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«Ich blicke positiv in die Zukunft von Lyss»

Während FDP und GLP trotz der Sitzreduktion des Lysser Parlaments bei den Wahlen zulegen konnten, büssten fast alle anderen Parteien einen oder mehrere Sitze ein. Am schlimmsten traf es die EVP, die halbiert worden ist.

Die FDP Lyss-Busswil hatte bei der Verkündung der Wahlresultate am meisten zu lachen. Bild: Matthias Käser
  • Dossier

von Andrea Butorin

Die Siegerin der Lysser Gemeindewahlen vom Sonntag heisst FDP. Die Partei hat es geschafft, im Parlament trotz einer Reduktion von 44 auf 40 Sitze in der kommenden Legislatur zwei Plätze zuzulegen. Zudem wurden Gemeindepräsident Andreas Hegg und Gemeinderat Stefan Nobs souverän bestätigt. «Wir sind ziemlich erleichtert», sagt Patrick Ibele, Wahlkampfleiter der FDP, «unsere Linie wurde unterstützt, und das Ziel, wieder wählerstärkste Partei zu sein, haben wir erreicht.»
Ebenfalls zu den Gewinnern zählt die GLP. Ihr gelang es, einen Sitz zuzulegen und damit die angestrebte Fraktionsstärke zu erreichen. Den Grund für das gute Abschneiden sieht Parteipräsidentin Monika Schmidiger in Michel Rudins Kandidatur für das Gemeindepräsidium. «Das hat dafür gesorgt, dass wir ins Gespräch gekommen sind.» Zwar hat Rudin als Präsidentschaftskandidat lediglich 213 Stimmen geholt. Für die Parlamentswahl habe seine erhöhte Präsenz dennoch gesorgt.
 

Wie weiter mit der EDU?
Die Meinung, dass die Präsidentschaftskandidatur für den nötigen Aufschub gesorgt hat, teilt auch Hansueli Bourquin, Präsident der EVP Lyss-Busswil. Zumindest FDP, BDP und GLP hätten stark davon profitiert. «Wenn wir ebenfalls für das Präsidium kandidiert hätten, dann hätten wir die nötigen Stimmen vielleicht hinbekommen», sagt er. Die EVP hat die Hälfte ihrer Sitze im Grossen Gemeinderat (GGR) eingebüsst und hat nun mit drei Sitzen noch gerade die Fraktionsstärke inne.
Die EVP hatte – anders, als die meisten Parteien – nicht einfach 20 Kandidaten aufgestellt und alle kumuliert, sondern 28 Kandidaten zur Auswahl gestellt. Bourquin glaubt nicht, dass das den einzelnen Anwärtern geschadet hat. «Eigentlich sollten mehr Kandidaten für mehr Stimmen sorgen», sagt er. Dass sie jetzt nur noch drei Vertreter im GGR haben, bedeute für die Einzelnen in erster Linie mehr Arbeit. «Wir werden nun sicher vermehrt auf andere zugehen», sagt Bourqin weiter.
Was der EVP-Präsident nicht glaubt ist, dass die Wahlschlappe auf die christlichen Werte zurückzuführen ist. Etwas anders sieht das Hans Rudolf Holzer, Präsident der EDU. Seine Partei büsste ihren einzigen GGR-Sitz ein und ist somit ab Januar nicht mehr im Parlament vertreten. «Die christlichen Werte haben verloren, die bürgerlichen gewonnen», sagt er.
Der eigentliche Grund für das Resultat sei aber simpel und liege in der Listenverbindung mit der SVP. «Dank der EDU-Stimmen schaffte die SVP einen zehnten Sitz», sagt er. Trotzdem ist Holzer mit dem Resultat der Wahlen nicht unzufrieden. «Die FDP ist eine gute und starke Partei, ich blicke deshalb positiv in die Zukunft von Lyss.»
Wie es dagegen mit seiner Partei weitergeht, weiss Holzer noch nicht genau. Es würden sicher Gespräche geführt, und bis zu den Grossratswahlen wolle er nun abwarten – und allenfalls einen Schlussstrich ziehen.
 

Keine grossen Änderungen
Höchstens halb zufrieden mit ihrem Abschneiden sind SP, BDP und SVP. Alle konnten zwar ihren Gemeinderatssitz halten, verloren im Parlament aber je einen Sitz. «Wir hätten im Gemeinderat einen Sitz zulegen wollen», sagt Stefan Bütikofer, Präsident der SP und frischgewählter Gemeinderat. Durch die Kandidatur von Margrit Junker Burkhard hätte sich die Partei mehr Stimmen erhofft. Ein möglicher Grund für das Resultat sieht Bütikofer im Thema Asylzentrum, das in letzter Zeit wieder aufgeflackert sei und den bürgerlichen Parteien in die Hände gespielt haben könnte.
Markus Marti, Präsident der BDP Lyss-Busswil, sagt, seine Partei habe «das Mindestziel erreicht», indem Rolf Christen als Gemeinderat wiedergewählt worden ist. Den Sitzverlust im Parlament schiebt er einzig der Reduktion des GGR zu.
Donat Schneider, Wahlkampfleiter der SVP, sagt, seine Partei habe die Wahlziele bewusst hoch gesteckt und diese nicht erreicht. Trotzdem sei es «ein gutes und realistisches Resultat». Auf die mögliche Publizität eines Präsidiumskandidaten habe man bewusst verzichtet. «Ich finde, man soll bloss kandidieren, wenn es einem ernst ist.»
Grosse Änderungen im Politalltag erwartet nun niemand der Befragten. «Explizit linke Themen durchzusetzen wird sicher nicht einfacher», sagt Stefan Bütikofer. Man habe aber phasenweise gut mit den anderen Parteien zusammengearbeitet und werde nun sicher weiter das Gespräch suchen.
Auch die BDP und die GLP wollen ihre geschmiedete Allianz trotz der erreichten Fraktionsstärke der GLP nicht aufgeben. «Vielleicht werden wir auch künftig gemeinsame Fraktionssitzungen durchführen, aber das ist noch nicht definitiv», sagt Markus Marti.
 

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Zuzüge und Abgänge im Parlament


Neu im Parlament:

Sara Ellen Hübscher (SVP), Daniel Gerber (FDP), Thomas Lötscher (FDP), Christine Schnegg (EVP), Yannick Hauser (GLP), Ulrich Spring (BDP), Markus Bütikofer (SP)
Von der Ersatzliste nachgerückt:
Eduard Eggli (SVP, bisher), Thomas Lötscher (FDP, neu), Agnes Hautle (BDP, bisher), Lukas Ruggli (SP, bisher)
Nicht mehr kandidiert:
Sandra Brauen  (SVP), Barbara Etter (SVP), Franziska Gilomen (SVP), Martin Ammeter (SP), Rolf Marti (SP)
Abgewählt:
Morena Beyeler (EVP), Jürgen Gerber (EVP), Mathieu Bourquin (EVP), Sabina Heimberg (EVP), Fritz Laubscher (BDP), Daniel Michel (BDP), Garo Heinz (EDU)

Stichwörter: Wahlen Lyss, Abschneiden, GGR

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