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Dotzigen

Hoffen, dass der Laubfrosch zurückkehrt

In seinem 20-jährigen Bestehen hat der Berner Renaturierungsfonds um die 1000 Projekte unterstützt. Eines davon ist die Revitalisierung der Alten Aare, die schon weit vorangeschritten ist. Gestern wurde deshalb in Dotzigen das Jubiläum gefeiert.

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von Andrea Butorin

Um die 1000 Projekte in 20 Jahren im Umfang von 60 Millionen Franken:Das ist die Bilanz des Berner Renaturierungsfonds. Mit diversen Behördenvertretern feierte Willy Mueller, Geschäftsführer dieses Fonds, gestern das 20-Jahr-Jubiläum in Dotzigen. Das nicht von ungefähr:Das Hochwasserschutz- und Revitalisierungsprojekt Alte Aare ist bereits weit vorangeschritten - eine gute Gelegenheit, um die bislang geleistete Arbeit vor Ort zu präsentieren und zu erklären.
Auch Regierungsrat Christoph Ammann (SP)nahm in Dotzigen einen Augenschein. Die vielen bereits realisierten Projekte hätten Flachmoore, Auengebiete, Tümpel, Teiche und Totholzinseln mit Lebensraum für Kiebitze, Flussregenpfeifer, Groppen, Wiesenknopf-Ameisenbläulinge oder das Feldlöwenmäulchen geschaffen, sagte er.
Und fügte an:«Oft entstehen Projekte nicht als Folge einer übergeordneten Planung, sondern aus der Bewältigung von Schadenereignissen.» Lägen bereits Konzepte vor, könnten die Massnahmen koordinierter und unter weniger Zeitdruck erfolgen. Ein konkretes Beispiel dafür sei das Projekt Alte Aare, das nach den schweren Hochwassern in Lyss und Dotzigen von 2007 in Angriff genommen wurde.
 

«Die Alte Aare ist lebendig»
Dieses stellte Hermann Käser, Präsident des Wasserschutzverbandes Alte Aare, anschaulich mittels kürzlich gemachter Fotos vor:Er demonstrierte, wie stark sich der Bachlauf, der früher pfeilgerade verlief, heute zum Beispiel nach starken Regenfällen verändert. «Heute ist die Alte Aare lebendig, ein richtiger Strom», sagte er.
Ursprünglich war ein 10-Millionen-Hochwasserschutz-Projekt geplant gewesen. Doch rasch habe sich gezeigt, dass eine Kombination mit Revitalisierungsmassnahmen nötig sei. Die Kosten belaufen sich nun auf 23 Millionen Franken. Für die betroffenen Gemeinden komme es aufgrund der Subventionen nun aber günstiger, als wenn das ursprüngliche Projekt realisiert worden wäre. So stammt eine Million aus dem Renaturierungsfonds. «Es war nicht immer einfach», fuhr Käser fort. So sei es schwierig gewesen, einen Teil der Grossräte vom Projekt zu überzeugen. Auch sei beispielsweise das Vorhaben, 700 Totholzstrukturen im Bach einzubauen, bei den Landwirten nicht gut angekommen. Denn bis dahin hätten diese im Bach schwimmendes Holz stets entfernt.  
Heute dagegen könnten die Planer stolz sein, auch wenn das Projekt noch nicht zu Ende ist, sagte Käser.
 

Keine Freude am Kormoran
Dieser Meinung schloss sich Marianne Schenk an. Sie ist Präsidentin des Bernisch Kantonalen Fischerei-Verbandes und Grossrätin aus Schüpfen (BDP). Dass der Renaturierungsfonds überhaupt gegründet wurde, geht auf die Initiative ihres Verbandes sowie auf Pro Natura zurück. Die Berner Initiative gab den Anstoss für die nationale Initiative «Lebendiges Wasser», die wiederum zur Revision des Gewässerschutzgesetzes geführt hat. «Dies verlieh den Gewässerrevitalisierungen in der ganzen Schweiz neuen Schub», sagte Schenk.
Marianne Schenk, die selbst am liebsten am Bielersee oder entlang der Aare fischt, machte auch auf den Zustand der heimischen Fische aufmerksam. So litten insbesondere Bachforellen und Äschen unter den wärmer werdenden Gewässern, der zunehmenden Trockenheit und unter Winterhochwassern. Auch geschützte Jäger wie Kormorane und Gänsesäger sowie die hohe Pestizidbelastung machten den Fischern Sorgen.
«In der Alten Aare ist die Fischdichte hoch», sagte Jörg Ramseier, Leiter Fischereiaufsichtskreis 6 beim Amt für Landwirtschaft und Natur (Lanat). Ganze 26 Arten seien dort heimisch, «vom Aal bis zum Wels». Die dominierenden Arten wie Rotaugen oder Barben seien allerdings nicht gerade des Fischers liebste Fische.
Ramseiers Kollegin Petra Graf von der Abteilung Naturförderung beim Lanat erläuterte ihre Bemühungen, Lebensraum für möglichst viele Arten zu schaffen. Ein grosser Wunsch von Graf hat sich bislang noch nicht erfüllt:«Wir hoffen, dass der Laubfrosch wieder hierher zurückkehrt.»
 

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Seeländer Projekte

Eine Auswahl der Seeländer Projekte der letzten Jahre:
Neuer Seitenarm der Aare im Gauchert, Radelfingen und Niederried
Salzbach, Radelfingen
Kallnachkanal
Sanierung Hagneckkanal
Schüssinsel, Biel
Alte Aare (diverse Abschnitte)
Spittelgraben, Wengi
Lyssbach (Schatthole, Fulenmatt), Lyss und Grossaffoltern
Mülibach in Erlach und Orpundbach, beides ohne Beteiligung des Renaturierungsfonds.
 

Anstehende Projekte:
Nidau-Büren-Kanal:Revitalisierung Spärs in Port
Seitenarm Brättelen der Aare in Radelfingen
Safnern Dorfbach

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