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Dorfserie

Ein Schlafdorf mit ziemlich vielen Vorzügen

Ein Rundgang durch Vinelz ist eine Reise durch verschiedene Welten: Da wäre das Vinelz mit den vielen Neubauten, aber auch das Vinelz, wo man in die Geschichte eintauchen kann. Es gibt das Schlafdorf, und es gibt das lebendige Vinelz. Auf jeden Fall gibt es hier einiges zu entdecken.

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Text: Parzival Meister
Fotos: Matthias Käser


Die Reise, sie beginnt mit einer «grossen Enttäuschung». Nun ja, ganz so dramatisch, wie es «Fremdenführerin» Rita Bloch beschreibt, ist es dann doch nicht. Eine kleine Enttäuschung vielleicht. Unerfüllte Erwartungen, so könnte man es beschreiben.

Doch beginnen wir ganz am Anfang. Der Tag startet vielversprechend. Noch hängt der Nebel über dem Seeland, an diesem Mittwochnachmittag im November. Doch der Wetterbericht verspricht, dass die Sonne sich noch durchsetzen wird. Erste Anzeichen dafür sind bereits erkennbar. Rita Bloch, die abtretende Gemeindepräsidentin von Vinelz, hat sich anerboten, das BT für die Serie «Mini Beiz, mi Verein, mis Dorf» durch die Gemeinde zu führen. Und damit sind wir beim zweiten vielversprechenden Anzeichen des Tages: Rita Bloch selbst. Die Frau, die seit 22 Jahren in der Dorfpolitik mitmischt, nun nach zwölf Jahren als Gemeindepräsidentin ihr Amt abgibt, strahlt etwas aus, das einem sofort das Gefühl gibt, willkommen zu sein. Sie ist kommunikativ, aber nicht aufdringlich, sie wirkt kompetent und selbstsicher, und ist dennoch sehr bodenständig. Sie ist eine Person, die man kennt und achtet im Dorf, und trotzdem ist sie nahbar und stellt sich und ihr Amt nicht in den Mittelpunkt. Kurzum ein Mensch, mit dem man gerne den Nachmittag verbringt. Und dieser Nachmittag, er beginnt mit einem Ausflug zur Hasenburg. Speziell daran: Die Hasenburg liegt nicht einmal auf Vinelzer Boden. Das Entdecken von Vinelz beginnt an diesem Tag in Ins. Das ist etwas überraschend.

Aber das, was Rita Bloch zu erzählen hat, liefert den Aha-Effekt. Es ist nämlich die Hasenburg, genauer: es sind deren frühere Bewohner, welchen die Gemeinde ihren Namen verdankt. Von hier oben überwachten die im Mittelalter einflussreichen Herren von Fenis ihre Untertanen. Um 1100 sprach man denn auch noch von Fenis, später von Vinelis und Finilis. Heute ist der offizielle Gemeindename zu Deutsch Vinelz und in französisch Fenis.

Die Burg lebt im Dorf weiter

Mit einer Länge von 350 Metern gehört die Burganlage zu den grössten der Schweiz. Nur: Von dieser einstigen Burg ist nicht mehr viel übrig. Beim Fussmarsch durch den blätterbedeckten Wald kann man erahnen, wo einst der Burggraben entlanglief. Dann steigt man die letzte steile Treppe hoch zum Plateau, die Erwartung steigt und dann erblickt man: nichts. Nichts ausser einem Waldboden und einer Holzbank mit der Aufschrift «Hasenburg». Wäre da nicht noch eine Infotafel zu dieser einstigen Burg, würde einem die historische Wichtigkeit dieses Hügels nicht bewusst.

Burgsteine, doch, die gab es noch länger hier oben. Es gibt Berichte aus dem Jahr 1848, in denen die Überreste der Mauern noch erwähnt werden. Doch später verschwanden auch diese. Man sagt, die Vinelzer und die Bewohner der umliegenden Gemeinden hätten die Steine nach und nach abgetragen, um damit ihre Häuser zu bauen. Die Geschichte lebt quasi in den historischen Bauten von Vinelz weiter. Die Geschichte soll aber auch vor Ort wieder aufblühen. Darum bemüht ist der Verein «Pro Fenis Hasenburg», der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Hasenburg wieder sichtbarer zu machen.

