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Witzwil

Fuchs stiehlt Ferkel in Strafanstalt

Geschätzt 50 Ferkel hat der Landwirtschaftsbetrieb der Strafanstalt Witzwil dieses Jahr schon an Füchse verloren. Die Hühnerhaltung hat der Hof aus diesem Grund bereits aufgegeben.

Während oder kurz nach der Geburt von jungen Ferkeln holt sich mindestens ein Fuchs in Witzwil regelemässig die Jungtiere der Freilandschweine. Bild: zvg

Fuchs, du hast das Ferkel gestohlen: Der Landwirtschaftsbetrieb der Justizvollzugsanstalt Witzwil hat ein Problem mit dem Fuchs, der im Freilandgehege der Schweine regelmässig junge Ferkel stiehlt, wie die «Bauernzeitung» schreibt. «Seit etwa zwei Jahren ist das Problem massiv», sagt Betriebsleiter Alfred Burri, der vermutet, dass die Füchse immer dann zuschlagen, wenn sie Junge haben.

«Mehrere Diebe am Werk»
Burri geht deshalb davon aus, dass mehrere «Diebe» am Werk sind, weil der Wildhüter bereits einen älteren Fuchs geschossen hat und die Diebestouren trotzdem weitergingen. Am Morgen nach einem Fuchsüberfall sehen die Verantwortlichen jeweils die Spuren, die das Wildtier hinterlassen hat: Laut Burri waren das auch schon zehn tote neugeborene Schweinchen, die neben der Muttersau lagen, manchmal ist das ein ganzer Wurf. «Der Fuchs nimmt dann vielleicht ein bis zwei Ferkel mit, tötet im Rausch aber viel mehr – ähnlich, wie wenn er in einen Hühnerstall eindringt», sagt Burri.

Dass er gerade dann einbricht, wenn die Kleinen auf die Welt kommen, ist kein Zufall: Ansonsten würde die Sau mit ihrem ausgeprägten Mutterinstinkt den Fuchs vertreiben. Während der Geburt ist sie jedoch beschäftigt und kann sich nicht wehren. «Die Füchse riechen es, wenn eine Sau gebärt», so Burri weiter. Dieses Jahr hat der Landwirtschaftsbetrieb so schon zwischen 30 und 50 Ferkel verloren. «Wie viele es genau sind, können wir nicht sagen, der Verlust beläuft sich aber eher auf 50 als auf 30 Stück», sagt Burri. Im vergangenen Jahr seien die Verluste noch grösser gewesen.

Ferkel zu stehlen, gelingt dem Fuchs trotz guter Absperrung: selbst ein Knotengitterzaun, der mit einem innen liegenden Elektrozaun verstärkt wird, hält ihn nicht davon ab. Laut Burri schafft es das Tier, sich unterhalb des Zaunes ein Loch durch den Boden zu graben, «oder er springt über den 1,2 Meter hohen Zaun, auch das schliesse ich nicht aus, weil ich ihm noch nie zugeschaut habe», sagt der Betriebsleiter. Einzig auf einem Foto der Wildhüterfotofallen habe er das Tier schon einmal gesehen.

Der Landwirtschaftsbetrieb Witzwil, zu dem eine eigene Metzgerei gehört, hält zurzeit zwischen 80 und 90 Mutterschweine. Die Ferkel werden zu Mastschweinen. Wegen der Verluste muss nun gut geschaut werden, dass die Nachfrage der Abnehmer gedeckt werden kann. Damit nicht noch mehr Ferkel verschwinden, werde man nun noch einen weiteren Elektrozaun errichten, um dem Fuchs endlich das Handwerk zu legen. «Wir setzen unsere Hoffnung in den zusätzlich Zaun und in die Jäger, die die Füchse schiessen», sagt Burri.

Die Freilandhaltung der Hühner musste die Strafanstalt nämlich vor mehreren Jahren aufgeben. Der Grund war ebenfalls der Fuchs, der sich an den Hühnern gütlich tat.

«Ein Paradies für Wildtiere»
Seit über 20 Jahren hält Witzwil Freilandschweine in mobilen Hütten, in denen sie die Jungen zur Welt bringen. Zum Betrieb gehört auch eine Rindvieh- und eine Pferdehaltung. Mit einer Fläche von 825 Hektaren ist es der grösste Landwirtschaftsbetrieb des Landes. Er grenzt ans Fanel, das Natur- und Vogelschutzgebiet am Neuenburgersee. «Die Umgebung ist natürlich ein Paradies für Wildtiere», sagt Burri. Deborah Balmer

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