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Port

Die Schützen sind im Elend

Nach einer umstrittenen Planungsphase hat die Sanierung im Schiessstand Spärs in Port begonnen. Am schlimmsten trifft die Einschränkung die Pistolen-Sektion.

Christian Burri (erster von links), Heinz Burkhalter (zweiter von links) und ihre Schützenkollegen nehmen mit gemischten Gefühlen vom Baubeginn Kenntnis. Bild: Yann Staffelbach
Markus Dähler
 
Aufgrund der nationalen Umwelt-Gesetzgebung müssen kantonale und lokale Behörden ihre Böden sanieren, die zu hohe Bleiwerte und andere Schadstoffe enthalten. Nun sind die Baumaschinen auch im Scheibenstand Spärs in Port aufgefahren. Eine spezialisierte Firma hat die Vorbereitungen für den Einbau von Kugelfängen für zehn Scheiben aufgenommen. Der Rückbau und die Sanierung des Erdreichs hinter den bisher 24 Scheiben im 300-Meter-Stand sowie in jenem der Pistolenschützen beginnen aus ökologischen Gründen im Frühling.
 
Enttäuschung über Nein des Nidauer Stadtrates klingt nach  
Der Schiessbetrieb im Spärs soll aber mit stark reduziertem Scheibenangebot innerhalb der jährlich 64 Schiess-Zeitfenstern zu zwei Stunden weitergehen. «Wir sind überzeugt, dass der Zeitplan eingehalten wird und die rund 60 Schützen der Vereinigten Schützengesellschaft VSG Spärs im nächsten Frühling wieder im gewohnten Rahmen – wenngleich mit weniger Scheiben – schiessen können», sagt der Nidauer Gemeinderat Kurt Schwab. Die geplanten Arbeiten beschränken sich auf das Sicherheits- und Umweltrelevante.
 
Die Enttäuschung der aktiven Schützen war gross, als der Nidauer Stadtrat das Gesamtsanierungsprojekt mit dem Neubau des Schützenhauses vor zwei Jahren bachab schickte. In der Folge sperrte die kantonalen Behörden den Schiessbetrieb auch in Port. Grund war ein fehlendes emissionsfreies und künstliches Kugelfangsystem, das Ende 2020 notwendig gewesen wäre.
 
Als letzte Anlage immer noch blockiert
Dass im Seeland die Anlage im Spärs als letzte und einzige noch immer blockiert ist, scheint auch der aufwendigen politischen, rechtlichen und personellen Situation geschuldet. Mit dem Zusammenschluss der drei Schützengesellschaften Nidau, Port und Brügg übernahm Nidau vertraglich auch die Koordination entsprechend dem bevölkerungsabhängigen Kostenverteiler von 50 Prozent. Die Bauverwaltung der Standortgemeinde Port arbeitete zwar vor zwei Jahren das Sanierungsprojekt aus, Nidau hätte aber dann den Gesamtkredit bewilligen müssen.
 
Dieser umfasste neben der Pflichtanlage für die obligatorischen Übungen der Schiesspflichtigen auch den Bereich für die Schützen im Freizeitbereich: über 300, 50 und 25 Meter mit Gewehren und Pistole.  Dass auch die störungsanfälligen Toiletten und die gesamte sanierungsbedürftige Infrastruktur im Schützenhaus in das Projekt einbezogen werden müsste, war allen Beteiligten klar. 
 
Schwierige Projektorganisation
Und das sind doch einige: Kantonale Militär- und Umweltbehörden, Schiessoffiziere, drei Gemeinderäte und drei Bauverwaltungen mussten gemeinsam mit Bau- und Umweltfachleuten ihre «Hausaufgaben» bis Ende letzten Jahres erledigen. «Die Schützen hatten zwar keinen direkten Einsitz in der Fachkommission, wurden aber über die entscheidenden Schritte regelmässig informiert», sagt der Porter Bauverwalter Tobias Kaiser, der bis im Spätsommer 2019 das Projekt führte.
 
Der Verlust der Pistolen-Sektion schmerzt
«Wir fühlen uns benachteiligt und nicht ernst genommen», sagt dagegen Schützenpräsident Heinz Burkhalter. Seine Gefühle sind sehr zwiespältig. Dass im Spärs ab März 2022 der Schiessbetrieb wieder garantiert ist, lässt ihn zwar hoffen. Der Verlust der ganzen Pistolen-Sektion – rund ein Drittel der Vereinsmitglieder – sowie die Reduktion der Scheiben und die offenen Fragen zur Sanierung des Schützenhauses hinterlassen bei ihm und seinen Kollegen einen «säuerlichen Nachgeschmack». 
 
Neidischer Blick auf die Nachbargemeinden
So wird es künftig kaum mehr möglich sein, dass im Spärs die erfolgreichen Nidauer Match-Schützen, die Leistungssportler in dieser Sparte, ihre Wettkämpfe bestreiten können. Ihnen bleibt der neidvolle Blick in die Nachbargemeinden, wo die Schützen mit dem eidgenössischen Jungschützenkönig und einer amtierenden Schweizermeisterin die Anerkennung und Unterstützung der Behörden geniessen. Dabei stellen die Spärs-Schützen mit Christian Burri aller Unbill zum Trotz den Amtsschützenkönig 2021.

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