Es gibt noch einen ganz besonderen Grund, wieso Rita Bloch Neuzuzüger und Besucherinnen gerne hier hoch führt. «Besonders», sagt sie mit einem Schmunzeln, «wenn es Erlacher sind.» Denn: Es waren die Herren von Fenis, die 1100 die Burg von Erlach bauen liessen. Diesen geschichtlichen Hintergrund packt die Gemeindepräsidentin bei Erlachern gerne aus, mit dem Verweis: «Ihr seht, ohne uns gäbe es euch heute gar nicht.»

Weiter geht die Reise mit dem Auto in Richtung Hofmannsfluh. Der Weg führt über den Mattenweg und Kappelenacker. Hier zeigt sich quasi das moderne Vinelz. Dutzende Einfamilienhäuser reihen sich aneinander – alle sind sie in den letzten 20 bis 30 Jahren entstanden und brachten der Gemeinde viele Neuzuzüger. Seither aber hat es sich mehr oder weniger ausgebaut in Vinelz. «Wir haben kein Bauland mehr. Und werden so bald wohl auch keines mehr bekommen», sagt Rita Bloch. Zwischen den Neubauten erblickt man immer wieder alte Bauernhäuser, viele davon werden heute aber als Wohnhäuser genutzt.

Vinelz, das Schlafdorf

Ein wirkliches Bauerndorf ist die knapp 900-Einwohner-Gemeinde nicht mehr. Und es gibt zwar Gewerbe wie eine Zimmerei, ein Baugeschäft, eine Garage, einen Spengler, aber viele Arbeitsplätze hat es in Vinelz nicht.  «Dadurch sind wir halt ein Schlafdorf», sagt Rita Bloch. Will heissen: Die Menschen wohnen und schlafen hier, den Tag durch sind sie weg. Für das Leben in der Gemeinde, so Bloch, würden die Vereine sorgen. Sie seien es auch, die sich den Neuzuzügern vorstellen und sie in das Gemeindeleben integrieren. Doch dazu später mehr.

Wir sind bei der Sandgrube angekommen, von wo aus wir zu Fuss zur Hofmannsfluh weiterziehen. Und wieder ist da ein Stück Geschichte. Der Legende nach hat dieses schöne Stück Vinelz seinen Namen einem jungen Dragoner mit Namen Hofmann zu verdanken. Dieser habe sich in ein Mädchen verliebt, das aber nichts von ihm wissen wollte. Von Liebeskummer getränkt verband er seinem Pferd die Augen und beide stürzten über die Fluh in den Tod. Sie sind wahrlich steil, die Abhänge entlang des Wanderwegs. Doch die Stimmung ist, anders als die Geschichte dahinter, alles andere als trist. Der Nebel hat sich mehrheitlich verzogen, die Sonnenstrahlen schimmern durch die Baumkronen und den Spaziergängern eröffnet sich ein Blick über den Bielersee bis an den Chasseral. Überall hat es Sitzbänke. Man möchte es einfach nur geniessen. Und Rita Bloch übertreibt nicht, wenn sie von einer «Wahnsinnsaussicht» spricht.

Eine wunderbare Aussicht bietet sich auch auf dem Rückweg, am Waldrand, von wo aus man über eine Obstplantage hinweg das ganze Dorf im Sonnenschein erblicken kann. Man sieht den Jolimont. Blickt nach Tschugg. Und wäre da in der Ferne nicht doch noch etwas Dunst, könnte man von hier aus sogar den Neuenburgersee sehen. Während der Fotograf sein Equipment aufstellt, bleibt etwas Zeit, sich von der Aussicht berieseln zu lassen. Auch Rita Bloch geniesst es, obwohl sie wohl schon zig Mal hier oben war. «Ich hätte nie von Vinelz wegziehen wollen», sagt sie. Und schiebt mit einem Lachen hinterher: «Deshalb habe ich einen Vinelzer geheiratet.»

