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Walperswil

«Die vorgesehene Einfahrt 
ist lebensgefährlich»

In der Gemeinde Walperswil soll eine neue Kiesgrube angelegt werden. 
Dagegen sind drei Einsprachen eingegangen – eine von einem alt Bauvorstand.

Der frühere Gemeinderat Franz Ehrler steht an der Epsachstrasse dort, wo rechts die Einfahrt in die Strasse zur Erschliessung der Kiesgrube Beichfeld geplant ist. Seiner Ansicht nach wird sie eine Gefahrenquelle bilden. Bild: Aimé Ehi

Beat Kuhn

Recycling wird auch in der Baubranche immer wichtiger: Der Anteil an wiederverwertbaren Bauabfällen nimmt zu. Gleichwohl geht der Kanton Bern davon aus, dass neue Kiesgruben geschaffen werden müssen, um den Bedarf zu decken, und zwar nach dem Leitsatz «in der Region für die Region». Nach einer Vorprüfung hat er darum grünes Licht für die Planung einer neu-en Kiesgrube in der Gemeinde Walperswil gegeben. Diese soll im Beichfeld angelegt werden, das zwischen dem Beich-Wald und dem Mättehölzli liegt.

Im Mättehölzli befindet sich zwar bereits eine Grube, doch nach fast sechs Jahrzehnten Abbau ist diese nächstens ausgeschöpft. Es wird bloss noch Bauaushub aus der Region bis etwa 2024 abgelagert, um sie wiederaufzufüllen. Anschliessend wird rekultiviert und aufgeforstet, damit das dortige Land möglichst bald wieder landwirtschaftlich genutzt werden kann. Abgebaut werden soll der Kies in Walperswil auch in Zukunft durch die Kies- und Betonwerk Hurni AG aus Sutz.

Pilotprojekt für Humus

Eine klassische Kiesgrube hat zwei Zwecke: Sie liefert Kies zum Bauen und bietet Platz für das Aushubmaterial, das beim Bauen anfällt. Für die Grube Beichfeld ist im Sinne eines Pilotprojektes aber noch ein dritter Zweck vorgesehen: Auf einem sogenannten regionalen Bodenumschlagplatz soll Humus aus dem Deponiematerial zurückgewonnen und aufbereitet werden. Diesen könnten die Bauern dann in einem vom Kanton bewilligten Gebiet nach eigenem Ermessen auf ihren Feldern verteilen. Dadurch würde die Bodenqualität verbessert, was wiederum gut für die regionale Lebensmittelproduktion wäre.

Damit würde in Walperswil jene Forderung umgesetzt, die Gemeindepräsident Christian Mathys (SVP) in seiner Eigenschaft als Präsident des Bereichs Abbau, Deponie und Transport beim Verein seeland.biel/bienne unlängst in einer Mitteilung des Vereins in allgemeiner Form erhoben hat: «Wichtig wäre, dass wir die oberste Bodenschicht, die bei Bauvorhaben anfällt, nicht als Auffüllmaterial verschwenden.»

Einsprachen zu drei Punkten

Bei der öffentlichen Planauflage der Überbauungsordnung für die Kiesgrube Beichfeld sind laut Gemeindeschreiberin Susanne Wahl drei Einsprachen von Einzelpersonen eingegangen – also keine Kollektiveinsprache. Die Urheber der Einsprachen darf Wahl von Amts wegen zwar nicht nennen – jene Punkte des Projektes, gegen die sich diese richten, dagegen schon. Demnach geht es darin um die Bewässerungsdruckleitung für die Landwirtschaft, den Einlenker in die Erschliessungsstrasse sowie um Wertverminderung.

Einer der drei Einsprecher hat sich gegenüber dem BT selbst geoutet: Franz Ehrler, der vor Jahren für die SVP im Gemeinderat war und dort das Bau- und Planungswesen unter sich hatte. Ihm ist vor allem die geplante Erschliessung ein Dorn im Auge. Anders als jene beim Mättehölzli soll diese von der Epsachstrasse erfolgen, über einen bestehenden Weg, der zu einer Strasse ausgebaut werden soll.

Bei der Einmündung wird diese sieben Meter breit sein, danach etwa halb so breit. Sie führt ziemlich nahe am Burgi-quartier vorbei, in dem Ehrler wohnt.

Auch elf weitere sehen es so

Seine Einsprache begründet dieser zum Ersten damit, dass die Einfahrt von der Epsachstrasse in die neue Erschliessungsstras-se – Zitat – «lebensgefährlich» sei. Dies, weil eine Bodenkuppe den Auto- und Lastwagenfahrern aus Richtung Epsach die Sicht zur neuen Ein- und Ausfahrt verdecke. «Hier kann keine Sicherheit garantiert werden.» Gegenüber dem BT ergänzt der alt Gemeinderat, dass im Mitwirkungsverfahren 2017 neben ihm noch elf weitere Bewohner des Burgiquartiers einen Brief unterzeichnet hätten, in dem dieselbe Besorgnis zum Ausdruck gekommen sei.

Zum Zweiten komme es durch den Lärm und Staub der zahlreichen Lastwagenfahrten, mit denen gerechnet werden müsse, zu einer Wertverminderung seines Wohnhauses um 10 bis 15 Prozent. Den dritten Einwand, dass die Publikation «fehlerhaft und somit ungültig» sei, hat Ehrler inzwischen wieder zurückgezogen.

Das Volk entscheidet

Über die Überbauungsordnung für die Kiesgrube Beichfeld wird an der Gemeindeversammlung vom 27. November entschieden werden. Die Einsprachen dazu wird der Gemeinderat laut Ehrler erst danach behandeln dürfen. Bei einer Ablehnung der Überbauungsordnung werden die Einsprachen hinfällig. «Am liebsten wäre mir, wenn die Kiesgrube Beichfeld gar nicht realisiert würde», sagt er, «und wenn doch, soll wenigstens die geplante Ein-/Ausfahrt sicher gestaltet werden.»

Stichwörter: Walperswil, Kiesgrube

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