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Schüpfen

Drei Alteingesessene wollen neues Amt

Am 28. Oktober treten zwei aktuelle und ein ehemaliger Gemeinderat für die Nachfolge von Gemeindepräsident Ueli Hunziker an. Für den Fototermin durften sie sich einen Ort in Schüpfen aussuchen, der für sie bedeutungsvoll ist.

Schüpfen wählt am 28. Oktober die Nachfolge von Gemeindepräsident Ueli Hunziker. Bild: Olivier Sauter/a

SIMONE LIPPUNER

Martin Schlup, SVP

Er liebt sein Dorf. Er liebt es, Bauer zu sein. Und er will dafür sorgen, dass Schüpfen den ländlichen Charme nicht verliert.


Fototermin Mühleteich: Martin Schlup will den Hochwasserschutz vorantreiben. © Susanne Keller

Die Forellen im Teich im Schüpfner Oberdorf ziehen gemächlich ihre Runden. Nein, fürs Fischen habe er keine Geduld, sagt Martin Schlup. Den Ort habe er als Treffpunkt ausgewählt, weil er «einfach schön» sei. «Und weil sauberes Wasser für mich grundsätzlich ein wichtiges Thema ist.» Der Teich ist der Überlauf der Mühlequelle, welche in den Dorfbach fliesst. Schüpfens Sorgenkind punkto Hochwasser ist aber der Chüelibach: Eines der grössten Projekte in der Gemeinde sei der Hochwasserschutz, sagt Schlup.

Auch einer der Tiefpunkte in Schlups Laufbahn als Gemeinderat ist aufs Hochwasser zurückzuführen: Schüpfen wehrte sich 2008 vehement gegen den finanziellen Verteilschlüssel am 50 Millionen teuren Lyssbachstollen. «Da wurde hart gegen uns geschossen, in der Presse kamen wir ganz schlecht weg», sagt der 51-Jährige. Doch sei es nur richtig gewesen, dass der Gemeinderat sich gegen das Geschäft gewehrt habe, ist Schlup auch heute überzeugt. «Der Verteilschlüssel wurde zu unseren Gunsten abgeändert.»

Schlup, der Selbstsichere
So politisiere man in Schüpfen: ehrlich, direkt. «Mit einer gesunden Streitkultur.» Bis er 40 war, engagierte sich Schlup in der Politik wenig. Seine vier Kinder – darunter Drillinge – und der Hof auf dem Schüpberg verlangten seinen vollen Einsatz. 2004 kam er in den Gemeinderat, wurde 2008 wiedergewählt, seit 2010 sitzt er im Grossen Rat. Nun will der Landwirt Gemeindepräsident werden. Wieso? «Ich bin hier geboren, ich liebe mein Dorf und habe Führungserfahrung.»

Bisher stand Schlup den Gemeindebetrieben vor. Als Gemeindepräsident möchte er sich für ein «moderates Wachstum» einsetzen, dafür, dass Schüpfen seinen ländlichen Charme nicht verliert. «Es wird kräftig gebaut derzeit. Das passt mir und vielen Einwohnern nicht.» Man müsse als Politiker aber auch ein dickes Fell haben, Komplimente kämen einem selten zu Ohren. Schlup muss es wissen: Im Januar 2009 wurde er von einer Gruppe Jugendlicher zusammengeschlagen, er verlor einen Zahn. «Ich werde immer noch auf diesen Vorfall angesprochen.» Heute sei es rund um die renitente Clique ruhiger geworden, Handlungsbedarf sieht er keinen.

Schlup, der Sehnsüchtige
Schlup malt sich gute Chancen aus, den Sprung auf den Thron zu schaffen. Fifty-fifty gar, wie er sagt. Sicher werde die Wahl auf die SVP oder die BDP fallen; «Schüpfen ist halt das bürgerliche Minger-Dorf.»

Zwischen Stall, Sessionen und sportlicher Betätigung im Turnverein oder auf dem Velo bleibt Schlup nicht mehr viel Zeit für sich und seine Träume. Dabei hegt er einen ganz grossen: von einer Reise nach Russland. «Die Kälte, die Menschen dort, das muss ich einfach einmal sehen.»


Peter Gerber, BDP
Er hat gerne den Gesamtüberblick: ein Grund, weshalb er nach acht Jahren im Gemeinderat Präsident werden möchte.
 


Fototermin Schulhaus: Hier hat Peter Gerber gelernt, mit Zahlen zu jonglieren. © Stefan Anderegg

Zwei Jahre lang war Peter Gerber alleinerziehender Vater von zwei pubertierenden Jungs. Eine wertvolle Lebenserfahrung sei das gewesen, sagt der 47-Jährige. Er habe gelernt, stets die richtige Flughöhe zu finden, zuzuhören, lösungsorientiert zu handeln. «Und den Überblick nicht zu verlieren», sagt Peter Gerber.

Alles Attribute, die er als Vater, als Direktor der Berner Spitäler Tiefenau und Ziegler und vielleicht bald auch als Gemeindepräsident von Schüpfen einsetzen kann. Peter Gerber hat in der Seeländer Gemeinde einen politischen Senkrechtstart hingelegt: Vor vier Jahren wurde der Ex-SVPler als erstes BDP-Mitglied mit dem besten Resultat in den Gemeinderat gewählt. Für ihn sei es sozusagen die «logische Folge», sich für das Präsidium zur Verfügung zu stellen.