Der historische Dorfkern

Ein wahres Bijou, dieses Naherholungsgebiet. Doch jetzt geht es erst los mit den Vinelzer Schönheiten. Denn der nächste Halt dieser Tour-de-Fenis ist der historische Dorfkern der Gemeinde. Man fühlt sich in eine andere Zeit versetzt. Schön gepflegte, denkmalgeschützte Häuser reihen sich hier aneinander. Hier also wurden die alten Burgsteine verbaut. Bei Rita Bloch schwingt Stolz mit, wenn sie erzählt, dass die Gemeinde hier in den letzten Jahren viel investiert habe. Das alte Kirchlein mit seinen Mauern ist ein beliebter Ort zum Heiraten. Im 18. Jahrhundert gab es einen grossen Brand, danach wurde das Dörfchen neu aufgebaut. Zu den Bijous hier zählt sicherlich das alte Taglöhnerhaus. Es verbindet das Alte mit modernen Elementen im Innern. Leider können wir an diesem Tag das Häuschen nicht betreten, denn es ist gerade an einen Gast vermietet. «Wohnen im Baudenkmal» heisst dieses Angebot, das rege genutzt wird. Eindruck hinterlässt auch das Schulhaus, ein altes, schön renoviertes Gebäude, das schon eine sehr lange Zeit ABC-Schützen beherbergt.

Auf zum lebendigen Vinelz

An diesem Mittwochnachmittag aber ist das Schulhaus leer. Auch auf dem Pausenplatz sieht man keine Kinder. Ganz allgemein dominiert hier im alten Dorfkern vor allem eines: Ruhe. Da ist es also, das Schlafdorf. Nein, viel Leben herrsche hier nicht, bestätigt die Gemeindepräsidentin. Der Treffpunkt im Dorf ist weiter südlich, in der Nähe des Sees; in Vinelz auch Gostel genannt. Auf zum See also.

An diesem Nachmittag im November ist das Vinelzer Seeufer, der «schönste Platz am Bielersee», wie Rita Bloch sagt, natürlich nicht stark frequentiert. Doch selbst jetzt in der herbstlichen Kälte wird ersichtlich, wieso dieser Platz am See derart beliebt ist: Die weitläufige Wiese, ausgestattet mit einer Dusche, dahinter der Campingplatz, der kleine Sandstrand und das Floss im See, dazu die Aussicht auf die St. Petersinsel und Erlach, ja bis nach Biel kann man an schönen Tagen blicken. Der Platz ist kein Geheimtipp, sondern im Sommer ein echter Magnet für Einheimische und Auswärtige. Da kann es dann schnell einmal passieren, dass es im Dorf nirgends mehr Parkplätze gibt. Auch die hier in den warmen Monaten angesiedelte «Sun-Sea-Bar» erfreut sich grosser Beliebtheit.

Am Seeufer ist auch der «Ort der exklusiven Ferienhäuser». Rita Bloch weist in Richtung Osten, wo sich feudale Bauten mit grossen Gärten und eigenen Seezugängen aneinanderreihen. «Zweitwohnungen können in Vinelz keine mehr gebaut werden, wir haben das Kontingent bereits erreicht», sagt Bloch und erzählt, dass dieses einstige Sumpfland in den 40er-Jahren niemand wollte und es deshalb zu «Spottpreisen» verkauft wurde.

Überquert man den Bach, am kleinen Hafen vorbei, erreicht man ein kleines Kinderparadies. Und auch an diesem Nachmittag tummeln die Kleinen auf dem Spielplatz. Es gibt Grillstellen und eine Boule-Anlage.

Die zufriedene Wirtin

Zu Fuss schreiten wir nun durch die mit Ulmen bestückte Allee zur Dorfbeiz, genauer zum Hotel-Restaurant Strand – es ist der einzige Gastrobetrieb in Vinelz, der das ganze Jahr über offen hat. Es ist 15 Uhr, viele Tische sind besetzt. Man hört: Es wird französisch gesprochen. Gäste aus dem benachbarten Kanton Neuenburg, von denen in der Region einige anzutreffen sind, weil bei ihnen wegen Corona die Restaurants geschlossen sind. Die Gastgeberin freuts.

