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«Ich habe noch viele Projekte»

Die bisherigen Seeländer Grossräte der Grünliberalen haben die Wiederwahl nicht geschafft. Michel Rudin überlegt sich nun, ob er sich stärker ausserparla-mentarisch engagieren will.

Michel Rudin, Grossrat (GLP, Lyss)

Interview: Peter Staub

Michel Rudin, Sie sind am Sonntag aus dem Grossen Rat abgewählt worden. Kam das für Sie überraschend?
Michel Rudin: Als bisheriger Grossrat geht man schon davon aus, dass man ein Wörtchen mitzureden hat, wenn die Partei den Sitz verteidigt. Dass es für mich nicht gereicht hat, bedaure ich, aber ich bin gleichzeitig froh, dass die GLP ihre Sitze halten konnte.

Auch Ihr Bieler Parteikollege Nathan Güntensperger schaffte die Wiederwahl nicht. Wie erklären Sie sich die Abwahl der beiden Bisherigen?
Die Jungen, die Güntensperger und mich ersetzen, haben einen wahnsinnig guten Wahlkampf gemacht. Ich mag ihnen den Erfolg sehr gönnen; sie werden die Seeländer Grünliberalen im Grossen Rat weiterhin gut vertreten. Wir sind dieses Jahr mit zwei Listen angetreten. Das hat even-tuell eine Rolle gespielt. Zudem hat es wohl ein gewisses Korrektiv gegeben: Vor vier Jahren schickten wir eine Frau und einen Mann nach Bern. Dieses Gleichgewicht wurde jetzt wieder hergestellt. Das ist durchaus begrüssenswert.

Und wie gehen Sie damit um?
Persönlich ist das natürlich nicht lustig. Aber ich mag Barbara Stucki die Wahl unheimlich gönnen.

Parallel zur Abwahl aus dem Grossen Rat wurden Sie am Sonntag als Co-Präsident von Pink Cross Schweiz bestätigt.
Das ist richtig, dort habe ich die Wiederwahl geschafft. Das zeigt: einmal politischer Mensch – immer politischer Mensch. Man macht ja nicht nur im, sondern auch ausserhalb des Parlamentes Politik. Die Themen Menschenrechte und Rechte für Homosexuelle oder Transmenschen werden mich weiter beschäftigen. Dank meines Amtes bei Pink Cross kann ich mich auf nationaler Ebene einbringen. Dafür werde ich nun sogar etwas mehr Zeit haben, wenn ich nicht mehr Grossrat bin.

Auf nationaler Ebene gibt es ja auch ein Parlament. Versuchen Sie im nächsten Jahr, in den Nationalrat gewählt zu werden?
Das kann ich heute noch nicht sagen. Das braucht zuerst eine eingehende Analyse: Wie soll es bei mir mit der parlamentarischen Arbeit weitergehen? Ich bleibe ja Mitglied des Grossen Gemeinderates in Lyss. Ich werde nun aber eine Standortbestimmung vornehmen. Diese Abwahl bietet mir auch die Gelegenheit, Bilanz zu ziehen und zu schauen, wo ich meine Kräfte einsetzen will. Ich bin unter anderem Präsident der Swiss Diversity Award Night, bin daran, in Lyss ein Theaterprojekt aufzuziehen und habe noch viele andere Projekte. Für mich ist es nun wichtig, persönlich die richtigen Schlüsse zu ziehen. Ich werde überprüfen, ob es für mich vielleicht besser ist, wieder vermehrt den ausserparlamentarischen Weg, etwa bei Nonprofit-Organisationen, einzuschlagen. Aber sicher werde ich den Grünliberalen die Treue halten.

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