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Bettlach

Ein Hauch Mediterraneità

Die verwaiste Bäckerei an der Dorfstrasse 34 in Bettlach ist wieder offen. Die drei Betreiber aus Italien und Portugal bieten Spezialitäten aus ihren Heimatländern an.

Kaum eröffnet, nahmen bereits die ersten Gäste Platz: Mittagessen bei «Da Giuliano». Hanspeter Flückkiger

Hanspeter Flückiger

Einige Zeit schon hat der Schriftzug «Da Giuliano» das noch mit Packpapier abgedeckte Schaufenster des Ladens an der Dorfstrasse 34 in Bettlach geziert. Es war ein untrügliches Zeichen, dass bald wieder Leben Einzug halten soll, wo vor gut vier Jahren der zweitletzte Bettlacher Bäcker definitiv die Tore schloss. Am frühen Donnerstagmorgen der vergangenen Woche war es dann soweit: Der Duft von knusprigem Brot und frischem Kaffee lag wieder in der Luft. Und am Mittag genossen draussen an den vor dem Schaufenster aufgereihten Tischen schon die ersten Gäste das Mittagessen. Hausgemachte Tagliatelle mit aromatischen Cherry-Tomaten, garniert mit zwei Blättchen Basilikum. Für den, der Fleisch bevorzugte, gab es gefüllte Auberginen, oder ein Kotelette mit Butterreis.

Den Service besorgte Giuliano D'Angelo, noch etwas unsicher, aber in einem tadellosen Outfit, das Geschirrtuch über die rechte Schulter gelegt. Er bat vorsorglich um Verständnis für den Fall, dass etwas nicht ganz klappen sollte. Es sei für ihn der erste Tag - in Bettlach und im Gastgewerbe. Er ist eigentlich Maurer von Beruf, erzählt er. Und zwar ein guter: Die Lehre habe er mit der Note 5,4 abgeschlossen.

Die Entschuldigung wäre nicht notwendig gewesen. Alles klappte. Dank Mutter Giordana im Hintergrund. Auch wenn das Lokal mit «Da Giuliano» angeschrieben ist, die Padrona ist die gelernte Köchin. Im Handelsregister ist sie auch als Inhaberin des kleinen Unternehmens vermerkt. Als sie hörte, dass dieses Lokal frei ist, nutzte sie die Gelegenheit, um sich einen lange gehegten Wunsch zu erfüllen. Im Bauch habe sie gewusst, dass der Entscheid richtig ist. Die Dritte im Bund ist Joaquina Suarez, eine gute Bekannte aus Portugal. Diese Konstellation ist auch der Grund für das südländische Flair im Betrieb.

Es bestehen keine Zweifel: Hier ist man mit Sachverstand und Herzblut an der Arbeit. Die Farbe des Blumenschmucks - Orchideen - korrespondiert mit der Farbe der Servietten auf den gedeckten Tischen. Nicht fehlen dürfen auch eine richtige Espressomaschine, und die vielen Köstlichkeiten in den Vitrinen und auf den Regalen. Frisches, knuspriges Brot, teils südlicher Provenienz und Süssgebäck mit Creme drin und Schokolade drauf. Die Backwaren werden von einem portugiesischen Bäcker und Konditor geliefert. Aus Sizilien sind die ersten Spezialitäten eingetroffen; Saucen, Gewürze und vieles mehr. Was noch fehlt, ist der Wein aus Italien und Portugal.

Ein Lieferwagen mit Bier portugiesischer Herkunft fährt vor. Die Chefin verabschiedet sich. Sie müsse schauen gehen, es gebe noch viel zu tun. Rom sei auch nicht an einem Tag gebaut worden, und auch der liebe Gott habe für das Erdenrund sechs Tage gebraucht. Am siebten Tag habe er aber geruht. Und so will es auch das Trio halten. Abwechslungsweise. Das Geschäft selbst ist an sieben Tagen die Woche offen. Ausser an den Feiertagen. So wissen die Leute stets: Bei Giuliano ist tagsüber immer offen.

 

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