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Gals

Drei Einsprachen aus 300 Metern Distanz

Ein Einwohner blockiert den Ausbau des Streethockeyplatzes und den Bau einer Fernwärmezentrale in Gals. 
Er befürchtet eine Wertminderung seiner Liegenschaft durch Lärm vom Spielfeld und Rauch aus der Heizzentrale.

Im Rückstand: Einsprachen behindern die bauliche Anpassung des Streethockeyfelds ans Nationalliga-A-Niveau und den Bau einer Fernwärmezentrale daneben. Matthias Käser/a
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Beat Kuhn

Was ist der Unterschied zwischen Biel und Gals? Biel hat ein modernes Stadion, aber einen Fussballclub, der in der 2. Liga dümpelt, und einen Eishockeyclub, der zwar in der Nationalliga A ist, aber bis vor Kurzem abstiegsgefährdet war. Gals hingegen hat einen Streethockeyclub, der weit oben in der Nati B spielt, aber sich mit einem erneuerungsbedürftigen Spielfeld begnügen muss (siehe Zweittext).

Um dem Club nicht vor der Sonne zu stehen, haben die Galser im letzten Jahr 200 000 Franken bewilligt: 73 von 75 Anwesenden sagten an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung im August 2015 Ja zur Anpassung an bauliches Nationalliga-A-Niveau. Im Gegenzug muss der Sportverein Gals, zu dem der Streethockeyclub gehört, der Gemeinde künftig eine Gebühr entrichten.

Wertminderung befürchtet

Doch nun steht dem Club doch etwas vor der Sonne: Ein Einwohner hat beim Regierungsstatthalteramt Seeland gegen den Ausbau des Streethockeyplatzes Einsprache eingelegt. Laut Gemeindeverwalter Martin Schneider befürchtet dieser, dass seine Liegenschaft durch Lärm vom Streethockeybetrieb eine Wertminderung erleidet – obwohl die Anlage ja bereits heute besteht.

Mit einer zweiten Einsprache wehrt sich derselbe Einwohner gegen die neben dem Spielfeld geplante Fernwärmezentrale. Dort hat er Angst vor einer Wertminderung durch den Rauch aus dem Kamin. Zwischen den benachbarten Projekten besteht insofern ein Zusammenhang, als man für die Vergrösserung des Spielfeldes die Bauarbeiten für die Heizzentrale abgewartet hatte. Wegen des Platzbedarfs für Letztere wird zudem das ebenfalls dort befindliche Beachvolleyfeld leicht verlegt.

«Aus näherer Umgebung»

Beim Einsprecher handelt es sich nicht um einen Anwohner, sondern um jemanden, dessen Liegenschaft laut Martin Schneider in 300 Metern Entfernung vom Streethockeyfeld und dem Standort der geplanten Heizzentrale liegt.

Auch Regierungsstatthalterin Franziska Steck spricht gegenüber dem BT nicht von einem Anwohner, sondern von jemandem «aus der näheren Umgebung 
des Streethockeyfeldes». Dieser bringe vor, «der Lärm des Streethockeyfelds sei übermässig». Um wen es sich bei dem Einsprecher handelt, dürfen weder Steck noch Schneider bekannt geben.

Studie verneint zu viel Lärm

Aufgrund der Einsprache hatte das Regierungsstatthalteramt verlangt, dass die Gemeinde «eine Lärmstudie» in Auftrag gebe. Diese liegt inzwischen vor. Laut einer Kurzmeldung im Gemeindeblatt hat die «durch ein qualifiziertes Büro erstellte» Studie ergeben, «dass sämtliche Emissionen, die vom Streethockeybetrieb ausgehen, innerhalb der Toleranzwerte liegen».

Steck bestätigt den Befund der Lärmstudie und fügt an, dass ihr Amt diese gegenwärtig im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens überprüfe, zusammen mit der Lärmfachstelle der Kantonspolizei. So gehe man «sogar bei Anlagen oder Gewerbebetrieben vor, die noch überhaupt nicht vorhanden sind», sagt sie. «Aufgrund von Erfahrungswerten kann man eine recht verlässliche Prognose machen.»

Das Ergebnis der Überprüfung steht noch aus, es soll aber bald vorliegen. Doch warum wird eine professionell erstellte Lärmstudie eigentlich überprüft? Steck: «Eine solche Studie könnte theoretisch von der Auftraggeberin, also hier der Gemeinde Gals, beeinflusst werden und darf daher nicht einfach ‹ungschauet› übernommen werden.»

Baubewilligung für Zentrale

Der besagte Einwohner monierte auch, die Wärmezentrale der Gemeinde gehöre nicht wie im vorliegenden Fall in eine «Zone für öffentliche Nutzung» für sportliche Zwecke. Gegen eine entsprechende Änderung des Baureglements hat der Einwohner dann noch eine dritte Einsprache eingereicht.

Gestern gab es eine gute Nachricht für die Gemeinde: Laut dem Gemeindeverwalter ist die Baubewilligung für die Heizzentrale eingetroffen. Allerdings betont Schneider, dass der Entscheid der Regierungsstatthalterin vom Einsprecher weitergezogen werden kann. Baukommission und Gemeinderat wollen darum weiter Alternativstandorte prüfen, «damit die Zentrale sicher auf Winter 2017/18 betriebsbereit ist».

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Aufstieg in die Nati A wäre ein Problem

Reto Schwab, Leiter der Sektion Streethockey beim Sportverein (SV) Gals, klagt: «Das Einspracheverfahren verzögert alles extrem.» Der von der Gemeindeversammlung letztes Jahr bewilligte Kredit sieht eine Vergrösserung des Spielfeldes um acht Meter in der Länge und vier Meter in der Breite vor. Dies, damit es den Anforderungen der Nationalliga A genügt – von der die erste Mannschaft, der SV Gals 1, nicht weit entfernt ist.

Kommt hinzu, dass immer wieder Spieler Angebote von Nationalliga-A-Vereinen erhalten, wie etwa vom Strassenhockey Club (SHC) Grenchen-Limpachtal 1 oder vom Strassenhockeyklub (SHC) Bettlach 1. «Die jetzige Situation macht es nicht einfacher, Spieler zu halten, sie werden ungeduldig», sagt Schwab.

Darüber hinaus besteht ihm zufolge dringend Sanierungsbedarf für die 15 Jahre alte Anlage. Diese sei «stark baufällig»: Die Holzbande sei morsch, das Fangnetz spröde und die Beleuchtung minimal. «Kurzum, es fehlt an allen Ecken und Enden.» bk

Stichwörter: Streethockey, Bau, Gals

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