Ein verrücktes Huhn auf dem Bauernhof

Beat Kuhn

Das Interview von «Telebielingue» mit ihr nach dem Bieler 100-Kilometer-Lauf im letzten Jahr machte Furore: Mit ihren «kurligen» Antworten («was, ich bin die beste Seeländerin?») und ihrer lebhaften Mimik eroberte Brigitta Mathys aus Büetigen damals die Herzen der Zuschauer. Ihre Frische und Direktheit erinnerten stark an die Emmentaler Lauflegende Anita Weyermann, deren «Gring abe u seckle!» unvergessen ist.

Gut möglich, dass Brigitta Mathys nun sogar zum Liebling der ganzen Nation avanciert. Denn gestern Abend hatte sie ihren ersten Auftritt in «Bauer, ledig, sucht...», der Kuppel-Doku-Soap des Privatsenders 3+, die jeden Donnerstagabend Hunderttausende von Zuschauern vor den Bildschirm lockt. Jungbauer Jan aus dem Kanton Zürich hatte sie in der Sendung von letzter Woche als Hofdame ausgewählt. In der Realität ist diese Woche längst vorbei – die Dreharbeiten fanden Ende August statt.

Mit Blaulicht entführt

Das Videomaterial, das in der Hofwoche aufgenommen worden ist, wird in den kommenden Wochen nun häppchenweise ausgestrahlt. Schon der Auftakt, der gestern Abend zu sehen war, hatte es in sich: Als die Seeländerin am Dorfbrunnen von Jans Wohnort frohgemut der Dinge harrte, die da kommen sollten, brauste ein veritables Feuerwehrauto mit Blaulicht und Martinshorn an und machte vor ihr halt.

Heraus sprangen Feuerwehrkollegen von Jan und entführten die Hofdame zu dessen Gehöft. Dort fiel sie dem blonden Bauern mit schallendem Lachen um den Hals und schwärmte anschliessend in die Kamera, der sehe ja noch besser aus als zuvor im TV-Trailer für die Bewerberinnen. Der Anfang war also vielversprechend.

Und es ging ähnlich weiter: Schon in der zweiten Sequenz testete Jan, Offizier bei der freiwilligen Feuerwehr seiner Gemeinde, die Brandlösch-Qualitäten seiner Hofdame bei einem supponierten Autobrand. Die Löscharbeiten arteten bald in eine Hochdruck-Wasserschlacht mit Feuerwehrschlauch aus. Aber so gefällt es dem «Züribieter», denn er hatte Brigitta primär ausgewählt, weil sie sich unter anderem damit charakterisiert hatte, dass sie für jeden Blödsinn zu haben sei.

Spross einer Läuferdynastie

Viel gelacht hat Brigitta Mathys auch, als sie gestern Morgen erst «Canal 3» und dann dem «Bieler Tagblatt» Red und Antwort stand. Sie ist in der Region keine Unbekannte. Denn sie stammt aus einer wahren Läuferdynastie: Fünf von acht Kindern der Familie Mathys betreiben Laufsport auf Leistungsniveau, in Disziplinen vom Zehn-Kilometer-Lauf bis hin zum Orientierungslauf.

«Am meisten stolz bin ich darauf, dass ich den Bieler 100-Kilometer-Lauf letztes Jahr in 9 Stunden 22 Minuten geschafft habe, und auf meine beiden Silbermedaillen an der Studenten-WM in Spanien 2012», meinte sie. Hier zeigte sich auch, dass sie, die am Mittwoch 26 geworden ist, nicht alles auf die leichte Schulter nimmt. Es schien ihr echt Sorge zu machen, dass sie für den Bürenlauf am letzten Samstag drei Minuten länger gebraucht hat als im letzten Jahr.

Funkt es bei der Physikerin?

Auf «Bauer, ledig, sucht...» gekommen sei sie durch eine Kollegin, sagte die Powerfrau. Die habe ihr geraten, sich zu melden, denn einer der Bauern sei genau der Richtige für sie. Für Kenner der Staffel: Gemeint ist der lustige Berner Markus. Da sie gern Neues und Aussergewöhnliches ausprobiert, liess sie sich überreden und meldete sich. Allerdings nicht für den Berner Markus, sondern für den Zürcher Jan – der gefiel ihr besser.

Aussergewöhnlich ist auch die Ausbildung, die Brigitta Mathys hat. Sie ist nämlich studierte Physikerin mit Bachelor-Abschluss der Universität Bern. Ihren Lebensunterhalt verdient sie nun allerdings, indem sie «im Verkauf tätig» ist, wie sie sagte.

Ihr unkonventionelles Auftreten begründete die burschikose Frau mit dem Ziel, ihren Mitmenschen «ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern». Denn man müsse doch «Spass am Leben haben». Dafür nimmt sie auch in Kauf, wenn man sie als verrücktes Huhn bezeichnet. Warum auch nicht: Mit ihrer Lebenseinstellung hat Brigitta Mathys das Potenzial, in der Kultsendung selbst Kult zu werden.

Ob es zwischen ihr und Jan in der Hofwoche gefunkt hat und im Bauch Schmetterlinge losgeflattert sind, sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Schliesslich lebt «Bauer, ledig, sucht...» von der Spannung, ob zwei Herzen zueinander finden oder nicht.