Pamela Rybarczyk, gebürtige Schneider, ist 38-jährig und die Chefin des Hauses. Eigentlich ist sie für die Küche verantwortlich, doch an diesem Nachmittag bedient sie auch die Gäste und findet dann noch Zeit für ein kurzes Gespräch. Sie lächelt, eigentlich permanent, was für eine Wirtin in diesen Zeiten nicht selbstverständlich ist. Doch nein, sie könne sich gar nicht beklagen. Selbst während des Lockdowns im Frühling «ist es gut gelaufen». Sie habe das halbe Dorf mit Pizzas und Menüs beliefert, ja man habe sogar noch Kunden dazugewonnen. Dann folgte der Sommer – und die Terrasse des Restaurants war meistens voll. Jetzt würden zwar Grossanlässe wie Weihnachtsessen ausfallen, dennoch sei sie zufrieden.

Pamela Rybarczyk führt den «Strand» gemeinsam mit ihrer Schwägerin, ihrer Mutter und Silvia. Ja, sie nennt sie einfach nur Silvia. Diese gehöre fast zur Familie. Seit 13 Jahren sei sie dabei und helfe sowohl in der Küche als auch im Service mit. Das Beizenleben, es gehört quasi zur DNA von Pamela Rybarczyk. Schon ihre Mutter führte ein Restaurant in Golaten. Als dort der Mietzins erhöht wurde und sie das Geschäft aufgaben, sagte die Mutter, sie sei mittlerweile zu alt, wieder eine eigene Beiz zu führen. Aber sie würde im Betrieb mithelfen. Das war im Jahr 2002, Pamela Rybarczyk war damals gerade 20 Jahre jung. Und als sie entdeckte, dass der «Strand» in Vinelz frei wurde – in dem Dorf also, in dem sie aufgewachsen ist –, fasste sie den Entschluss, alles auf diese Karte zu setzen. «Ich habe mich damals entschieden, sesshaft zu werden.»

Bereut hat sie es nicht. Und das strahlt sie auch aus. Sie ist eine Beizerin mit Leib und Seele. Ihre Kinder, und auch der Nachwuchs der Schwägerin, sind regelmässig im Restaurant. Sie helfen mit, essen hier, machen ihre Hausaufgaben im «Strand». «Sie sagen immer wieder, dass sie lieber hier sind als zuhause», sagt die Wirtin. Im Restaurant sei halt einfach mehr los. «Das war bei mir als Kind nicht anders.» Kommt als Beizerin das Familienleben nicht zu kurz? Um eben einen ganzen Tag die Woche Zeit für die ganze Familie zu haben, hat sie sich zu einem Schritt entschieden, den nur wenige Restaurants tun: Sie lässt den Betrieb immer am Samstag geschlossen. Am Anfang sei das natürlich ein Thema unter den Gästen gewesen, mittlerweile hätten sich aber alle daran gewöhnt und würden das auch akzeptieren.

Der beliebte Hofladen

In der Küche übrigens setzt Pamela Rybarczyk auf gutbürgerliches Essen. Und wichtig sei es ihr dabei, möglichst viele Produkte aus der Region zu beziehen. Diese findet sie zum Beispiel direkt auf der anderen Strassenseite, im Hofladen Meuter.

Und dort wartet auch schon Tobias Meuter auf den BT-Trupp. Der 34-Jährige bewirtschaftet mehrere Felder und Plantagen in Vinelz, im Sommer erntet er etwa Kirschen, Zwetschgen und Nektarinen, im Herbst Äpfel und Birnen, aber auch Broccoli, Kartoffeln, Zucchetti und Kürbisse gehören zu den Erzeugnissen der Bauernfamilie.

Meuters Hofladen ist nicht das, was man sich unter einem typischen, kleinen Hofladen vorstellt. Hier hat es kein Kässeli oder Twint-Code, man wird von einer Kassiererin bedient. Auf 70 Quadratmetern findet man die ganze Palette an Waren, die man braucht, um ein Menü zu kochen. Diese stammen natürlich nicht alle vom Hof von Tobias Meuter selbst, man findet allerlei Produkte von vorwiegend kleinen Verarbeitern. So gibt es neben Gemüse und Früchten täglich frisches Brot vom Beck aus Ins, es gibt geräucherten Bielerseefisch, Mehl aus dem Emmental, Schafskäse aus dem Jura, selbst geräucherte Würste, Schnaps und so weiter und so fort.

