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Online-Handel

Ein Klick und das Gemüse kommt nach Hause

Im Seeland verkaufen immer mehr Landwirte ihre Lebensmittel direkt via Internet. Noch werden Früchte und Gemüse nicht von einem Velokurier frei Haus geliefert. Aber das Online-Geschäft mit Fleisch und Frischprodukten wächst stetig.

Die Hofgemeinschaft Flue in Grossaffoltern verkauft ihre Produkte via Terrevision, über die eigene Website und in Dorfläden. ©bielertagblatt/anne-camille vaucher

von Peter Staub

«Keine Zeit auf den Markt oder zum Bauern zu gehen?» Mit dieser Frage lanciert Farmy, ein Online-Hofladen aus Zürich, seine neue Werbekampagne. Die Verbindung von Farmy zum Seeland besteht nicht nur darin, dass der virtuelle Marktplatz auch mit Produzenten aus der Gemüsekammer der Schweiz handelt.

So arbeitet das Online-Unternehmen mit Bioleguma und Wolf Bio-Gemüse zusammen, die beide in Ried Gemüse produzieren. Auch das Farngut aus Grossaffoltern ist auf der Produzentenliste aufgeführt. «Bei Farngut haben wir Knoblauch bezogen», sagt Jana Künzler, PR-Beauftragte von Farmy. Momentan sei er ausverkauft, aber sie freue sich schon darauf, den «sensationellen Knoblauch» wieder ins Sortiment aufzunehmen.

Knospehof gibt Auskunft
Farmy bedient die Kunden in der Region Zürich  mit einem eigenen Velokurier. Soweit ist man im Seeland nicht. «Wir haben  Stammkunden aus Biel und dem Seeland», sagt Künzler.  Diese werden mit dem Auto beliefert. Um in Biel eine Verteilstelle mit Velo-Lieferung aufzubauen, bräuchte Farmy noch mehr Kunden. Eine Verteilzentrale in Biel sei denkbar, momentan konzentriere man sich aber auf Zürich, sagt Künzler.

Wer bereits heute im Seeland seine Lebensmittel via Internet bestellen und sie nach Hause liefern lassen will, muss dafür nicht auf die Firma aus Zürich warten. Es gibt zahlreiche Landwirte, die nicht auf eine solche Verteilorganisation zählen, sondern ihre Produkte selber online vermarkten.

Konsumenten von Bio-Produkten können sich auf www.knospehof.ch über Anbieter informieren. Die Dachorganisation der Biobetriebe, Biosuisse, empfiehlt ihren Mitgliedern, ihre Produkte «unbedingt» selber online zu vermarkten, wie Mediensprecher Klaus Burkhardt sagt. Die Direktvermarktung sei «eine hervorragende Möglichkeit» für Landwirte ihre Produkte abzusetzen.

Einen besonderen Weg geht der vor drei Jahren gegründete Bieler Verein Terrevision. Man kann zwar auch hier online Gemüse oder Fleisch bestellen, dieses wird dann aber nicht nach Hause geliefert, sondern muss abgeholt werden. Terrevision bietet zwei Gemüse- und Früchteabos mit je 50 Paketen pro Jahr an. Ein kleines Jahresabo für eine bis zwei Personen kostet 20 Franken pro Lieferung, das grosse Jahresabo für drei bis vier Personen 35 Franken pro Lieferung.

Die Basis-Abonnemente können mit Produkten wie Brot, Käse, Eier, Trockenwurst, Apfelsaft und Wein aus der Region erweitert werden. Die Zahl der Abos nehme ständig zu, sagt Benjamin Bellardant, der bei Terrevision für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Zurzeit haben 83 Haushalte den kleinen Gemüsekorb und 16 den grossen abonniert. Und 63 Personen nutzen das Zusatzabonnement, wobei vor allem die Eier gefragt sind.

Speziell an diesen Abos ist, dass der Konsument nur das bekommt, was die elf Bio-Betriebe aus der Region Biel-Seeland, Frienisberg und dem Berner Jura selber liefern können: Thilo Camprad vom Falbringenhof in Biel stellt die Lebensmittel zusammen. Die Produkte werden jeweils am Dienstag ins Verteilzentrum in Biel geliefert.

Der Verein will aber nicht bloss Vermarkter sein, er will auch die Zusammenarbeit und den Austausch mit den Produzenten stärken. «Wir fördern den Dialog zwischen Stadt und Land», heisst es auf der Website von Terrevision.

Nicht nur ein Absatzkanal
Die Hofgemeinschaft Flue in Grossaffoltern ist einer der Betriebe, die mit Terrevision zusammenarbeiten. Sie liefert über diesen Kanal vor allem Würste aus Ziegen- und Schaffleisch. Wie bei anderen Produzenten ist das für den Flue-Hof aber nur ein Absatzmarkt. Die Produkte, die neben Fleisch auch Eier, Gemüse und Gedörrtes von Obst und Beeren umfassen, werden auch direkt über die Website des Hofs oder in umliegenden Läden vermarktet.

Die Nachfrage nach Gemüse- und Früchte-Abos nimmt auch bei Produkten aus konventionellem Anbau zu. Das stellt Dominik Eggli von Gemüse Eggli in Bargen fest. Immer mehr Personen hätten keine Zeit oder keine Möglichkeit in einem Hofladen oder an einem Marktstand einzukaufen, sagt er.

Pro Liefertour beliefert Eggli zwischen 10 und 30 Kunden mit Gemüseboxen. Dieses Angebot würde besser laufen als der normale Online-Shop. Viele Kunden möchten sich überraschen lassen und eine abwechslungsreiche Lieferung erhalten, sagt Eggli. Die Lieferung ist kostenlos. Zu den Kunden gehören Familien, Arbeitstätige und nicht mehr mobile Personen.

Über seinen Webshop verkaufe er Früchte und Gemüsekistchen, sagt Ernst Bichsel vom Frischmärit in Täuffelen. Für drei Franken liefert er nach Täuffelen, Gerolfingen, Mörigen, Hagneck und Epsach. Hauslieferungen nach Sutz-Lattrigen, Ipsach, Nidau und Biel kosten 15 Franken. Ihre Stärke bleibe aber der direkte Verkauf im eigenen Laden in Täuffelen, in der Stedtli-Chäsi Aarberg und auf den Märkten in Biel und Murten, sagt Bichsel.


Infobox
Der Online-Handel als Direktvermarktung

• Früher gab es für Landwirte nur den Markt, um ihre Produkte direkt zu verkaufen.
• Das Inforama Seeland berät Bauern, wie sie ihre Hofläden oder ihren Online-Handel auf- oder ausbauen können.
• Neben dem Online-Handel der Landwirte gibt es Vereine wie die Bieler Terrevision, die versuchen, die Solidarität zwischen Konsumenten und Produzenten zu fördern oder kommerzielle Anbieter.
• Zu den Online-Verkäufern gehören Grossverteiler und nationale Versandhändler. Daneben gibt es auch im Seeland diverse lokale Anbieter.

www.farmy.ch
terrevision.ch

www.flue.ch    
www.inforama.vol.be.ch
www.knospehof.ch
www.gemuese-eggli.ch
www.frischmaerit.ch

 

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