Die saisonale Karte – die gilt, bis die Spargelsaision beginnt – lockt mit ihren indischen Gerichten. Zur Klärung aller Fragen sind diese fotografisch festgehalten. Doch so leid es uns für die beiden tamilischen Köche tut: Wer in einer Stadt arbeitet und dort somit auch öfters isst, für den ist am Wochenende die gutbürgerliche Küche beinahe schon exotischer als es asiatische Speisen sind. Auf der «normalen» Speisekarte klingt alles verlockend: Der Wirten- und Metzgereibetrieb, von Beatrice und Andreas Schenk in zweiter Generation geführt, wobei die dritte ganz frisch mit am Start ist, schöpft bei den Fleischgerichten aus dem Vollen.
Die Wahl fällt einmal auf die Steinpilzrahmsuppe mit Gordons Gin (9.80 Fr.), gefolgt von einem Rindsfiletgulasch «Stroganoff» mit Butterreis à 42 Franken. Und einmal, nach dem Motto «wenn schon Fleisch, dann richtig», auf den «Hit»: Das Dreigang-Filetmenü nach Löwenart à 57 Franken. Die Bedenken, ob das nicht vielleicht zu viel des Guten ist, vermag die Bedienung zu zerschlagen: Die Portionen seien nicht allzu gross.
Gang eins ist ein Schweinsfilet an einer Pfeffer-Rahmsauce, serviert mit Butternüdeli. Hübsch angerichtet, perfekte Nüdeli und zwei Filetstücke an ziemlich pikanter Sauce. «Allzu klein ist diese Portion aber nicht», sagen wir mit Sorge auf die noch folgenden Gänge. Gleichzeitig wird die Suppe serviert, die wunderbar schmeckt: Sie ist cremig, und die Kombination von Steinpilzen und Gin ist gelungen, da der Gin die Suppe nicht dominiert.
Nun bleibt Zeit, sich dem Wein zu widmen: Die Wahl fiel auf einen Valpolicella Ripasso DOC Superiore Monile vom Weingut Salvalai mit Jahrgang 2015, ein runder und fruchtiger Wein à 48 Franken die Flasche. Das Leitungswasser dazu ist bei Weinkonsum übrigens gratis.
Gang zwei folgt quasi als Zwischengang: Ein Kalbsfilet an Pflaumen-Haselnusssauce mit Butterreis. Das Kalbsfilet zergeht fast auf der Zunge, und für Liebhaber der süss-salzigen Küche ist die Sauce dazu ein erster Höhepunkt. Zum Glück hat das Gegenüber gerade Pause, sodass es mitkosten und -helfen kann.
Ob wir schon bereit seien für den Haupt- respektive den dritten Gang, fragt die Bedienung. Wir brauchen noch eine kleine Pause – kein Problem. Nach erneutem freundlichen Nachfragen und dem Okay unsererseits wird das Stroganoff serviert: Das Fleisch ist äusserst zart und die Sauce schmackhaft und cremig. Champignons und Peperoni haben noch leicht Biss. Bei der Beilage rächt sich nun, vorhin «mitgeholfen» zu haben, sodass der Reis nicht ganz aufgegessen wird.
Gang drei beim Filetmenu bildet ein Rindsfilet mit Tonkabohnenjus, serviert mit hausgemachtem Kartoffelgratin und einem Gemüsebouquet. Die Begeisterung steigt noch mehr: Das Fleisch ist schlicht perfekt, und der Jus bildet für den Gaumen ein neues Erlebnis. Auch die Beilagen munden. Einzig das schlechte Gewissen meldet sich, schliesslich würde dieser Gang anderenorts locker als «kleine Portion» eines Hauptgerichts durchgehen.
Ein Schluck Wein spült Gedanken dieser Art runter, sodass wir bei der obligaten Frage nach dem Dessert die obligate Antwort «wir schauen gern mal in die Karte» liefern. Wenig überraschend hat es diverse Leckereien zur Auswahl. Diesmal obsiegt das indische Angebot mit dem unindisch klingenden «Schüümli», bestehend aus einer Mangocrème, einem Kokos-Panna-Cotta sowie Vanille-Zitronen-Orangeneis (à 8.90 Fr.). Ein fulminanter, fruchtig-leichter Abschluss eines gelungenen Abends.
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Info: Gasthof und Metzgerei zum Löwen, Murtenstrasse 17, Aarberg. Tel: 032 392 18 45. Öffnungszeiten: Mi+Do: 11-23.30 Uhr, Fr+Sa: 11-00.30 Uhr, So: 10-22 Uhr.
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Gasthof zum Löwen, Aarberg
- Karte: Grosse Auswahl an auserlesenen Fleischspeisen. Aktuelle Saisonkarte: Indische Spezialitäten. Auf beiden Karten gibt es einige vegetarische Gerichte.
- Preis: Mittleres bis oberes Segment.
- Ambiente: Von der Gaststube bis zur Raucherlounge wird Wert auf Gemütlichkeit gelegt. Besonders hübsch sind die beiden Säli.
- Aufgefallen: Der «Löwen» ist nicht nur ein Restaurant, sondern auch eine Metzgerei. Auf www.loewenaarberg.ch gibt es eine virtuelle Tour durch das Haus. Am Mittag gibt es zwei Menüs und sonntags das Sonntagsmenü. ab
