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Wileroltigen

Die Zeche zahlen die Autofahrer

Die Fahrenden auf dem Rastplatz bei Wileroltigen haben unterm Strich 838 000 Franken gekostet. Dafür geradestehen muss das Bundesamt für Strassen. Das teure Provisorium dürfte noch Jahre anhalten.

Symbolbild Keystone

Stephan Künzi

Die Fahrenden sind weggezogen, seit Anfang November steht der Autobahnrastplatz bei Wileroltigen wieder den Passanten zur Verfügung, die mit dem Auto oder dem Lastwagen von der West- in die Deutschschweiz unterwegs sind. Nun präsentiert das Bundesamt für Strassen (Astra) die Abrechnung: Das rund achtmonatige Gastspiel der ausländischen Gäste in der Schweiz schlägt mit 850 000 Franken zu Buche.

Dem standen Einnahmen von 12 000 Franken gegenüber, wie Sprecher Mark Siegenthaler auf Anfrage weiter schreibt. Am Astra bleibt damit unter dem Strich ein Minus von 838 000 Franken hängen. Es wird aus dem für den Betrieb der Autobahnen bestimmten Topf finanziert, der seinerseits zum grössten Teil von den Autofahrern selber geäufnet wird – über Mineralölsteuern, über die Autobahnvignette, über die Steuern auf Auto-Importe.

Siegenthaler lässt durchblicken, dass selbst das Astra von der Höhe der Kosten überrascht war. Grösster Brocken war der private Sicherheitsdienst mit zwei Leuten während acht Monaten auf dem Rastplatz – 560 000 Franken insgesamt.

Die Saison der Fahrenden begann dieses Jahr nicht nur früh, sie brachte die Fahrenden auch gleich in Scharen auf den Rastplatz bei Wileroltigen. Bereits Mitte März war das Areal so voll, dass für die Lastwagen kein Platz mehr übrig blieb. Zwei Monate später musste das Astra die Notbremse ziehen und den Rastplatz vorübergehend komplett dichtmachen. Eine solche Schliessung verursache automatisch hohe Kosten, fährt Siegenthaler fort und erwähnt allem voran die Absperrungen, die erst nach Wileroltigen gebracht werden mussten.

Eine Barriere – auch sie musste neu aufgebaut werden – verhinderte fortan, dass mehr als 20 bis 25 Wohnwagen in Wileroltigen haltmachen konnten. Bei grossem Andrang blieb sie unten.

 

Provisorium über drei Jahre

Schon heute rechnet der Bund damit, dass die Fahrenden auch in den kommenden Sommerhalbjahren den Rastplatz bevölkern werden. Gerade erst ist im Anzeiger eine Baupublikation erschienen, in der das Astra um das Aufstellen eines Sanitärcontainers mitsamt den dazugehörigen Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen nachsucht. Als «Provisorium für die Dauer von drei Jahren».

Es wird ein weiterer Schritt hin zu einer besseren Infrastruktur sein, die ihrerseits mithelfen soll, die Betriebskosten zu senken. Das jedenfalls stellt Siegenthaler in den Raum, wenn er sagt: Wenn die Fahrenden ihre eigene Anlage benutzen könnten, komme es automatisch zu weniger Reibungsflächen mit den Passanten. Dann könne man vielleicht das Sicherheitspersonal reduzieren.

 

Eine Sache der Kultur?

Offen bleibt, ob das Astra auch in Zukunft die Kosten übernehmen muss. Schon länger gibt es Stimmen in der Bundesverwaltung, die das Bundesamt für Kultur in der Pflicht sähen. Weil es letztlich darum gehe, die spezielle Lebensweise einer kulturellen Minderheit zu unterstützen.

Der Kanton Bern jedenfalls sieht die Sache so. Bis 2024 will er gleich nebenan für 3,3 Millionen Franken einen fixen Transitplatz für ausländische Fahrende einrichten, und er rechnet bereits heute damit, dass er diesen nicht kostendeckend betreiben kann. Die Defizite will er mit Kulturgeldern decken – allerdings zu deutlich tieferen Kosten. Als Regierungsrätin Evi Allemann das Projekt Anfang Jahr näher erläuterte, sprach sie von 20 000 bis 60 000 Franken pro Jahr.

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