«Mengenmässig», sagt Tobias Meuter, produziere er nach wie vor den grössten Teil für den Grosshandel. «Aber der Direktverkauf ist ein wichtiges Standbein. Und ein dankbares Geschäft.» Im Grosshandel habe man meist nur eine Ansprechperson, hier erhalte man die Rückmeldungen direkt von der Kundschaft. Und die Menschen zeigten grosse Dankbarkeit für diese regionalen Angebote.

Schon seine Eltern hätten vor 40 Jahren mit der Selbstvermarktung begonnen. Den Laden in der heutigen Form gibt es seit zwölf Jahren. Und dieser sei stets gut gelaufen. «Doch während des Lockdowns wurden wir regelrecht überrannt.» Er habe fast schon ein schlechtes Gewissen gehabt, als er die Leute Schlange stehen sah. Der Erfolg, den Corona vielen Hofläden gebracht hat, ist zumindest bei Meuter auch nachhaltig. Er habe zwar nicht mehr ganz so viele Kunden wie im Frühling, aber deutlich mehr als vorher.

Auch der BT-Reporter kann es an diesem Tag nicht lassen, selber einen Einkauf zu tätigen. Bei der Grossauswahl an Äpfeln hilft Rita Bloch. «Diwa», das sei eindeutig ihre Lieblingssorte. Ein guter Tipp, wie sich später herausstellen wird.

Es duftet im Ofenhaus

Die Reise führt zurück ins Dorfzentrum, ins Ofenhaus. Das kleine Häuschen ist genau das, was der Name verspricht. Der alte Holzofen aber ist heute nicht in Betrieb. Und dennoch lässt der Duft, der hier in der Luft liegt, Gutes erahnen.

Begrüsst werden wir von Astrid Gutmann, der Präsidentin des Vinelzer Landfrauenvereins. Und die Landfrauen von Vinelz sind bekannt für ihren Kartoffelkuchen. Einmal im Jahr findet der traditionelle Kartoffelkuchentag statt. Über 300 Rundbleche dieser lokalen Spezialität werden dann im alten Holzofen zubereitet. Und eben diesen Kartoffelkuchen nach altem Rezept bereitet Astrid Gutmann auch heute zu – wenn auch im normalen Ofen. Dennoch: Ein echter Leckerbissen, kann hier vermerkt werden.

Bei einem Glas Weisswein und Kartoffelkuchen erzählt Gutmann nun von den Landfrauen, den Dorfverschönerungen, die sie vornehmen, dem Zopfbacken zu Muttertag, den Seniorennachmittagen und von der Freiwilligenarbeit in den Altersheimen. 32 Aktivmitglieder zählt der Verein, der so manche Neuzuzügerin ins Dorfleben integriert hat. Dazu zählt auch Astrid Gutmann selbst, die einst von Giffers am Schwarzsee nach Vinelz gezogen ist.

Zur Runde stösst nun auch Nadine Bloch, die den örtlichen Turnverein vertritt. Und ja, sie ist mit Rita Bloch verwandt, genauer gesagt ist sie ihre Tochter. Auch der Turnverein trägt viel dazu bei, die neuen Dorfbewohner in die Gemeinschaft zu integrieren. «Vor allem beim Kinderturnen, in den Mädchen- und Jugendriegen, ist es so, dass ein beträchtlicher Teil der Turnenden neuzugezogene Kinder und Jugendliche sind», sagt Nadine Bloch. Bekannt ist der Turnverein auch für sein jährliches Strandfest, an dem jeweils Menschen aus der weiten Region am Seeufer mitfesten. Es gibt im Weiteren noch den Dorfverein, die Feldschützen und den Club «Die Alte Landi».

Der Wein ist ausgetrunken, das letzte Stück Kartoffelkuchen verdrückt. Die Sonne verabschiedet sich. Der Tag in Vinelz, er endet hier. Rita Bloch wird noch weiterziehen, sie ist zum zweiten Mal Grossmutter geworden, worauf angestossen werden muss. Der BT-Reporter packt zu Hause seine Einkaufstüte aus und macht sich ein Plättli mit geräucherter Wurst, Schafskäse, handverarbeitetem Senf und Schnitzen des «Diwa»-Apfels. Vinelz hallt im heimischen Wohnzimmer nach und ein Lächeln breitet sich im Gesicht aus.

Stichwörter: Dorfportrait, Vinelz

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