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Tschugg

«Die Pflichten sind mir zu Freuden geworden»

Seit 1993 hat Elmar Zwahlen als Verwaltungsdirektor die betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten der Klinik Bethesda geleitet. Nun geht er in Pension.

Elmar Zwahlen will als Präsident von Parkinson Schweiz mit dem Gesundheitswesen in Verbindung bleiben. Bild: tsi

Interview: Tildy Schmid

Mitten im bernischen Seeland, zwischen Bieler-, Murten- und Neuenburgersee, liegt am Südosthang des Jolimont die Klinik Bethesda, ein anerkanntes Behandlungszentrum für Neurorehabilitation, Parkinson und Epilepsie. Elmar Zwahlen war während 26 Jahren der Verwaltungsdirektor der Klinik. Er empfängt das BT in einem Raum, das von einem grossformatigen schwarzen Bild in dynamischem Rotanteil dominiert wird. Es suggeriert einen Fussabdruck – ein Thema, über das Zwahlen im Interview sprechen will.

Elmar Zwahlen, beginnen wir mit der Gegenwart. Wie hat Ihr Tag heute begonnen?
Elmar Zwahlen: Der Tagwacht um 6 Uhr folgten zwei Besprechungen, dann eine provisorische Bauabnahme für den Therapieraum und die Cafeteria. Ich überreichte einen Blumenstrauss zu einem runden Geburtstag und anschliessend widmete ich mich der Korrespondenz. Nach dem Mittagessen habe ich Mitarbeiter und Patienten im klinikeigenen Predigtsaal getroffen. Wir haben in einer berührenden Abdankung von einem verstorbenen Langzeitpatienten Abschied genommen.

Sie tragen die Verantwortung für nahezu 350 Mitarbeitende. Wie schaffen Sie ein gutes Arbeitsklima?
Uns allen ist klar, dass die von der strategischen Leitung (Fürsorgeverein, Anm. d. Red.) vorgegebenen Ziele erreicht werden müssen. Dies gelingt nur mit rundum zufriedenem Personal. Zertifikate allein nützen wenig, wenn das Menschliche, die Zuwendung zum Patienten nicht rüberkommt. Ein freundliches «Guten Morgen» trägt den Patienten nach einer vielleicht schlechten Nacht durch den Tag. Darum gehört die gegenseitige Partizipation der Mitarbeitenden für uns zum Alltag. Wir halten Schritt mit der Moderne, investieren auch in die Zufriedenheit der Mitarbeiter und verfügen über eine ausgezeichnete Infrastruktur.

Der Betrieb der Klinik obliegt Ihnen, Elmar Zwahlen. Was steht an in der Kommunikation gegen aussen?
Dank den vielen Betriebsbesichtigungen, die ich durchführe, ergibt sich eine ungezwungene und direkte Kommunikation mit der Bevölkerung. Fragen und Antworten, die das gegenseitige Verständnis vertiefen und Angst und Hemmungen abbauen. In dieser Richtung wirken auch unsere kulturellen Anlässe und Ausstellungen. Es gibt Tage der offenen Tür zu unseren Fachgebieten und Symposien für Ärzte. Auch die Ansprechpartner liegen uns am Herzen. Da sind die Gemeinde Tschugg, das Regierungsstatthalteramt, die kantonale Gesundheitsdirektion und nicht zu vergessen: die Versicherungen. Als Mitglied der Swiss Reha gehören wir zu den führenden Rehabilitationskliniken der Schweiz und das gibt Patienten die Gewissheit, bestmöglichst behandelt und versorgt zu werden.

Sie haben die Entwicklung der Klinik wesentlich mitbestimmt und mitgetragen. Wie sind Sie mit den Verantwortungen umgegangen?
Ich empfand meine Arbeit nie als einen Job, sondern als eine Aufgabe, der ich mich mit umfassender Hingabe widmete und die mich praktisch täglich mit grosser Freude und Genugtuung erfüllte. Ich gehe nicht mit einem weinenden und einem lachenden Auge, sondern mit zwei dankbaren Augen. Dankbar für all die unschätzbaren Begegnungen mit Menschen, für Erlebnisse und Ereignisse, die mich während den 26 Jahren vollumfänglich ausfüllten und beschäftigten. Ich habe im Laufe meiner Jahre mit vier Präsidenten des Fürsorgevereins und drei medizinischen Direktionen die betrieblichen Geschicke der Klinik geleitet und erlebt, dass stetiges Weiterentwickeln zur Tagesordnung gehört. Es galt das Budget von rund 36,5 Millionen Franken nicht nur zu verwalten, sondern sinnvoll einzusetzen. Dazu gehörte die Bedingung, damit auszukommen. Heute sind all die Bauten (alle fünf Jahre ein Grossprojekt, Anm. d. Red.) finanziert und wir als Klinik stehen schuldenfrei da.

Wo haben Sie in all den Jahren Kraft getankt?
Kraft hole ich bei meiner Frau, die rundum für mich da ist. Eine Quelle der Kraft sind auch unsere vier Kinder, die zielstrebig ihren Weg gehen und gottlob darf ich mich auf meine positive Grundhaltung stützen. In der Freizeit bin ich mit Leib und Seele Laienschauspieler, die 25. Aufführung mit meinem Team steht vor der Tür. All dies sorgt für einen Ausgleich zu den Direktionsaufgaben, und ich weiss, ohne mich unterstützende Mitarbeitende wäre es nicht gegangen. Wir haben am gleichen Strick gezogen und erst noch in die gleiche Richtung. Seelisch herausfordernd für mich, aber vor allem für unsere direkt Pflegenden, ist die Betreuung unserer schwerstbehinderten Patienten. Das Leben im Rollstuhl fordert von den Betroffenen, Pflegenden und Angehörigen vielfältige körperliche und seelische Mitarbeit. So ein Schicksal geht an Niemandem spurlos vorüber. Ich habe gelernt, mich an kontroverse Situationen anzupassen. Mein Alltag hat mich mit Genugtuung erfüllt. Kurz gesagt: Die Pflichten sind mir zu Freuden geworden. Als neu gewählter Präsident von Parkinson Schweiz werde ich weiterhin mit Betroffenen und dem Gesundheitswesen in Verbindung zu stehen.

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Kunstausstellung 
«C’est la vie…»
- Vor zwölf Jahren entdeckte Urs Fehlmann nach einem schweren Schlaganfall in der Klinik Bethesda das Malen.
- Noch bis 23. Juli sind seine Bilder im Haupteingang (Loge) zu besichtigen.
- Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 7.30 bis 12 Uhr, 12.45 
bis 19 Uhr. Samstag/Sonntag, 
9. bis 12 Uhr, 13.30 bis 16 Uhr. tsi

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