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Landeskarte

Ganz auf der Linie von General Dufour

Der Triangulationspunkt im Walperswiler Weiler Gimmiz sticht ins Auge, jener bei Sugiez fristet ein Dasein im Verborgenen. Die Messung der geraden Linie dazwischen war die Grundlage für die Dufourkarte. Beim Abwandern der Strecke gibt es aber auch Kurven.

Bei Walperswil-Gimmiz ist die Vermessungsinstallation 2006 in verkleinerter Form wiederaufgebaut worden. Copyright: Beat Kuhn / Bieler Tagblatt

Beat Kuhn

Zwischen den Walperswiler Weilern Gimmiz und Kleingimmiz steht ein mehrere Meter hohes Holzgebilde an der Strasse.Die Form erinnert an Triangulationspunkte, wie man sie von Wanderungen kennt. Allerdings sind die viel kleiner und aus Metall.

Der Turm in Gimmiz wird zwar auch für amtliche Messungen genutzt. Primär ist er aber ein Denkmal für den einen der beiden Endpunkte der sogenannten Basis zwischen Walperswil und Sugiez. Dieses ist die Grundlage der Dufourkarte, der ersten geometrisch korrekten Schweizer Karte.

Erste Messung mit Kette

Benannt wurde die Karte nach Guillaume Henri Dufour. Der ist zwar primär als General im Sonderbundskrieg 1847 in Erinnerung – wofür er auch Ehrenbürger Biels wurde. Aber er war eben auch Kartograph.

Die Geschichte derLandesvermessung hat allerding schon früher begonnen. 1791 machte sich der Deutsche Johann Georg Tralles, Mathematik- und Physikprofessor in Bern, zusammen mit dem Aargauer Vermessungsingenieur Ferdinand Rudolph Hassler daran, die Distanz zwischen Walperswil und Sugiez zu messen. Ganz einfach, mit einem «Messband»: einer Stahlkette, die 100 französische Fuss, also 32,5 Meter, lang war.

Für die Messtechnik der Triangulation – zu Deutsch Dreiecksmessung – muss man nämlich die Länge einer der drei Seiten kennen, der erwähnten Basis. Mithilfe trigonometrischer Formeln kann man dann die Länge der beiden übrigen Dreiecksseiten berechnen. Und das Erstellen eines Netzes von solchen Dreiecken ermöglicht die Landvermesung.

Zweite Messung mit Stangen

Laut Martin Rickenbacher vom Bundesamt für Landestopografie wurden übrigens «nicht Walperswil und Sugiez als Dörfer ausgewählt». Vielmehr ging es darum, dass beide Basisendpunkte im ebenen Grossen Moos vom Chasseral und anderen markanten Punkten auf der Jurakette aus sichtbar waren. Von dort konnte man die Verbindungen zu weiteren Punkten wie Gurten oder Pilatus messen.

1797 wurde die Strecke ein zweites Mal gemessen, diesmal mit 7,8 Meter langen Eisenstangen. Die Messungen 1791 und 1797 differierten nur 7 Zentimeter auf die 13 Kilometer. Das Spinnen eines Triangulationsnetzes für die ganze Schweiz wurde dann aber durch politische Umstände verhindert. Erst 1834 wurden die Arbeiten wiederaufgenommen, unter Leitung von Dufour. Die 25 Blätter der daraus hervorgehenden Dufourkarte wurden zwischen 1845 und 1865 publiziert.

Original war noch viel höher

Das Denkmal in Gimmiz gibt es erst seit 2006. Es ist ein verkleinerter Nachbau der gut 14 Meter hohen Holzpyramide, die seinerzeit dort stand. Diese Höhe war nötig, damit der Messpunkt auch in weiter Entfernung noch sichtbar war. Zum Denkmal gehören auch drei stilisierte Holzstapel, die auf die nächstgelegenen Triangulationspunkte Sugiez, Chasseral und Montoz ausgerichtet sind.

Auf der Seite Sugiez wird bescheidener an die bedeutende Streckenmessung erinnert, nämlich in Form von vier Felsbrocken rund um den Messstein, die schon lange vor 2006 dort lagen. Da dieses flache Denkmal noch dazu von einem Baum verdeckt wird, ist es kaum zu sehen. Dabei liegt es in unmttelbarer Nähe zur bekannten, stark befahrenen Strasse Sugiez-Murten – heute auf Gemeindegebiet von Galmiz.

Fast immer der Nase nach

Die Wanderroute auf den Spuren der Messstrecke ist natürlich einfach: immer geradeaus. Allerdings gibt es durchaus auch Kurven, sonst würde man viele Gemüsefelder queren und schädigen – zur Zeit der Messungen war die Urbarmachung des Grossen Mooses durch die erste Juragewässerkorrektion noch fast ein Jahrhundert weit weg.

Da die Anbindung von Walperswil an den öffentlichen Verkehr schlecht ist, sattelt man schon in Aarberg vom Zug auf Schusters Rappen um. Vom Bahnhof geht es hinauf zum Stadtplatz und über die alte Holzbrücke. Dann biegt man rechts ab und folgt den Wegweisern nach Walperswil. Beim Denkmal Gimmiz biegt man links auf den Weg, der zum Hagneckkanal führt. Auf dem Dammweg geht es weiter westlich, dann überschreit man die Brücke, wo auch der Abfluss des Kraftwerks Kallnach einmündet.

Nicht zu nah ans Gefängnis

Nach Überquerung der Strasse Siselen-Aarberg ist man mitten im Gemüsegarten der Schweiz. Nun hat man mehrere parallele Wege zur Auswahl – man muss einfach immer Richtung Murtensee halten. Wichtig ist, dass man das Gefängnis Bellechasse weitläufig umwandert. Sonst läuft man Gefahr, an eines der Schilder zu geraten, die den Durchgang unmissverständlich verbieten. Zum Sugiez-Denkmal muss man unromantisch bei der Tafel «Kompostieranlage Seeland» vom Feldweg neben der Strasse abbiegen. Aber auf den müden Wanderer wirken die Steine dann wie ein Schatz.
 

 

INFOBOX

Tipps zur Tour
Dauer: dreieinhalb Stunden
Streckenlänge: 17 Kilometer
Schwierigkeit: einfach
Einkehren: Die Wanderroute selbst führt nicht an Beizen vorbei. In sämtlichen Gemeinden, an denen man vorbeikommt, sind aber Restaurants vorhanden.
Wichtig:Bei heissen Temperaturen genügend Wasser und Sonnencreme mitführen.
ÖV: Anreise mit dem Zug nach Aarberg. Auch in Sugiez ist ein Bahnhof vorhanden. Für die Heimfahrt steht zudem eine Schiffsstation zur Verfügung.

 

Stichwörter: Outdoor, Wakperswil, Sugiez

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