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«Hast Du Drogen?»

Wenn Bruno und Renate Furer mit ihrem Lastwagen an Landesgrenzen kommen, kann das mitunter abenteuerlich werden:
Eine Geschichte über suspekte Fremde, verlorene Formulare und freundliche Drogenkontrollen.

Der Grenzübertritt hat seine Tücken. Bruno Furer
  • Dossier

Bruno Furer

Für den Durchschnittsschweizer sind Landesgrenzen, wenn überhaupt, nur bekannt als kurze Flughafenkontrolle während den Ferien oder aus dem Fernsehen, wenn sich Flüchtlinge vor den Schranken stauen. Wer mit dem Auto in die Ferien fährt, wird ja heute mit diesen mitunter lästigen Fragen nach Alkohol, Fleisch und sonstigen Dingen kaum mehr behelligt. Und nur Kühne verlassen mit dem Auto den sicheren Schengenraum.

Für uns gehören Landesgrenzen und deren Überquerung mit dem dazugehörenden Papierkram inzwischen zum Alltag. Während der Durchschnittsbürger mit dem Zehn-Jahrespass locker und entspannt in ferne Destinationen fliegt, brauchen wir im Durchschnitt alle vier bis fünf Jahre ein neues Dokument.

Stempelwütige Zöllner

Zwar sollten die 40 Seiten in einem Pass locker für zehn Jahre reichen, jedoch haben die Schöpfer dieses edlen Dokuments nicht mit der Stempelwut afrikanischer oder südamerikanischer Zöllner gerechnet. Alle drei Monate müssen wir das jeweilige Land verlassen, um nicht bei Zoll- oder Migrationsbehörden unnötigen Stress auszulösen, was für uns nebenbei mit erheblichen Kosten verbunden wäre. Zwar hätten wir die Möglichkeit, unseren Aufenthalt mit einem Visum für drei weitere Monate zu verlängern, jedoch ist dies je nach Land mit viel Aufwand, Kosten und einer weiteren fehlenden Seite im Pass verbunden. Für den normalen Grenzübertritt reicht ein kleiner Stempel völlig aus, bei der Verlängerung jedoch wird der Pass mit einem ganzseitigen Stempel oder einem Kleber malträtiert.

Sind noch genügend ungestempelte Seiten vorhanden und stehen wir vor einer Zollschranke, läuft es, mit einigen kleinen Unterschieden, eigentlich immer gleich ab.

Anstehen, Frage des Beamten: «Von wo kommen Sie?» Wir: «Aus Argentinien.» Eine grosse Auswahl haben wir ja nicht, gibt es doch im Süden von Patagonien ausser Chile und Argentinien keine grosse Auswahl an Ländern.

Da wir dies inzwischen auch sehr überzeugend darlegen können, glaubt der Beamte uns dies sofort und freundlich werden wir im neuen Land aufgenommen. Die Migration dauert in der Regel einige Minuten, es sei denn, vor uns steht ein Bus mit Einheimischen. Wie auch in Europa, sind Fremde grundsätzlich äusserst suspekt, gerade auch, wenn sie aus dem Nachbarland kommen.

«Verrückte», die mit dem eigenen Lastwagen aus der Schweiz herumfahren, werden hingegen als harmlos eingestuft und schnell abgefertigt.

Verschwundenes Dokument

Die Migration ist gemacht und der Pass mit einem neuen Stempel verziert. Wobei wir jeweils akribisch darauf achten, dass der Stempel nicht mitten in die Seite geknallt wird. Das würde unsere Passlaufzeit erheblich verkürzen.

Nun brauchen wir eine temporäre Einfuhrbewilligung für den LKW. Verbunden ist dies meist mit einer langen Wartezeit, denn das nötige Dokument muss zuerst organisiert werden.

Lange nicht alle Zollstationen sind mit Computern ausgerüstet, die auf die Datenbanken in Buenos Aires oder Santiago zurückgreifen können. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen: Nicht funktionierende Internetverbindungen gibt es natürlich auch beim Zoll. «Disculpe, no hay conexión, espere.» Ob mit oder ohne Internet: Das nötige Dokument muss zuerst aufgetrieben werden.

Wir sehen auch, dass sich die Zöllner wirklich bemühen. Sie stellen alles auf den Kopf, doch das Dokument bleibt verschwunden. Nach einer Stunde ist auch dieses Problem gelöst und das Formular gefunden. Es war noch im Kopierer eingelegt. Vom letzten Touristen, der hier vor einer Woche durchgefahren ist.

Bleibt noch die obligatorische Kühlschrankkontrolle: Frische Lebensmittel dürfen nicht mit über die Grenze und schon sind wir eingereist. Alles ganz easy!

Lästiger sind da schon die vor allem in Norden vorkommenden Drogenkontrollen. Zwischen Kolumbien und Ecuador fragte mich ein Zöllner doch tatsächlich, «Hast Du Drogen?». Ich ganz schlagfertig: «Nur 20 Kilogramm, wie viel möchtest Du haben?»

Auf eine weitere Wagenkontrolle wurde darauf verzichtet.

Link: www.pepamobil.ch

Stichwörter: Reisen, unterwegs, LKW, Bruno Furer

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