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Freiheitsentzug

Gefängnisse sind überbelegt

Wie in der restlichen Schweiz sind auch die Seeländer Strafanstalten nach wie vor voll. Eine leichte Verbesserung könnte jedoch bald erfolgen.

(jl) Die Schweizer Gefängnisse sind voll. Im September hat das Bundesamt für Statistik gar einen Höchststand gemessen, wie diese Woche mitgeteilt wurde (das BT berichtete). Auch im Seeland sind die Anstalten ausgelastet.

Im Massnahmenzentrum St. Johannsen seien momentan alle 80 Plätze besetzt, heisst es auf Anfrage. Das Regionalgefängnis Biel verzeichnet seit Juli mehr oder weniger konstant eine Auslastung von über 100 Prozent. «Im Durchschnitt waren unsere 45 Betten zu 103 bis 106 Prozent belegt», sagt Barblina Löhrer, stellvertretende Leiterin. Bei mehr als 85 Prozent spricht man von einer Überbelegung. Zum Teil seien Zweierzellen mit drei Personen belegt. «Wir sind wirklich am Limit», sagt Löhrer.

Es gebe mehrere Gründe für die zahlreichen Insassen. So seien zum Beispiel viele Häftlinge eigentlich zu einer Geldbusse verurteilt worden, würden diese aber nicht bezahlen und müssten die Strafe darum absitzen. Zudem seien in Biel auch viele Personen untergebracht, die nicht in Untersuchungshaft sind, sondern auf einen Platz in einer Strafanstalt warten. «Da aber viele Strafanstalten ebenfalls voll sind, gibt es lange Wartefristen und das erzeugt einen Rückstau bei uns im Regionalgefängnis», sagt Löhrer.

So zum Beispiel in Witzwil, wo aufgrund des schweizweiten Mangels an geschlossenen Plätzen eine Warteliste mit zwölf Personen besteht. Diese müssen rund sechs Monate auf ihren Platz warten, schätzt Hans-Rudolf Schwarz, Direktor der Strafanstalt Witzwil. Die Auslastung in Witzwil sei mit 93,5 Prozent im letzten Jahr auf stabilem, aber hohem Niveau gewesen, sagt Schwarz weiter. Die Haftdauer im Strafvollzug habe im Vergleich zu 2012 leicht zugenommen.

Demgegenüber sitzen Ausschaffungshäftlinge gegenüber dem Vorjahr markant weniger lange im Gefängnis. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ging in einem Jahr von 33 auf 20 Tage zurück. Pikant: Das führte dazu, dass in Witzwil Ausschaffungsplätze leer blieben. Diese darf man aber von Gesetzes wegen nicht mit Strafinsassen belegen.

Laut Schwarz laufen derzeit aber schweizweit Überlegungen, die Ausschaffungshaft separat zu führen. «Das würde für Witzwil bedeuten, dass wir diese 36 Plätze für den Strafvollzug nutzen könnten. Dies könnte auch die Regionalgefängnisse entlasten», sagt Schwarz.

Der Kanton Bern hat zudem letzten Frühling angekündigt, in Biel einen Standort für ein neues, grösseres Regionalgefängnis zu prüfen. 

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