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Weltreise

Ein Treffen mit dem alphornspielenden Namensvetter

Fast überall auf der Welt finden sich Auslandschweizer. Aber nicht alle Tage trifft man auf ein Original wie Bruno.

Vor 16 Jahren brachen Bruno und Renate Furer aus Aegerten auf, um die Welt zu entdecken.
  • Dossier

Manchmal fragen wir uns schon, wie viele Schweizer sind überhaupt noch in der Schweiz? Was wir unterwegs an reiselustigen Eidgenossen antreffen, erstaunt. Sind wir noch so abgelegen in der Pampa oder am Schwitzen bei der tropischen Hitze in Surinam, ertönt es von weitem schon laut: «He lueg doo, ä Bärner.» Ist der Betreffende aus dem Seeland, «heimelets de scho echli». Sind es Zürcher oder Basler, kommt meist der Spruch: «Bärner si langsam, aber gö wiit» zur Anwendung. So oder so, uns macht es Spass, zwischendurch einfach sprechen zu können, wie einem der Schnabel gewachsen ist.

Neben den vielen Touristen gibt es natürlich in jedem Land ausgewanderte Schweizer, die sich mehr oder weniger erfolgreich niedergelassen haben. Wer eine funktionierende Werkstatt in Bolivien sucht, eine Käserei in Ecuador, einen Metzger in Paraguay oder für seinen Helikopter eine kompetente Anlaufstelle in Brasilien braucht, kommt um Auslandschweizer nicht herum. Wann immer möglich besuchen wir diese. So unter anderem die Familien Schönbächler und Fischer in Kanada. Wobei Hermann Schönbächler mit seiner Familie ja hier nicht vorgestellt werden muss, sind sie doch aus unserem Seeland.

Weniger bekannt sind die Candrians aus Venezuela oder die Familie Renyer aus Brasilien. Die Nummer 1 in dieser Rangliste «Kompetente Auslandschweizer» ist aber ganz sicher Bruno aus Venezuela.

Hier eine ganz kurze Version dieser Geschichte: Wir fahren durch den Norden von Venezuela und werden an einer der vielen Militärkontrollen überprüft. Dabei werden unsere Personalien in ein grosses Buch eingetragen. «Du willst zu Bruno?», fragt mich der Beamte. «Nein, ich bin Bruno», ist meine Antwort.

 

Sonntags wird Alphorn 
gespielt und «gejodelt»
Wie sich herausstellt, wohnt ominöser Bruno nur gerade einen knappen Kilometer weiter von diesem Militärposten entfernt. Erreichbar über eine klapprige Brücke, aber unmöglich zu verfehlen, da gut sichtbar von der Strasse eine 5 x 5 Meter grosse Schweizerfahne über dem Fluss hängt. Unter dieser spielt Bruno jeweils am Sonntag Alphorn, wobei seine zwei Hunde dazu «jodeln» oder es wenigstens versuchen. Nun, Alphorn spielen viele, wieso ist er berühmt?

Bruno wollte nicht ins Militär und hatte daher auf einem Schweizer Schiff der Handelsmarine angeheuert. Dies wurde als Rekrutenschule oder Militärdienst angerechnet.

Einige Jahre im Dienst – Bruno war Maschinist – hatten sie einen längeren Aufenthalt in Hongkong, wo Diesel gebunkert werden sollte. In dieser Zeit, es war Vietnamkrieg, hatten die Schiffe der USA Vorrang und Bruno musste mit seinem Kahn einige Tage warten, dies natürlich nicht in der nächsten Kirche, sondern sie machten richtig Party. Es gibt verschiedene Versionen, wie es dazu kam, aber Bruno fand sich einige Tage später wieder in einem Maschinenraum.

 

Auf einmal bei der US-Marine auf dem Schiff
Erwähnenswert dabei, dieser befand sich jetzt nicht mehr auf einem Schweizer Schiff, sondern bei der US-Marine!

Zwei Jahre ging alles gut, auf dem Mekong problemlos als Versorgungsschiff unterwegs, wurde dieses bei einem Angriff versenkt und Bruno kam verwundet in ein US-Hospital mitten im Dschungel. Wieder hergestellt, wurde ihm ein Gewehr in die Finger gedrückt mit der knappen Anweisung, «Wenn du leben willst, drück ab.»

Wieder wurde er verletzt, diesmal ernster und nach Saigon ausgeflogen und im US-Hospital wieder hergestellt. Einige Monate später wurde er mit Diplom ehrenhaft als Zivilist aus der US-Armee entlassen und kehrte in die Schweiz zurück.

Nach 14 Tagen war ihm langweilig und er meldete sich bei der US-Botschaft und fragte nach Arbeit. Diese setzte ihn in Kolumbien als Militärberater ein, wo er einige Jahre erfolgreich eine Einsatztruppe ausbildete. Venezuela, zu dieser Zeit noch ohne solche schnelle Eingreiftruppe, wurde auf ihn aufmerksam und hat ihn abgeworben. Seit dieser Zeit arbeitete Bruno für das Militär in Venezuela als freier Mitarbeiter im Rang eines Oberst.

 

Heute ist er venezolanischer Ehrenbürger
Bruno, der nie ins Militär wollte, hat freiwillig in Vietnam gekämpft, kolumbianische Eingreiftruppen ausgebildet und war der Ausbildungsoffizier von General Hugo Chavez in Venezuela. Heute als Ehrenbürger von Venezuela betreibt er eine Goldmine, kontrolliert den Schmuggel zwischen Venezuela und Guyana und ist mit einer bekannten Sängerin verheiratet.

Wer also als Schweizer im Ausland seine Chancen sucht, sollte sich dies gründlich überlegen. Es kommt manchmal anders, als man denkt!

Schade, hat Bruno nicht im Zeitalter der Eroberer und Entdecker gelebt. Hätten die damals etwas mehr mitgemischt und sich nicht nur um Morgarten und Tell gekümmert, sondern auch ferne Länder erobert, wie dies die Holländer und Engländer gemacht haben, würden wir heute hier im fernen Ausland auch anständigen Schweizer Käse kaufen können und müssten uns nicht mit dieser komischen Gummimischung abgeben. Wenigsten können wir uns ab und zu an den heimeligen Alphornklängen erfreuen.

Bruno Furer

Link: www.pepamobil.ch

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