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Lyss

Eine «gute Sache» oder ein «Luxusprojekt»?

Der geplante Generationenparcours in Lyss wird konkret: Am Montag entscheidet das Parlament über einen Verpflichtungskredit in der Höhe von 380 000 Franken. Die Fraktionen kündigen einige Änderungswünsche an.

In Basel hat die Stiftung Hopp-la bereits einen Generationenspielplatz realisiert.  zvg/Alex Kaeslin

von Andrea Butorin

Am Montag entscheidet der Grosse Gemeinderat von Lyss (GGR) über den geplanten Generationen- und Bewegungsparcours im Gemeindezentrum. Noch unter der früheren Gemeinderätin für Soziales und Jugend, Margrit Junker Burkhard (SP), wurde der Plan entwickelt, in Lyss ein solches Projekt mit Unterstützung der Basler Stiftung Hopp-la zu bauen. Nun will Junker Burkhards Nachfolger, Stefan Bütikofer (SP), das Projekt zu Ende bringen.

Geplant sind in einem ersten Schritt vier verschiedene Stationen: Ein Wasserspiel beim Viehmarktplatz und drei Einzelstationen entlang des Lyssbachs. Diese sollen sowohl als Parcours als auch einzeln genutzt werden können.

Der Begegnungs- und Bewegungsparcours verfolgt laut Stefan Bütikofer verschiedene Ziele: «Einerseits wollen wir die verschiedenen Generationen zusammen bringen und sie zur Bewegung animieren.» Denn sowohl die Jüngeren als auch die Älteren bewegten sich oft zu wenig. «Andererseits wollen wir versuchen, Leben ins Zentrum zu bringen.» Dies sei schliesslich im letztjährigen Wahlkampf eine Forderung sämtlicher Parteien gewesen.

 

Mit Spielplatz wird gewartet
Eigentlich gehört zum geplanten Projekt auch ein Bewegungs- und Begegnungsplatz. «Ein Gemeindespielplatz mit vielen abwechslungsreichen Elementen fehlt uns in Lyss», sagt Bütikofer. Denn bei den meisten ortsansässigen Spielplätzen habe man nach 15 oder spätestens 30 Minuten «ausgespielt».

Die Schaffung eines solchen «Vorzeigespielplatzes» ist im Spielplatzkonzept, das derzeit ausgearbeitet wird, angedacht. Die Pläne sehen vor, diesen Platz beim Stegmattschulhaus zu bauen – als weitere mögliche Station des Parcours. Aber weil das Schulhaus in den nächsten Jahren saniert wird und besagter Platz als Bauplatz vorgesehen ist, ist dieser Spielplatz jetzt noch nicht Teil des Parlamentsgeschäfts. «Vielleicht findet sich dereinst auch ein anderer Standort dafür», sagt Bütikofer.

Der Verpflichtungskredit für die Erstellung der vier Posten, der nun dem Parlament zur Genehmigung vorgelegt wird, beträgt 380000 Franken (siehe Infobox). 

 

«Etwas Besonderes» werden
Dem Projekt zustimmen wird die FDP: «Wir finden das eine gute Sache, insbesondere das geplante Wasserspiel auf dem zentrumsnahen Alten Viehmarktplatz», sagt Fraktionspräsident Daniel Stähli. Sinnvoll sei auch, mit dem Bau des Spielplatzes beim Stegmattschulhaus zu warten. Wie das Ganze letztlich genutzt werde, stehe und falle mit dem Projekt.

Auch die EVP will dem Geschäft zustimmen, wie Fraktionspräsident Jürgen Gerber sagt. Allerdings habe die Fraktion dem Gemeinderat noch einige Fragen zu den «nicht gerade geringen Kosten» gestellt, deren Antwort noch ausstehe.

Wenig überraschend zeigt sich die Fraktion SP/Grüne begeistert vom Projekt, schliesslich hat sie sich in den letzten Jahren stets für die Spielplätze in Lyss eingesetzt. An vorderster Front tat dies Co-Fraktionspräsidentin Katrin Meister (SP). Sie sagt:«Das Projekt ist sehr schön. Es kann mithelfen, Lyss zu etwas Besonderem zu machen.» Ein solcher Parcours werde die Menschen zusammenbringen und verhindern, dass Lyss zu einem Schlafdorf werde.

Allerdings werde die SP am Montag einen Antrag stellen, den ganzen Kredit zu sprechen, also inklusive der 315000 Franken, die für den Gemeindespielplatz budgetiert sind – auch wenn mit dem Bau noch zugewartet werden müsse. Denn:«Lyss braucht einen solchen Spielplatz», sagt Meister. Ihrer Meinung nach sei der Standort beim Stegmatt dafür optimal, aber die Fraktion würde sich nicht gegen einen anderen Ort sträuben.

Auch die Grünliberalen fordern, dass der Spielplatz beim Stegmattschulhaus verpflichtend gebaut wird und «nicht herausgeschoben wird», wie Fraktionspräsident Michel Rudin sagt. Die Stossrichtung des Projekts sei zwar im Sinn der GLP, aber die Partei habe weitere Forderungen:«Anstelle des geplanten Wasserspiels wollen wir lieber einen Posten, bei dem der Lyssbach integriert wird.» Zudem schlägt Rudin vor, dass auch beim Altersheim ein Posten realisiert wird.

 

BDP und SVP lehnen ab
Auf Ablehnung stösst der Generationenparcours bei BDP und SVP. «Das ist eindeutig zu teuer und wird höchstwahrscheinlich schlecht genutzt», sagt Urs Köchli, Fraktionspräsident der SVP. Zudem dürfe auch der Unterhalt nicht vergessen werden.

Stéphanie Tschanz-Simon, Parteipräsidentin der BDP Lyss-Busswil, sagt: «Eigentlich ist es eine gute Idee.» Aber es gehe um relativ viel Geld. «Deshalb fragen wir uns: Braucht es das wirklich oder ist es ein Luxusprojekt?» Persönlich bedaure sie, dass man sich auf dem Parcours aus dem Zentrum heraus bewege, statt im Ortskern etwas zu realisieren. Die BDP werde deshalb das Geschäft zurückweisen. Die Partei würde es bevorzugen, wenn man bestehende Begegnungsorte wie den Kocherpark oder das Herrengasse-Schulhaus als mögliche Standorte überprüfen würde, deshalb werde sie einen entsprechenden Antrag stellen.

Info: Die GGR-Sitzung findet am Montag um 19.30 Uhr im Saal des «Weissen Kreuz» statt und ist öffentlich.

 

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Stationen und Kosten

- Wasserspiel auf dem Alten Viehmarktplatz :Wassershow mit sechs unterschiedlichen Bewegungsgeräten. Kosten: 194'000 Franken
- Partnertanz und Wackelspiel im Knechtpark. Kosten:40000 Fr.
- Wasserlauscher – eine Sinnesinstallation – am Lyssbach. Kosten: 13'000 Franken
- Geduldsfaden am Lyssbach. Kosten: 15'000 Franken
- Weitere Kostenpunkte sind Honorare, Unterhalt/Betriebskosten, Begleitangebote oder Sachaufwand. Die Gesamtkosten betragen 380'000 Franken Seitens diverser Sponsoren sind 143'500 Franken in Aussicht gestellt worden. Das ergibt Netto-Projektkosten in Höhe von 236'500 Franken

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