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Vögel

Die Schwalben leiden unter der zugepflasterten Umwelt

Rauch- und Mehlschwalben sind bedroht und stehen auf der roten Liste. Auch in der Region fehlen den Vögeln oft Nistmaterial und die Möglichkeit, Nester zu bauen. Dabei kann den Tieren mit einfachen Mitteln geholfen werden.

Die Mehlschwalben haben zunehmend Mühe, einen Ort für ihre Nester zu finden. Bild: pixabay,com
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Lotti Studer

Schwalben haben es bis in die Kunst geschafft. Ihnen wurden unvergessliche Werke gewidmet, so zum Beispiel «Dorfschwalben aus Österreich» von Johann Strauss oder das Jodellied von Adolf Stähli «We d’ Schwälbeli i Süde zieh».

Wer kann sich nicht erinnern, dass sich die Schwalben früher im Spätsommer zu hunderten auf den Stromdrähten sammelten, um ihre lange Reise in den wärmeren Süden gemeinsam anzutreten? Vor dem grossen Flug müssen die Jungvögel ihre Fitness trainieren. Ohne Training würden die Tiere den weiten Flug nicht schaffen.

Heute gibt es kaum noch elektrische Drähte an Masten, die meisten sind unter dem Boden verlegt. Einen Sammelplatz finden die Schwalben aber auch anderswo, schliesslich gab es nicht immer Drähte. Die Gelegenheiten, versammelte Schwalben beobachten zu können, sind jedoch seltener geworden.

Schwalben brauchen unsere Hilfe, schreibt die Vogelwarte Sempach. Es gebe in der Landschaft immer weniger Möglichkeiten für die Vögel, Material für ihre Nester finden. Auch in Vinelz, im letzten Jahrhundert noch ein reines Bauerndorf, geht der Bestand an Schwalben stetig zurück. Etliche Vogelfreunde haben deshalb künstliche Nistkästen unter ihren Vordächern montiert, um den Tieren zu helfen (siehe auch Infobox).

 

«Einfach einen Deckel drauf»

Ein Erlacher empörte sich schon vor vielen Jahren, weil fast alle Naturstrassen geteert wurden. «Einfach einen Deckel drauf», nannte der Naturfreund damals, in den 80er-Jahren das Asphaltieren der Strassen. Wie recht er hatte. Die Vogelwarte schreibt: «Heutzutage sind Schwalben am Haus nicht mehr selbstverständlich, der Glaube an den Glücksbringer ist in Vergessenheit geraten».

Mehl- und Rauchschwalben brüten in Ställen und an Gebäuden unter dem Vordach. Leider werden die Schwalbennester oft zerstört, damit Hausfassaden und Boden frei von Vogeldreck bleiben. «Wie der Mauersegler ist auch die Mehlschwalbe potenziell gefährdet. In unserer zugepflasterten Umwelt, hat sie zunehmend Mühe, Lehm für den Nestbau zu finden» schrieb im Juni die Tierärztin Martina Schybli von der Vogelwarte Sempach in der Hauseigentümerzeitung.

 

Einsatz aller ist gefragt

Mitte des letzten Jahrhunderts lebten in Vinelz nicht weniger als 40 Familien von der Landwirtschaft. Die Bauernhäuser boten den Schwalben unter den tiefen Dächern und in den warmen Ställen beste Voraussetzungen für die Aufzucht der Jungtiere.

Wollen sich die Menschen im Frühjahr auch weiterhin auf die Rückkehr der Schwalben freuen, können sie ihnen mit künstlichen Nestern bei der Aufzucht des Nachwuchses helfen.

Schwalben sollten doch eigentlich zum Dorfbild gehören, schliesslich kündigen sie bei ihrer Rückkehr den Frühling an. Ihnen bei der Jagd nach Nahrung zuzuschauen, ist ein ganz spezielles Spektakel, das direkt vor der eigenen Haustüre beobachtet werden kann und erst noch gratis ist. Vögel sind allgemein aber gar nicht so vogelfrei, wie es im Volksmund heisst. Sie sind ständig im Stress. Zuerst der lange Rückflug aus dem Süden, dann der Nestbau, später das Brüten und die Aufzucht des Nachwuchses und zuletzt wieder der lange Flug in den Süden.

Da wäre doch eine Nisthilfe eine willkommene Geste.

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