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Weltreise

«Ig ha Verbindig!»

Das Internet – auf Reisen ein Dauer-thema. Auch bei Bruno und Renate Furer. Eine Geschichte über 
37 Stunden Onlinezeit, lange Schlangen und Rauchzeichen.

Stuhl, WC, Laptop, Arbeitsplatz: Langzeitreisende müssen nicht nur beim Internet flexibel sein. Bild: zvg
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War es vor fünf Jahren hier in Südamerika problemlos möglich, ein offenes Wifi zu finden, hat sich dies dramatisch verändert. Die Zugänge sind verschlüsselt.

Ab und zu gelingt es uns aber trotzdem, meist, wenn wir irgendwo an einer Ampel stehen und auf Grün warten. Kurz bevor wir freie Fahrt erhalten und die Ampel die Farbe wechselt, brüllt der Beifahrer: «Ig ha Verbindig!»

Klar ist weit und breit kein Parkplatz vorhanden und der Verkehr hinter uns interessiert sich einen feuchten Dreck, ob es uns gelingt, noch schnell einige Mails zu laden.

Finden wir einmal ein gut funktionierendes Netz und laden Podcasts aus der Schweiz herunter, schieben wir gleich die nächste Krise. Nicht mehr als zwei Sekunden dauert im Durchschnitt das Öffnen einer Website in der Schweiz. Und Doris Leuthard fordert eine Verbesserung dieser «unhaltbaren Situation». Hier ist es etwas anders – und wir überlegen uns manchmal ernsthaft, wieder auf die guten alten Rauchzeichen umzustellen.

3 GB in 15 Tagen?!

In Chile haben sie das Problem erkannt, und es gibt ein gut funktionierendes 3G-Netz. 3 GB gibt es für 10 000 Pesos (ca. 15 Franken) zu kaufen. Der Zugang ist 15 Tage gültig. Wieso nur 15 Tage ist und bleibt ein Rätsel und um dieses zu lösen, fehlt uns schlicht die Zeit. Zwar könnten wir noch zwischen sieben, vier oder einem Tag wählen, ja sogar einer einzigen Stunde, doch da wäre der Stress unweigerlich programmiert. Wir kaufen also 15 Tage. Normalsterbliche denken jetzt natürlich: Was wollen die mit nur 3GB in 15 Tagen?

In der Schweiz flutscht dies ja innert Minuten durch die Leitungen. Ja, liebe Leute, hier geht dies bis zu 30 oder mehr Stunden. Unser Rekord liegt bei etwas über 37 Stunden online. Und dies mit zwei Computern. Eine Seite braucht gerne mal bis zu zehn Minuten, bis sie geladen hat. Und dann heisst es oft: «Kann leider nicht geöffnet werden.» Wenigstens haben wir Internet und zwar fast überall. Auch wenn es nicht funktioniert.

Gleich zwei Karten

In Argentinien ist dies etwas anders. Auch hier gibt es 3G und die dazu benötigten Karten sind auch weniger teuer als in Chile und – die gute Nachricht – einen Monat gültig oder bis der aufgeladene Betrag aufgebraucht ist.

Da uns die Frau, die uns diese Karten verkauft, keine Auskunft drüber geben kann, welcher der Anbieter den besten Service bietet, bleibt uns keine Wahl und wir kaufen Karten der zwei bekanntesten Telekomfirmen.

Villa de Angostura ist die erste Stadt nach der chilenischen Grenze und wir versuchen gleich beide Karten. Und tatsächlich gelingt es uns, mit einer der Karten sogar Mails herunterzuladen. Die zweite Karte zeigt zwar ein gutes Netz an, verweigert jedoch jede weitere Aktivität.

Gut ausgerüstet machen wir uns also auf den Weg quer durch Argentinien. Wir kommen auch an einigen bekannten Orten wie San Martin de los Andes, Bariloche oder El Bolson vorbei. Eines haben sie alle gemeinsam: Viele Funkantennen und die totale Verweigerung, uns mit dem Internet zu verbinden.

Dem Zusammenbruch nahe

Hilfe erhalten wir in Puerto Madryn. Renate stürmt den Verkaufsladen und steht, wie hier praktisch überall nötig, schön brav in der Schlange an.

Wer hier nämlich nicht vor dem Laden sein Zelt aufstellt und übernachtet, steht kurz nach der Öffnung des Geschäftes in einer Schlange. Ob es sich dabei um eine Bank, den Metzger, einen Internet-/Telefonshop oder einen Supermarkt handelt, ist egal. Wir stehen meist kurz vor einem Nervenzusammenbruch, wenn hinter dem Schalter, nach dem Telefon mit der Freundin, neues heisses Wasser nachgegossen wird und der Bombero (Behälter für den Mate-Tee) herumgereicht wird.

Immerhin, nach fast 20 Minuten Wartezeit kommt Renate an den Schalter und wird hier für einmal sehr kompetent beraten: «Sie sind im falschen Laden. Wir verkaufen hier nur. Sie müssen zu unserer Servicestelle 200 Meter weiter die Strasse runter.»

Inzwischen drehe ich mit dem Lastwagen wahllos Runden um den Block und suche verzweifelt nach einem Parkplatz, die natürlich alle für lange Zeit besetzt sind, da die Leute irgendwo in einer Schlange anstehen. Bruno Furer

Link: www.pepamobil.ch

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