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Jura

Ein bisschen Aussicht gibt es doch noch

Rauf, rüber, runter: So könnte man die Wanderung von der Taubenlochschlucht via Romontberg bis nach Grenchen zusammenfassen. Doch das würde der fünfstündigen Tour nicht gerecht. Denn auch wenn das Mittelland im Dunst liegt, gibt es einiges zu sehen.

Wenigstens die Juraseen sind bei dieser dunstigen Wetterlage vom Romontberg aus erkennbar. Die Alpen dagegen scheinen inexistent. Bild: Andrea Butorin
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Andrea Butorin

Man könnte es sich einfacher machen. Und zwar, indem man folgende Wanderung in umgekehrter Richtung absolviert und auf dem Untergrenchenberg beginnt. Doch einen Berg zu erwandern, statt bloss hochzufahren, hat auch seinen Reiz.

Start ist deshalb bei der Taubenlochschlucht, Biels spektakulärster Naturschönheit. Deren Eingang liegt auf 446 Metern über Meer. Die schroffen Felsen, in die der Wanderweg hineingehauen ist, und das tosende Wasser der Schüss faszinieren die Besucher.

Vielleicht sind auch die Tauben aus Faszination in die Schlucht gezogen. Sie haben sich in den Ritzen der unterschiedlichen Gesteinsschichten niedergelassen und scheinen sich hier wohler zu fühlen als in der Stadt.

Am Ende der Schlucht, in Frinvillier, hat man erst rund 70 Höhenmeter geschafft. Jetzt geht es erst richtig los mit dem Bergwandern. Ausserhalb des Dorfes zeigt der Wegweiser in Richtung Plagne, Stierenberg und Weissenstein. Durch den Forêt de la Paroi geht es nicht allzu steil, aber stetig hinauf. Eine flache Lichtung bietet eine kurze Verschnaufpause, ehe es in Richtung Plagne und Vauffelin erneut nach oben geht.

 

Den Kühen den Vortritt lassen
Vor Plagne überqueren wir eine erste typische Jurawiese. Und stellen fest, dass wir nicht allein sind. Eine Kuhherde tummelt sich ausgerechnet an jener Stelle, wo der Wanderweg weiterführt. Also heisst es entweder abwarten oder eine Stelle finden, bei der der Zaun, der die Weide umgibt, gefahrlos überquert werden kann. Denn zwar sind Kühe friedliebende Tiere, mit Mutterkühen allerdings ist nicht zu spassen.

Wir halten erst mal Abstand. Plötzlich setzt sich die Herde in Bewegung und trabt via Wanderweg auf eine östlicher gelegene Wiese. Wir stehen da und beobachten diesen Alpabzug ohne jeglichen Menscheneinfluss. Der zieht sich in die Länge, denn zwischen den Bäumen trabt hier noch eine Kuh mit ihrem Kalb und dort noch ein junger Muni hervor. Irgendwann ist die Bahn ins idyllische Plagne wieder frei.

Wer sich vor dem finalen Aufstieg stärken möchte, legt beim Chalet «Au vieux Grenier», am Dorfrand gelegen, eine Pause ein. Nach der letzten steilen Waldpassage ist die 1000-Meter-Marke geknackt. Die warme Septembersonne hat uns beim Aufstieg ganz schön ins Schwitzen gebracht. Doch die Aussicht hält nicht ganz, was wir uns versprochen haben: Denn es ist zu dunstig, um das Mittelland und die Alpenkette betrachten zu können.

 

Weidende Pferde und ein Pony
Nun beginnt der eigentliche, flache Höhenweg durch die Jura-Hochebene. Die Wanderung wird zum angenehmen Spaziergang. Den Weg säumen zahlreiche Häuser, Hütten und Chalets, die meisten dienen wohl bloss als Ferienunterkunft. Am Waldrand verbrennt ein Landwirt eine grosse Menge Laub. «Das wäre im Unterland wohl nicht möglich, ohne dass jemand die Polizei ruft», denken wir uns.

Auf den Wiesen blühen violette Herbstzeitlosen, und eine Pferdeherde inklusive Pony weidet vor einer Waldlichtung, welche die Sicht auf einen in den Lüften schwebenden Gleitschirmflieger freigibt.

Auf dem Romontberg, auf 1120 Metern über Meer, lohnt sich eine Rast besonders. Der Blick streift über die Weiten der Jurahügel, ins Mittelland, wo sich die Landschaft höchstens erahnen lässt, und in Richtung Südwesten, wo die Juraseen glitzern. Einkehren kann man sowohl bei der Métairie de Plagne als auch im Restaurant Romontberg. Eine weitere Attraktion ist die Haflingerherde, denn der Gasthausbetreiber ist auch ein Pferdefleischproduzent.

 

Wald voller Farne und Moose
Bei der Durchquerung einer weiteren eingezäunten Weide ist Vorsicht geboten, denn es liegen Stromkabel herum, bei denen das «Tok, tok, tok» des Stroms zu hören ist. Rastende Wanderer warnen uns rechtzeitig. Dann ist es mit dem Panorama erst mal vorbei. Der weitere Weg führt durch einen dicht bewachsenen Wald. Farne und Moose verleihen diesem Abschnitt einen märchenhaften Anstrich.

Zwei hüfthohe Steine mit aufgemalten Wappen verraten, dass wir nun vom Kanton Bern in solothurnisches Gebiet wechseln. Nun ist ein Blick auf die Uhr angezeigt. Denn wer den bequemen Heimweg mittels Bus ab Untergrenchenberg wählt, sollte zuvor den Fahrplan der Busbetrieb Grenchen und Umgebung AG studiert haben. Um den nächsten Bus zu erwischen, müssten wir uns sehr beeilen.

Wir entscheiden uns dagegen und wählen dafür beim Wäsmeli den direkten Abstieg nach Grenchen, was laut Wegweiser weitere 1 h 40 min. beansprucht. Dieser Weg ist allerdings nur bedingt zu empfehlen, da er ziemlich steil ist. Dafür bietet er nochmals einen Panoramablick über Grenchen und die Witi. Unten angekommen, nehmen wir mit müden Beinen bei der ersten Möglichkeit doch noch einen Bus, um bis zum Südbahnhof zu gelangen.

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Tipps zur Tour

  • Anreise: In Biel mit Bus 1 bis zur Taubenlochschlucht. Busverkehr ab dem Untergrenchenberg (Vorsicht: Busfahrplan zuvor konsultieren), sowie ÖV in Grenchen.
  • Schwierigkeit: T1
  • Dauer: Variante bis Untergrenchenberg ca. 4,5 Stunden, Variante bis Grenchen ca. 5 Stunden. Variante Untergrenchenberg-Biel: 4 Stunden.
  • Karte: Keine nötig. Der Weg ist bestens markiert. Ab Taubenlochschlucht Wegweiser auf den Weissenstein folgen. Ab Wäsmeli via Grenchen oder auf Untergrenchenberg.
  • Einkehren: Zahlreiche Möglichkeiten. Etwa in Frinvillier, Plagne, auf dem Romontberg, Stierenberg und Untergrenchenberg. ab

 

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