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Grenchen

Diese Herren wollen uns ordentlich durchpusten

Das österreichische Bläserensemble Mnozil Brass freut sich, wieder live spielen zu dürfen. In Grenchen präsentieren Sie «Gold – mit Abstand das Beste». Mit Betonung auf «Abstand», verrät Tubist Wilfried Brandstötter.

Sie sind bereit: Wilfried Brandstötter (oben links) und seine Mnozil Brass wollen endlich wieder Konzerthallen füllen. zvg/Daniela Matejschek
  • Dossier
Interview: Andrea Butorin
 
Wilfried Brandstötter, endlich dürfen Sie mit Mnozil Brass wieder auftreten – und spielen am Donnerstagabend in Grenchen. Sind Ihre Instrumente schon wieder warm, oder brauchen Sie noch etwas Eingewöhnungszeit?
Wilfried Brandstötter: Nein, die benötigen wir nicht mehr. Wir haben im Juli in Spanien, Frankreich, Deutschland und Österreich insgesamt zehn Konzerte gespielt. Das Tour-Feeling ist also schon wieder a bisserl da. Im August machten wir Sommerpause, und jetzt geht es wieder los. 
 
Somit wissen Sie bestens Bescheid über die Coronapolitik der verschiedenen Länder.
(lacht) die ist höchst unterschiedlich, sag ich Ihnen.
 
Wie haben Mnozil Brass die Coronapause erlebt?
Es ist natürlich nicht lustig, wenn man an Programmen arbeitet und dann auf einmal so eine Zwangspause kommt. Wir sind kein Orchester oder Konzerthaus, das staatliche Förderung erhält. Sondern wir gehen mit unseren Projekten quasi immer in Vorleistung, bucht Flüge, Hotels ... Der erste Lockdown war ja absehbar. Aber dass es so heftig wird und so lange dauert ...
 
Kamen Existenzängste auf?
Naja, ich glaube, dass wir es im Vergleich zu vielen anderen Musikerinnen und Musikern insofern gut hatten, dass wir vorher jährlich 80 bis 100 Konzerte gegeben haben, und somit ein gutes Einkommen da war. Allerdings ist die ganze Geschichte ja noch nicht vorbei. Bis der ganze Betrieb wieder am Laufen ist, dauert es sicher noch zwei bis drei Jahre. Und unterdessen verändern sich die Dinge: Wenn man sein Publikum zwei Jahre nicht mehr bedienen kann, gerät man vielleicht in Vergessenheit. Oder die Leute sagen sich: «Ach, zuhause wars doch immer sehr gemütlich, da gehen wir mal nicht mehr so an Konzerte.» Zudem ist es derzeit schwierig, Tickets zu kaufen, weil man nie genau weiss, was einen erwartet. Der nächste Lockdown? Oder ein halber? Wir spüren, dass die Menschen beim Ticketkauf eher zögerlich sind. 
 
Hatten Sie in der Zeit des Stillstands Ihre Tuba mal länger weggelegt?
Nein. Ich unterrichte an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Da lief der Einzelunterricht normal weiter, bis auf wenige Wochen, in denen wir auf Online-Lehre umstellen mussten. Da schaut man natürlich, dass man selbst im Schuss bleibt. 
 
In Grenchen präsentieren Sie das Programm «Gold – mit Abstand das Beste». Das ist nett von Ihnen, die anderen kriegen somit bloss das Zweitbeste zu sehen. Was erwartet das Publikum?
Es ist ein Stück weit ein Pandemieprogramm. Der Titel bezieht sich auf die Abstandsregel, auf die so wahnsinnig viel Wert gelegt wurde. Und so gibt es auch im Programm ein paar Anspielungen darauf. 
 
Sie touren nun mindestens ein Jahr lang mit zwei Programmen – «Gold» und «Phoenix» – gleichzeitig durch Europa. Ist das der Pandemie geschuldet? Und ist das nicht schwierig, kein Durcheinander zu machen?
Nein, wir hatten eigentlich immer zwei Programme parallel am Laufen. Manchmal waren es sogar drei. An vielen Orten treten wir immer wieder auf, und dann ist es gut, wenn man regelmässig etwas Neues anbieten kann. 
 
