von Christoph Grupp , Grossrat Grüne
Aufgeschreckt durch die Ermittlung gegen bernjurassische Amtsträger, welche sich nach Kitzbühl einladen liessen, kam ich ins Grübeln. Wir werden ja immer wieder mal zu einem VIP-Essen oder einer Lobbyveranstaltung eingeladen. Das ist gut fürs Ego, etwas weniger für die Leber. Profitieren tut meist der edle Spender, während die unabhängige Meinungsbildung eher leidet.
Diesmal war die Einladung unverdächtig, stammte sie doch vom Präsidenten des Grossen Rates. «Darf ich als Grüner noch guten Gewissens zu einem Skitag fahren?», fragte ich mich sodann. Naja, bei einer Anreise per öV und so mitten in der Hochsaison, das müsste doch zu verantworten sein, redete ich mir zu.
Beim Aussteigen gibt es dann die grosse Begrüssungsrunde, verbunden mit der erstaunlichen Erkenntnis, dass man offenbar links-grün ticken muss, um mit dem Zügli ins Saanenland zu fahren. Sonst aber mischen sich die Fraktionen prächtig, was ja auch das Ziel solcher Anlässe ist. Aufs Rennen verzichte ich aus Vernunftsgründen, denn unser Hausskigebiet Les Près-d’Orvin war wärmebedingt dieses Jahr noch keinen Tag in Betrieb. Kunstschnee gibt es ja in meiner Trainingsarena nicht, dafür umso mehr in Schönried. Auf gefühlten 80 Prozent menschgemachtem Weiss fahre ich das Horneggli runter und mit den chicen 3er- und 4er-Sesseln und der nagelneuen Gondelbahn wieder rauf. Knapp rechtzeitig schaffe ich es zum Apéro – immer wieder zentraler Treffpunkt für Polit- und Cervelatprominenz.
Iheemisch
Bevor es peinlich wird, wendet sich der Bergbahnchef an die Anwesenden und erzählt von der millionenteuren Rettung durch kantonale Beiträge und Kredite. Ebenfalls danken tut der Gemeindepräsident, dass wir die Region beehrten und den Strassenbau unterstützten. Dabei müssten doch wir uns bedanken, schliesslich sind wir die Eingeladenen.
Einseifen hatte in meiner Jugend noch eine andere Bedeutung, als es auch im Seeland noch Schnee gab. Trotzdem, ich geb es zu, ich habe den Tag genossen.
