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«Enttäuscht über die Antwort»

Der Gemeinderat von Lyss will eine Fachstelle Sport errichten. Von einer Sportkommission mit Entscheidbefugnis hält er aber nichts. Die sportaffinen Gemeindevertreter sind damit nicht zufrieden.

Noch ist der Sport in der Gemeinde Lyss nicht gleich stark vertreten wie die Kultur. Das soll sich ändern. Aber der Gemeinderat und sportbegeisterten Politiker sind sich nciht einig über die Umsetzung. Bild: Matthias Käser/a

von Andrea Butorin


Eines der letzten Themen, mit dem sich das Lysser Parlament im Dezember beschäftigte, war die Verankerung des Sports in die Behördenstruktur. Denn mit der Verabschiedung der Richtlinien und Zielsetzungen 2014-2017 beauftragte das Parlament den Gemeinderat zu Beginn der letzten Legislatur, den Sport in die Gemeindestruktur zu integrieren – bloss passiert ist das bislang noch nicht.
Die FDP doppelte deshalb mit einer Motion nach. Sie bemängelte den Status quo und auch die bestehende Fachgruppe Sport und Freizeit, da diese über keine Entscheidbefugnis verfüge und «nicht viel bewirkt» habe. Der Sport solle gleich behandelt werden wie die Kultur. Deshalb wünschen sich die Freisinnigen die  Schaffung einer Fachstelle Sport sowie einer Sportkommission mit Entscheidbefugnis (das BT berichtete).
Die Motion wurde im Dezember als erheblich erklärt. Im Januar konstituierte sich der Grosse Gemeinderat (GGR) neu, und kommenden Montag findet die erste «richtige» GGR-Sitzung statt. Da wird das Parlament über die vom Gemeinderat vorgeschlagene Lösung befinden können.
 

Lohnkosten gegen 30000 Franken
«Ja, aber», kann die Antwort des Gemeinderates zusammengefasst werden. Er will eine Fachstelle Sport schaffen, die er der Abteilung Sicherheit und Liegenschaften angliedern will. Dort bestünden am meisten Berührungspunkte, weil bislang etwa die Hallenbenützung über diese Abteilung läuft. Die neue Fachstelle soll gemäss Antwort des Gemeinderates die Nutzungsinteressen koordinieren, Anlaufstelle für die Vereine sein, Jugend- und Nachwuchsförderungsprojekte begleiten oder auch die Zusammenarbeit aller Partner koordinieren.
Um diese Stelle schaffen zu können, müsse als erstes eine neue WOV-Produktegruppe geschaffen werden. Dadurch könne das Parlament die Wirkung und Kosten im Bereich des Sports jährlich steuern und kontrollieren.
Die Schaffung der Fachstelle Sport löse Lohnkosten von 25000 bis 30000 Franken aus – die Details müssten in der Budgetierung 2019 aufgezeigt werden.
Ablehnend steht der Gemeinderat der zweiten Forderung gegenüber. Gemäss den rechtlichen Grundlagen der Gemeinde Lyss müssten Kommissionen mit Entscheidbefugnis zwingend aus Politikern zusammengesetzt sein, wogegen in Kommissionen ohne Entscheidbefugnis, Fachgruppen genannt, alle urteilsfähigen Personen gewählt werden könnten. Der Gemeinderat ist deshalb der Ansicht, dass eine Fachgruppe Sport und Freizeit mit Entscheidbefugnis, die nur noch aus Politikern bestünde, das Mitsprache- und Mitgestaltungsrecht der meisten Vereine stark einschränken oder gar verhindern würde. «Die bisherige Organisation bietet die optimalen Voraussetzungen, den Bedürfnissen der Vereine gerecht zu werden», schreibt der Gemeinderat. 
 

