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Biel/Frinvillier

Die Taubenlochschlucht ist in Bewegung

Eine Wanderung durch die Taubenlochschlucht ist romantisch und lehrreich zugleich. Wegen Steinschlags waren kürzlich die Zugänge für einige Tage gesperrt. Inzwischen hat die Stadt Biel das Problem gelöst.

Copyright: Carole Lauener

Heidi Flückiger

Die wildromantische Taubenlochschlucht oberhalb von Biel ist ein beliebtes Ausflugsziel. Innerhalb dieser Naturoase sind Wanderer von Felsen, Bäumen, Pflanzen und Höhlen umgeben. Entlang des Fussweges fliesst die Schüss, deren Rauschen der Schlucht eine Stimme gibt. Mittels Info-Rondellen mit deutschen und französischen Texten werden die Besucher im Zusammenhang mit der Schlucht über Ereignisse und Neuerungen informiert.

Im Bereich der Wegmarken erstreckt sich die Schlucht über 1,8 Kilometer. Nicht einberechnet sind die Ein- und Ausstiege, die zusätzlich etwa einen Kilometer ausmachen. Zugänge zur Schlucht gibt es in Bözingen beim ehemaligen Drahtwerk-Areal, über eine Treppe beim Tierpark Biel sowie eingangs des Waldes unterhalb des Dorfes Frinvillier (auf Deutsch Friedliswart). Für Kinderwagen und Rollstühle eignet sich der teils unebene und steinige Wanderweg nicht.

 

Das Gelände wird kontrolliert

Die Taubenlochschlucht ist immer in Bewegung. Deren Gelände wird vor allem von Regen, Schneeschmelzen und starken Winden beeinflusst. «Niederschlagsperioden und Stürme können Auslösefaktor von Baum- oder Felsstürzen sein», sagt Yann Christen, Projektleiter Infrastruktur Tiefbau/Neubau der Stadt Biel. «Wird für Wanderer eine spezielle Gefahr identifiziert, werden die Eingänge der Schlucht gesperrt», sagt er. So geschehen vom 1. bis am 8. Oktober infolge eines Steinschlags, der sich zwischen den Wegmarken 38 und 39 ereignete. Es sind um die 150 Kilogramm Felssplitter auf den Wanderweg gerollt. Ein Wanderer meldete den Vorfall der Polizei.

Das Gelände und der Weg der Taubenlochschlucht sowie die bestehenden Installationen stehen unter Beobachtung. Das Strasseninspektorat der Stadt Biel führt regelmässig Begehungen durch und informiert über nötige Schliessungen der Zugänge. Bei Kontrollen werden Geologen und gegebenenfalls auch Bergführer oder Forstingenieure hinzugezogen.

Wichtig für die Sicherheit ist auch, dass Treppen, Geländer und Sicherheitsketten in gutem Zustand sind. Im Winter werden Unterhaltsarbeiten vorgenommen und es finden Sicherheitsholzungen statt. Im Spätherbst oder im Frühling sind Felsreinigungen und Netzleerungen vorgesehen. An besonders exponierten Stellen wird der Fels gezielt abgesichert oder es werden Netze gespannt. Um Steinschläge zu vermeiden, wurden instabile Steinpartien auch schon mit Hebeeisen von Felsen gelöst.

Ab Bözingen befindet sich der Wanderweg inklusive der Parzelle des Restaurants Des Gorges auf dem Boden der Einwohnergemeinde Biel, wie Yann Christen erklärt. Die Brücke über der Schüss beim Restaurant, gehöre aber schon zur Gemeinde Sauge.

