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Doppelspur aufgegleist

Die einspurigen Nadelöhre auf den Bahnstrecken Neuenburg-Biel und Neuenburg-Bern werden ausgebaut. Ligerz bekommt einen Tunnel. Nun können Betroffene Einwände vorbringen.

  • 1/12 Zwischen Ins und Müntschemier. Bild © Adrian Streun
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BEAT KUHN

Zwischen Bern und Paris verkehren pro Tag zwei TGV. Am Morgen fährt einer um 7.29 Uhr in Bern ab, am Abend kommt einer um 22.30 Uhr an. In Frankreich jagt der Zug mit 300 Sachen auf Hochgeschwindigkeitsgleisen dahin. In der Schweiz dagegen ist er eher langsam unterwegs und das zum Teil auf einspurigen Geleisen. So auch im Seeland zwischen Kerzers, Müntschemier, Ins und Gampelen. Der TGV veranschaulicht die beiden Bahn-Welten, die im Seeland aufeinandertreffen, am eindrücklichsten: Hier der internationale Fernverkehr des 21. Jahrhunderts, dort Bummelzüge auf einspurigen Trassees wie im 19. Jahrhundert.

 

Rund 250 Züge pro Tag

Die beiden Welten treffen aber nicht nur zwischen Bern und Neuenburg aufeinander, sondern auch auf der Strecke Biel-Neuenburg. Dort ist zwar nur der kurze Abschnitt zwischen Twann und Ligerz einspurig. Doch das hat grosse Folgen. Denn die Jurasüdfusslinie ist die wichtigste Ost-West-Achse des Schienengüterverkehrs und eine der zwei Hauptachsen zwischen dem Mittelland und der Westschweiz.

Rund 250 Intercity-, Regional- und Güterzüge fahren pro Tag das nordwestliche Bielerseeufer entlang, einschliesslich dieser einzigen Einspurstrecke zwischen Bodensee und Genfersee. Jeden Tag müssen Personen- und Güterzüge hier stoppen, um verspätete Züge aus der Gegenrichtung abzuwarten - was dann natürlich zu weiteren Verspätungen führt. Und an einen Ausbau des Angebotes ist gar nicht zu denken.

 

Interessenkonflikte aufspüren

Abhilfe bei den Nadelöhren auf diesen beiden Strecken ist seit Jahren eingefädelt. Nun hat der aktualisierte Richtplan des Bundes, der «Sachplan Verkehr, Teil Infrastruktur Schiene», die Phase des Anhörungsverfahrens erreicht (siehe Infobox). Durchgeführt wird dieses Verfahren von der Abteilung Kantonsplanung im kantonalen Amt für Gemeinden und Raumordnung. Zuständig für Biel, Seeland und Berner Jura ist Matthias Fischer.

Ihm zufolge geht es beim Anhörungsverfahren um die «frühzeitige räumliche Abstimmung der Vorhaben und das Aufzeigen möglicher Interessenkonflikte, nicht aber um Variantenentscheide oder konkrete Linienführungen». Mögliche räumliche Nutzungskonflikte seien solche mit Anliegen des Städtebaus sowie des Landschafts- und Denkmalschutzes. Des Weiteren geht es laut Fischer um das Einholen von Hinweisen auf Vor- und Nachteile einzelner Ausbauoptionen.

 

Doppelspur als Entlastung

Laut Fischer ist die noch weitestgehend einspurige Strecke Bern-Neuenburg durch den Fernverkehr und die S-Bahn sowie den internationalen Fernverkehr «bereits heute hoch belastet». Das Angebot soll aber sogar noch vergrössert werden. Zudem soll die Strecke an das europäische Hochleistungseisenbahnnetz angeschlossen werden. Im Seeland will man auf den Abschnitten Kerzers-Ins und Gampelen-Zihlbrücke Doppelspur realisieren. Anschliessend will man diese auf Neuenburger Seite zwischen Thielle und dem Bahnhof Marin-Epagnier verlängern.

Ebenfalls auf Doppelspur verbreitert werden soll der Abschnitt Twann-Ligerz. Weil der Platz neben der Uferstrasse ohnehin schon knapp ist, hat man vor, dafür einen Tunnel zu bauen. Es existieren zwei Varianten: eine kurze von Twann bis Ligerz und eine lange von Twann bis Schafis. Deren Vor- und Nachteile werden nun im Rahmen des Anhörungsverfahres abgewogen.

 

Ligerz klar gegen Kurzvariante

Die Gemeinden haben die Unterlagen für die Anhörung gerade erst erhalten, darum sind noch kaum Stellungnahmen zu bekommen. In einer ersten Reaktion hielt der Ligerzer Gemeindepräsident Andreas Fiechter gestern aber fest, dass seine Gemeinde schon lange für einen Bahntunnel kämpfe. «Wir erwarten, dass der Tunnel nun so schnell wie möglich realisiert wird. Eine Kurzvariante würden wir allerdings vehement bekämpfen.» Nach dem Doppelspurausbau werde Ligerz zwar keinen Bahnhof mehr haben, doch, so Fiechter: «Durch eine Buslinie zwischen La Neuveville und Twann soll dieser Nachteil kompensiert werden.»

 

Ins fordert Unterführungen

Ins begrüsst den Doppelspurausbau grundsätzlich, wie Gemeindeschreiber Martin Boss gestern sagte. Das Teilstück Bahnhof Ins-Gampelen ist schon ausgebaut, das Teilstück Bahnhof Ins-Müntschemier folgt noch. Die höheren Zugfrequenzen, wie sie durch den Ausbau möglich werden, würden eine bessere ÖV-Anbindung der Gemeinde und der Region Erlach bedeuten, so Boss.

Ein Nachteil sei, dass bei mehr Zügen die Barrieren öfter und länger geschlossen bleiben. Das könne insbesondere auf der Kantonsstrasse Ins-Sugiez Probleme geben. «Es ist aber bekannt, dass beim Kanton eine Projektstudie für eine Unterführung vorhanden ist.» Weiter, so Boss, sei zu befürchten, dass der Bahnübergang beim Inforama aufgehoben wird. Für die Landwirtschaft und das Inforama sei dieser aber sehr wichtig. Darum müsse er erhalten bleiben oder durch eine Unter- oder Überführung ersetzt werden. Für den Übergang Moosgasse/Murtenstrasse fordert er eine Unterführung.

Planer Matthias Fischer ist optimistisch: «Wir erwarten zum jetzigen Zeitpunkt keine ‹No-Gos›, sprich absolute Ausschlusskriterien für die vorgesehenen Dopperspurausbauten.» In einem Monat wird man mehr wissen.

 

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