Wer besucht gewöhnlich Ihre Konzerte, und wen hätten Sie gern mal da?
Wir sind sehr froh, dass wir einen ausgewogenen Publikumsmix haben. Menschen, die Brass oder Blasmusik mögen, sind in allen Altersgruppen und Schichten zu finden und Gott sei Dank auch geschlechtsunabhängig. Somit haben wir keine Wünsche offen und sind einfach nur glücklich, wenn sich unsere Konzerte gut verkaufen und die Hallen voll sind. 
 
Bei Mnozil Brass halten sich Musik und Humor die Waage. Doch der Humor bleibt einem in diesen Tagen doch ab und zu stecken. Wie geht die Band damit um?
Ich denke, dass die Leute eh genug beschäftigt sind mit dem Verarbeiten von all den unangenehmen Nachrichten, mit denen sie 24/7 versorgt werden. Unsere Gruppe hat immer schon ausgezeichnet, dass wir die Leute mal für zwei Stunden aus ihrem Alltag herausnehmen und sie zum Lachen bringen. Sie können sich fallen lassen, den Kopf freikriegen und sich von uns ordentlich durchpusten lassen. Das betrachte ich als unsere Aufgabe. 
 
Wie haben Sie die ersten Konzerte im Sommer erlebt?
Wir haben gemerkt, dass das Publikum wahnsinnig froh ist, dass wieder Liveacts stattfinden. Vieles war ja während der Pandemiezeit ins Internet abgewandert, aber das kann man überhaupt nicht vergleichen. Online ist alles viel steriler. Man ist dort nicht Teil des Ganzen, riecht und schmeckt nichts und hört auch nur begrenzt. Sich für ein Konzert herzurichten, vorher was essen, in der Pause etwas trinken und mit Freunden zu quatschen, all das fehlt. An den Konzerten erlebten wir eine wahnsinnig schöne und gelöste Stimmung. Das ist ein Riesenunterschied. 
 
Es gibt also etwas nachzuholen. 
Auf jeden Fall. 
 
Haben Sie persönlich Konzerte auch vermisst – sofern Sie überhaupt Zeit dafür haben?
Schon, das muss ich sagen. Es ist ein anderes Aufnehmen von Musik und Kultur, wenn man es gemeinsam mit anderen tut. Da unterscheiden sich Musiker nicht von der «normalen Bevölkerung». Im Moment ist auf allem der Deckel drauf, und es ist im wahrsten Sinn des Wortes bisserl schwierig, frische Luft zu kriegen. Livekonzerte fühlen sich an, wie wenn der Deckel wieder hochgeht. 
 
Info: Mnozil Brass spielen am Donnerstagabend um 20 Uhr im Parktheater Grenchen anlässlich der Internationalen Musikwoche Grenchen /img-grenchen.ch/
 
 
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Mnozil Brass
die Musiker lernten sich als Studenten an den Musikantenstammtischen des Wiener Gasthauses Mnozil kennen, woraus 1992 die humoristische Blechbläser-Combo Mnozil Brass entstand. 
Das (ohne Noten vorgetragene) Repertoire umfasst alle Stile von Volks-, Blas- Popmusik bis hin zu Oper und Operette. Ausserdem bietet die Band humoristische und Gesangseinlagen dar.
Die Band präsentiert fast jährlich ein neues Programm, wirkte in vier Theaterarbeiten mit und komponierte 2006 die Filmmusik zum Spielfilm «Freundschaft». 
2006 gewannen sie den Kabarettpreis Salzburger Stier. 
 
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Tickets zu gewinnen
Das BT verlost 2x1 Eintritt für «Gold, mit Abstand das Beste» von Mnozil Brass vom Donnerstag, 16. September, 20 Uhr, im Parktheater Grenchen.
Mitmachen per Mail: bis heute Abend auf verlosungen@bielertagblatt.ch mit dem Stichwort «Mnozil Brass» und Ihrer genauen Adresse. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt und erhalten die Tickets per E-Mail oder an der Abendkasse.

 

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