 

Die Geschichte der Schlucht

Die Geschichte der Taubenlochschlucht als Nord-Süd-Verbindung und Eintrittstor in den Jura reicht weit in die Römerzeit zurück. Die Schlucht ist seit 1889 begehbar. Die Taubenloch-Gesellschaft (TLG) Biel setzt sich seit 130 Jahren für die Taubenlochschlucht ein. Sie wurde für deren Unterhalt und Pflege gegründet. Diese Aufgabe hatte die TLG bis zur Jahrtausendwende inne. «Das geschah mit vielen Aktionen, Fronstunden und finanziellen Aufwendungen», sagt der Präsident Paul Blösch. Er übernahm das Präsidium im Jahr 2007 von Friedrich Berger. Der Schutz und der Erhalt der Artenvielfalt der Schlucht sind der Organisation ebenso wichtig wie die Attraktivität als Naherholungsgebiet.

 

Die Finanzen sind begrenzt

Die finanziellen Mittel der Taubenloch-Gesellschaft sind aber begrenzt. Deshalb beschränkt sich der Verein bei Aktionen zur Attraktivierung und Bekanntmachung der Schlucht über ihre Website und auf Kontakte zu Partnern. Dazu arbeiten die Vorstandsmitglieder vor allem mit der Stadtverwaltung Biel, dem Tourismus Biel-Seeland und dem Energie Service Biel zusammen. «Gemeinsam konnte schon viel Neues realisiert werden», sagt Paul Blösch. Zusammen mit der Stadt Biel und anderen Akteuren ist es der Organisation im Jahr 2015 gelungen, den Weg aus der Schlucht zum Tierpark sowie die damit verbundene Bogenbrücke zu neuem Leben zu erwecken. Auch die Realisierung des Picknick-Platzes mit Grillstelle, geht auf die Initiative der zurück. Die Wegbeschilderung wiederum, halten die Berner Wanderwege à jour.

Eine der Attraktionen in der Taubenlochschlucht ist der Wasserfall. «Der ist jeweils am Ostersonntag, am Pfingstsonntag, am 1. August und am Tag der Generalversammlung der Taubenloch-Gesellschaft in Aktion», sagt Anneliese Soom, die Sekretärin der TLG.

Auch das sich in der Taubenlochschlucht befindende Kleinwasserkraftwerk, das im Besitz des ESB ist, stösst bei der Bevölkerung auf Interesse. An Tagen der offenen Tür kann man dort alles über die nachhaltige Stromproduktion mit Wasserkraft erfahren.

 

Die Sage und der Name

Um die Taubenlochschlucht rankt die Sage vom tragischen Schicksal eines Liebespaares, woraus das Krimi-Hörspiel «La Petite Colombe» von Jakob Paul Gillmann entstanden ist. Inwieweit diese Sage der Realität entspricht, darf der Fantasie überlassen werden. Dasselbe für den Ursprung der Bezeichnung Taubenlochschlucht. Es ist nicht wirklich klar, ob die Schlucht wegen den dort lebenden Tauben oder wegen des Tobels so genannt wird.

Info: Mehr zur Namensgebung, zur Sage und zum Hörspiel der Taubenlochschlucht sowie zu einem Video mit einem Drohnenflug durch die Schlucht und zur Taubenloch-Gesellschaft Biel finden Sie unter www.taubenloch.org.

 

Generalversammlung wurde abgesagt

  • Wegen Corona wurde die am Samstag, 17. Oktober, vorgesehene Generalversammlung der Taubenloch-Gesellschaft (TLG) Biel kurzfristig abgesagt. Deshalb ist an diesem Tag der Wasserfall auch nicht in Aktion.
  • Wenn der Wasserfall wieder in Aktion ist und wenn wieder zu Tagen der offenen Tür ins Kleinwasserkraftwerk geladen wird, macht die TLG ab Frühling auf ihrer Website unter der Adresse https://taubenloch.org/aktuell.html publik.
  • Der Verein hat rund 550 Mitglieder.
  • Punkto Mitgliederbeitrag ist die TLG ein Unikum: Mit den entrichteten 150 Franken, wird man Mitglied auf Lebzeiten.
  • Wer an einer Mitgliedschaft interessiert ist, kann das der TLG mit dem Ausfüllen eines Talons kundtun (siehe Website), oder sich bei Paul Blösch unter der Telefonnummer 032 342 33 82 melden. hf

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