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Auszeichnung

Erfolgreicher Twanner Winzer: «Es war ein beschwerliches Jahr»

Der Johanniterkeller ist mit dem Titel «Schweizer Weingut des Jahres 2021» ausgezeichnet worden. Für den Winzer Martin Hubacher krönt die Ehrung das jahrelange Streben nach höchster Qualität.

Martin Hubacher, Winzer

Philippe Oudot/pl

Jetzt müssen auch die Letzten, die an der Güte der Bielersee-Weine zweifelten, klein beigeben: Die Gewächse vom Jurafuss gehören zu den besten des Landes. Das Urteil fiel diese Woche in Bern, wo die Jury zum «Grand Prix du vin Suisse» zusammentrat. Sieger des Wettbewerbs ist der Twanner Winzer Martin Hubacher mit seinem Johanniterkeller. Sein Betrieb erhielt die Auszeichnung «Schweizer Weingut des Jahres 2021». Der Berner teilt sich das Prädikat mit dem Rebgut Kursner aus Féchy, das in der Punktewertung gleichauf liegt.

Martin Hubacher, was bedeutet die Auszeichnung für Sie?

Martin Hubacher: Sie ist eine grosse Ehre. Ich wusste, dass wir nach den Blindverkostungen von der Jury einen guten Rang erwarten durften, aber niemals hätte ich mit dem Titel gerechnet. Der Preis erfüllt mich mit Stolz, denn er ist die Krönung von über zwanzig Jahren Arbeit und Einsatz für höchste Weinqualität. Die Ehrung ist auch eine Belohnung für unser Team, denn ohne meine Mitarbeitenden wäre diese Leistung nicht möglich gewesen.

Nehmen Sie öfter an Weinwettbewerben teil?

Wir stellen uns nur bei ausgewählten Degustationen der Jury, denn diese Auftritte sind für unseren kleinen Betrieb mit erheblichen Kosten verbunden. Pro Weinsorte, die wir an solchen Wettbewerben vorstellen, beträgt die Einschreibegebühr 150 bis 300 Franken. Deshalb wählen wir die Anlässe sorgfältig aus. Wir nehmen recht häufig am «Mondial des pinots» und an weiteren Prämierungen in Deutschland teil. An der «Mundis Vini 2002» wurde unser Pinot gris vom Jahrgang 2001 als «Bester Wein Europas» in seiner Kategorie ausgezeichnet. 2018 wurde ich als «Berner Winzer des Jahres» geehrt. Am «Grand Prix du vin suisse» haben wir dieses Jahr zum zweiten Mal teilgenommen – und den ersten Preis errungen.

Wie viele Weinsorten haben Sie diesmal in Bern vorgestellt?

Die Wettbewerbsregeln sind recht kompliziert und beruhen auf einem Punktesystem. Unter den 39 nominierten Produkten aus 13 Weinkategorien haben wir mit unserem Oeil-de-perdrix den ersten Rang erzielt. Eine Goldmedaille gab es für den Sauvignon blanc und zweimal Silber für den Pinot gris und den Chasselas aus unserem Rebgut. Diese Ergebnisse wurden in Punkte umgewandelt. Am Ende lag der Johanniterkeller gleichauf mit dem Weingut Kursner aus Féchy.

Wie viele Traubensorten bauen Sie in Ihrem Betrieb an?

Wir bauen rund zehn Sorten an. Ich beschränke mich auf Gewächse, die am besten auf unseren Kalkböden gedeihen. Dazu gehören burgundische Reben, die am Bielersee besonders gute Eigenschaften entwickeln. Versuche mit anderen Sorten stehen weniger im Fokus. Nach meiner Meinung gehört etwa der Merlot ins Tessin.

Welche sind Ihre wichtigsten Rebsorten?

Der Pinot noir zeigt ausgezeichnete Ergebnisse auf kalkhaltigen Böden. Andere geeignete Gewächse sind Chardonnay, Pinot gris, Pinot blanc, Sauvignon blanc und selbstverständlich der für unsere Region typische Chasselas.

Wie gelingt es Ihnen, sich von der Konkurrenz abzuheben?

Man muss auf Qualität setzen, ausschliesslich auf Qualität. Kunden, die eine Flasche aus dem Johanniterkeller öffnen, sollen Gewissheit haben, dass sie ein Produkt von erster Güte trinken, egal wie teuer der Wein ist.

Wer als Winzer diesen Anspruch einlösen will, muss den gesamten Jahreszyklus des Weinbaus mit Sorgfalt begleiten – von den ersten Arbeiten an den Rebstöcken über die Lese, Kelterung und Reifung im Keller bis zum Verkauf der Produkte. Die Bewirtschaftung eines Weingutes ist Teamarbeit, denn alleine erreicht man nichts.

Welche Vorteile erwarten Sie von der Auszeichnung Ihres Betriebes hinsichtlich Umsatz und Werbewirkung?

Die vielen Mails und Telefonanrufe, die ich erhalten habe, zeigen mir, dass die Auszeichnung etwas sehr Wichtiges ist. Das gilt besonders für unsere kleine Anbauregion mit ihren bescheidenen Winzerbetrieben. Ein grosser Produzent ist in der Lage, 30 Weine an Wettbewerben zu präsentieren. Darunter findet sich immer die eine oder andere Flasche, die gute Benotungen erhält. Für uns ist das schwieriger.

Wie verläuft das Weinjahr 2021?

Es war bisher ein beschwerliches Jahr. Es gab starke Regenfälle, Schädlingsbefall mit Mehltau und Hagelschläge. Daher erforderte die Pflege der Reben bedeutend mehr Aufmerksamkeit als üblich. Hinzu kommt, dass wir seit zwei Jahren auf Bio-Anbau umgestellt haben. Diese Kultur ist für sich genommen aufwendiger als die traditionellen Methoden. Die Weinlese von 2021 ist beendet. Wir haben die letzten Trauben letzte Woche gekeltert. Trotz der widrigen Umstände ist die Ernte von guter Qualität. Leider ist der Ertrag mit nur 40 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt mager. Das ist ärgerlich, denn ausgerechnet als «Schweizer Weingut des Jahres» müssen wir den Verkauf im nächsten Jahr durch Mengenzuteilungen begrenzen.

Stichwörter: Winzer, Twann, Auszeichnung, Wein

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