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Kafipause

Ich hatte eigentlich einen guten Plan

Im persönlichen Blog berichten Parzival Meister, stellvertretender Chefredaktor und Redaktionsleiter und BT-Chefredaktor Bernhard Rentsch abwechslungsweise 
wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen und gesellschaftlichen Leben – immer mit einem Augenzwinkern.

Parzival Meister, Redaktionsleiter und stv. Chefredaktor
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Parzival Meister

Bis vor einigen Wochen war ich ein Morgenduscher. Es war Teil meines Morgenrituals, als erstes unter die Dusche zu hüpfen und mich fürs Büro parat zu machen. Keine Sorge, das wird jetzt nicht so ein Corona-hat-mein-Leben-verändert-Ding. Ich habe diesen Rhythmus auch in Zeiten von Homeoffice beibehalten. Seit ein paar Wochen aber dusche ich jeweils am Abend. Und das hat mit meiner Partnerin zu tun. Sie ist schwanger. Und seither hat sie Superkräfte. Da wäre zum Beispiel der ausgeprägte Geschmackssinn. Ich sage Ihnen: Die riecht Dinge, die riecht sonst kein Mensch. Mit diesem Sinnesorgan könnte sie wohl jedem Spürhund Konkurrenz machen. Nun müssen Sie wissen, ich gönne mir am Abend jeweils einen Zigarillo. Dazu mache ich draussen ein Feuerchen und betrachte die Flammen.

Danach schaffe ich es aber kaum näher als drei Meter an meine Partnerin heran, bis sie die Decke vor die Nase zieht und mir mitteilt, wie sehr ich stinke. Notabene nachdem ich mir die Zähne geputzt und die Hände und das Gesicht gewaschen habe. Um eine wirkliche Geschmacksneutralität zu erreichen, hilft nur eines: Eine heisse Dusche und dann Trainerhose und T-Shirt überziehen, die ich nicht vor dem Feuerchen getragen habe.

So, jetzt habe ich etwas weit ausgeholt. Denn eigentlich wollte ich Ihnen gar nicht von meinem Wandel vom Morgen- zum Abendduscher berichten. Sondern von einem Vorsatz, den ich ziemlich schnell wieder über den Haufen geworfen habe. Und das kam so: Jeweils nach dem Duschen, Abtrocknen und Eincremen bin ich ins Schlafzimmer gewatschelt, um die frische Kleidung aus dem Schrank zu holen und mich anzuziehen. Da hänge ich dann auch mein Badetuch an den Haken. Am nächsten Abend muss ich folglich zuerst ins Schlafzimmer gehen, um mein Badetuch zu holen, bevor ich unter die Dusche steige. Und dann könnte ich, dachte ich mir, ja auch gleich die frische Kleidung mitnehmen, damit ich mich nach dem Duschen direkt im Badezimmer einkleiden kann und nicht mehr ins Schlafzimmer zum Kleiderschrank gehen muss. Dann hängt mein Badetuch auch gleich im Badezimmer und ich laufe nicht Gefahr, nass aus der Dusche zu kommen und zu merken, dass ich mein Badetuch vergessen habe.

Guter Plan, lobte ich mich selbst. Und das dachte ich auch noch, als ich frisch geduscht und gekleidet im Badezimmer stand und eigentlich bereit gewesen wäre, mich aufs Sofa zu schmeissen, ohne vorher den Umweg ins Schlafzimmer machen zu müssen. Dann merkte ich, dass ich meine Brille im Schlafzimmer vergessen hatte. Und sowieso: Die dreckige Kleidung muss ja auch noch in den Wäschekorb, der im Putzraum vis-à-vis des Schlafzimmers steht. Aber hey, immerhin hängt mein Badetuch nun bereits im Badezimmer. Da hing es jedenfalls, bis eines der Kinder unter die Dusche stieg, ohne das eigene Badetuch mitzunehmen, sich dann meines schnappte und in seinem Zimmer an den Hacken hängte. Und die Moral von der Geschicht’: Wie blöd muss man sein, sich einen Plan fürs Duschen zu schmieden?!
 

pmeister@bielertagblatt.ch

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