«In vier Jahren kein besseres Resultat erreicht»
Seitens der Motionärin zeigt man sich «frustriert und enttäuscht über die Antwort», wie es FDP-Parlamentarierin Kathrin Hayoz ausdrückt. Und zwar deshalb, weil in den letzten vier Jahren kein besseres Resultat herausgekommen sei. «Denn was die Einbindung der Vereine und deren Kompetenzen angeht, hat sich nichts getan.» Laut Hayoz hätte man das existierende Sportnetz nutzen können, um die Vereinsbedürfnisse besser einbinden zu können. «Wir haben viele Vorstandsmitglieder von Sportvereinen in unserer Fraktion, die würden bestimmt mithelfen», sagt sie weiter. Für die neu gewählte Kommission Sicherheit und Liegenschaft, wo der Sport jetzt angehängt werden soll, seien nicht explizit sportinteressierte Politikerinnen und Politiker gesucht worden. Dass die beiden FDP-Vertreter in dieser Kommssion sportaffin seien, sei bloss ein Zufall. Besser wäre es laut Hayoz gewesen, gezielt entsprechende Leute zu suchen.
Hans Ammeter klingt ähnlich frustriert wie Kathrin Hayoz. Der SP-Parlamentarier unterstützte die FDP mit ihrer Motion und fragte im Rat mehrmals nach, wie es um das geplante Sportamt stehe. «Die Antwort des Gemeinderates ist fast schon peinlich», sagt er nun. Er findet, die geschätzten 30000 Franken für die Schaffung der Fachstelle Sport wären herausgeworfenes Geld, weil die damit angestellte Person lediglich Arbeiten für die Abteilung Sicherheit und Liegenschaften ausführen würde.
Eine Umfrage bei den anderen Fraktionen zeigt, dass diese mit dem Vorschlag des Gemeinderats mehrheitlich zufrieden sind. Einzig die GLP hat einen Änderungsvorschlag:«Wir möchten, dass die Fachstelle Sport der Kultur angeschlossen wird», sagt Fraktionspräsident Michel Rudin. Denn ihrer Meinung nach hat diese mit der Abteilung Sicherheit und Liegenschaften «nichts zu tun».
Sie seien mit den anderen Parteien noch am Abklären, wie man dieses Geschäft behandeln wolle, sagt Kathrin Hayoz. Aufgrund des deutlich geäusserten Unmuts muss wohl mit einer Rückweisung oder gar Ablehnung des Geschäftes gerechnet werden. 

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Schiessanlage Winigraben soll neues Dach erhalten

In der Schiessanlage Winigraben ist der Schützenverein Winigraben daheim, der aus der Fusion von fünf Vereinen hervorgegangen ist. Die Anlage wurde 1988 gebaut. «Seither wurde bloss das Nötigste geflickt», sagt Anton Clerc, FDP-Parlamentarier und Vorstandsmitglied des SV Winigraben. In den letzten Jahren sei es während Regenfällen wiederholt zu einlaufendem Wasser gekommen. Einmal sei das Wasser entlang der Küchenschränke heruntergelaufen und ein anderes Mal habe es die Glaskugel einer Deckenlampe gefüllt. «Das war nicht ganz ungefährlich», so Clerc. Bei der Schadensbegutachtung sei festgestellt worden, dass sich das ganze Dach in einem schlechten Zustand befindet. Im Bereich der Schützenstube ist das Dach nicht gedämmt, weshalb Marder und andere Schädlinge eindringen können. Zudem sei die Dachentwässerung zu knapp dimensioniert, was zur Folge hat, dass die Dachrinnen ständig überlaufen. Einige der Eternitplatten habe man bereits ersetzt. Dabei wurde festgestellt, dass diese alten Platten Asbest enthielten. Aus diesem Grund will die Gemeinde Lyss das Dach nun «richtig» sanieren, was auch eine Asbestsanierung einschliesst.
Der Gemeinderat beantragt dem Parlament nun einen Verpflichtungskredit von 235000 Franken für diese Sanierung inklusive Wärmedämmung und Asbest-Entsorgung. Vorgesehen ist, dass die Arbeiten im April ausgeschrieben und zwischen Juni und August dieses Jahres ausgeführt werden.
Die Fraktionen stehen diesem Geschäft, das am Montag traktandiert ist, mehrheitlich unkritisch gegenüber. Einzig die GLP hat noch «viele offene Fragen», wie Fraktionspräsident Michel Rudin gegenüber dem BT sagt:Diese seien derzeit noch in Abklärung. «Wir möchten zum Beispiel wissen, ob diese Dachsanierung überhaupt Aufgabe der Gemeinde ist.»
Laut Anton Clerc wird das nicht das letzte Parlamentsgeschäft, das die Schiessanlage Winigraben betrifft:Denn bis 2020 muss aufgrund der Gesetzeslage ein künstlicher Kugelfang eingebaut werden – dies nicht nur im Winigraben, sondern bei sämtlichen ehemaligen Schiessanlagen auf Gemeindegebiet.

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Die Sitzung
Nebst den erwähnten Geschäften sind für die kommende GGR-Sitzung diverse Vorstoss-Antworten traktandiert, darunter etwa die Interpellation von SP/Grüne:«Auflösung Fachgruppe Integration und Gesellschaft».
Die Sitzung findet am Montag um 19.30 Uhr im Saal des Hotels Weisses Kreuz in Lyss statt und ist öffentlich.

Stichwörter: Lyss, GGR, Parlament, Sport

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