Gerber, der Goalie
Für den Fototermin hat sich der gelernte Elektromechaniker und technische Kaufmann das Primarschulhaus in Schüpfen ausgewählt. Hier hat Gerber Lesen und Schreiben gelernt. Und Rechnen. Dieses Fach scheint ihm zu liegen – seit acht Jahren steht er dem Ressort Finanzen vor und präsentiert bei jeder Wintergemeindeversammlung schwarze Zahlen. «Eine Steuersenkung wäre mal fällig, aber überstürzen möchte ich das nicht.»

Peter Gerber zweifelt nicht daran, dass sich sein Beruf mit dem Amt des Gemeindepräsidenten vereinbaren lässt. «Mit meinen Chefärzten habe ich das abgesprochen und erhalte grossen Rückhalt.» Früher habe er als Eishockeygoalie mehrmals pro Woche trainiert. Dieses Hobby hat er auf Eis gelegt. «Und ungefähr diesem zeitlichen Aufwand entsprechen meine politischen Tätigkeiten.»

Als Goalie musste Gerber jahrelang Pucks abwehren. Als Politiker schiesst er nun die Tore: Jedes Geschäft hat Gerber in den letzten acht Jahren bei den Schüpfenern problemlos durchgebracht. Als grösste Genugtuung verbucht der Finanzchef den Bau des neuen Medizentrums auf seinem Konto, «wegweisend für viele andere Gemeinden» sei die neue Dienstleistung, findet Spitaldirektor Gerber.

Gerber, der Geniesser
Peter Gerber ist in Schüpfen aufgewachsen. «Hier habe ich eine tolle Jugend verbracht.» Deshalb wolle er dem Dorf auch etwas zurückgeben. Als Gemeindepräsident würde er primär das Projekt «Betreutes Wohnen im Alter» vorantreiben. «Für die Jungen gibt es eine gute Infrastruktur. Nun ist es Zeit für ein Seniorenzentrum.» Auch eine Verwaltungsreform stünde bei ihm demnächst auf dem Programm.

Mittlerweile lebt Gerber mit seiner neuen Partnerin das Modell Patchwork-Familie. Er sei der ruhige Geniessertyp, sagt Gerber, der sich vom Alltag am liebsten in der Natur erholt.



Werner Baumberger, SP
Er sass schon einmal sechs Jahre im Gemeinderat. Nun ist der 61-Jährige hochmotiviert, sein politisches Comeback zu geben.


Fototermin Altersheim: Werner Baumgartner will sich für die Senioren einsetzen. © Urs Baumann

Am liebsten wäre ihm ja eine Frau gewesen. Die Finger wundtelefoniert habe er sich, sagt Werner Baumberger. «Doch keine, die ich angefragt habe, traut sich das Amt der Gemeindepräsidentin zu», sagt der 61-Jährige. Seine Wahlchancen malt sich der Sozialdemokrat nicht rosig aus – Schüpfen sei ein bürgerliches Dorf. «Aber es ist machbar.»

Baumberger stand von 2003 bis 2008 als Gemeinderat dem Ressort Soziales vor. Ein Herzleiden zwang ihn dazu, kürzerzutreten. Nun sei er gesund und fühle sich gut. Um nicht erneut bis obenhin mit Arbeit eingedeckt zu sein, lässt sich Baumberger nächstes Jahr frühzeitig pensionieren. Seit 14 Jahren arbeitet er als Produktionsleiter bei der Ingredienza-Teigwaren-Manufaktur in Bern. «So hätte ich dann sicher genügend Zeit für das politische Amt.»

Baumberger, der Babyfan
Werner Baumberger ist seit 25 Jahren mit seiner Frau verheiratet, sie hat eine Tochter und einen Sohn in die Ehe gebracht. Kürzlich ist das erste Urgrosskind zur Welt gekommen. Toll sei das, den Kinderwagen durchs Dorf zu schieben, grinst der gelernte Chemiker. Er mag Kinder und Jugendliche, hat einen guten Draht zu ihnen. Doch für die Jungen habe Schüpfen viel getan: der Mittagstisch, eine neue Kita, die Aufstockung der Jugendarbeit. «Nun sind die älteren Einwohner an der Reihe.»

Ein Projekt liegt ihm diesbezüglich besonders am Herzen: «Betreutes Wohnen im Alter». «Seit Jahren engagiere ich mich dafür. Doch bisher scheiterte das Vorhaben am Geld.» 20 Wohnungen und zehn Pflegezimmer sollen auf dem Land beim Altersheim entstehen.

Dann wären da die Solarpanels, die aufs Turnhallendach gehören. «In Schüpfen muss die Energiewende eingeläutet werden.» Oder die Gemeindeversammlung, die er peppiger gestalten will, zum Beispiel mit einer Filmvorführung als letztem Traktandum. «Was das politische Interesse der Einwohner betrifft, ist in Schüpfen mehr Potenzial vorhanden.» Auch das Wachstum der Gemeinde ist ihm wichtig; Baumberger will es nach dem Bauboom aber auf ein moderates Niveau bringen.

Baumberger, der Beispielhafte
Die Themen gehen dem SPler nicht aus, seine Lust, die politische Bühne erneut zu bespielen, scheint unbändig. Es sei nun, nach jahrzehntelanger SVP-Herrschaft, auch Zeit für einen Wechsel. «Verschiedene Leute haben mich deshalb um eine Kandidatur gebeten.» Er sei ein vermittelnder Mensch, der stets nach einem gangbaren Weg suche.

Ein Beispiel: Vor nicht allzu langer Zeit strandeten rund 30 Jugendliche aus Münchenbuchsee in Schüpfen. «Sie wollten beim Jugendtreff eine Schlägerei anzetteln, es ging um ein Mädchen.» Gemeinsam mit Jugendarbeiter Tobias Weber konnte Baumberger die Wogen glätten. «Mit Reden erreicht man meistens sehr viel.»

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