» Und ob es störe. «Uns stört der Mehrverkehr, für die Befürworter ist er verkraftbar.»

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Auch Bargen wehrt sich

Die ersten Einspracheverhandlungen letzten Donnerstag haben nicht in einer Einigung resultiert. Die 13 Einsprecher der zwei Kollektiveinsprachen halten diese aufrecht. Mit der Medienmitteilung der Planungskommission (siehe Haupttext) wurde öffentlich, dass zudem die Gemeinde Bargen sowie eine weitere Privatperson Einsprache gegen die geplante Kiesgrube im Challnechwald erhoben haben. Sollte die Kiesgrube am 26. November von der Gemeindeversammlung angenommen werden, entscheidet das Amt für Gemeinden und Raumordnung über die Einsprachen und die Plangenehmigung. msc

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