Sie sind hier

Abo

Walperswil

IG Velowäg gegen Radweg

Viele Walperswiler wollen den in Aussicht gestellten Radweg nach Aarberg nicht wie geplant am Hagneckkanal, sondern an der Aarbergstrasse. Dann gibt es aber kein Geld vom Kanton.

Alltagstauglich ist für Peter von Arx (links) und Tom Blaser von der IG Velowäg nur ein Radweg direkt an der Strasse, nicht abseits über den Hagneckkanal. Copyright: Matthias Käser

von Beat Kuhn

Verkehrte Welt in Walperswil: Dort hat sich die IG Velowäg Walperswil-Aarberg gegründet, die gegen einen Radweg auf die Barrikaden geht. Des Rätsels Lösung: Sie ist nicht gegen einen Radweg an sich, sondern nur gegen die vom Kanton geplante Streckenführung.

 

Via Dammweg am Hagneckkanal

Konkret: Im vergangenen Dezember hat der Regierungsrat den neuen Sachplan Veloverkehr genehmigt. Zu den geplanten Neuerungen gehört unter anderem eine Velowegverbindung zwischen Walperswil und Aarberg. Von Walperswil bis zum Weiler Gimmiz wird baulich nichts gemacht, da müssen die Radfahrer wie bis anhin auf der Aarbergstrasse fahren.

In Gimmiz sollen die Velofahrer neu auf das bestehende, bereits geteerte Strässchen zum Hagneckkanal geleitet werden. Dann wäre man etwa zwei Kilometer am rechten, nördlichen Ufer der Aare unterwegs. Der heutige Kiesweg auf dem Damm würde ausgebaut. Der Endpunkt der neuen Verbindung wäre dort, wo der Uferweg in Aarberg in die Murtenstrasse einmündet. Wenn man über die dortige Brücke fährt, ist man auch gleich in Bargen.

 

«Fass zum Überlaufen gebracht»

Diese Streckenführung stösst Peter von Arx von der IG Velowäg sauer auf: «Die Wahl einer Route, die von der Bevölkerung kaum benützt wird, macht keinen Sinn.» Für Velotouren in der Freizeit sei der Dammweg entlang der Aare zwar eine gute Wahl, für den Alltag sei diese Variante aber nicht geeignet. Dies speziell auch wegen der Oberstufenschüler aus der Gemeinde, die alle in Aarberg zur Schule gehen würden. «Keine Mutter wird ihr Kind auf einem so abgelegenen Weg fahren lassen, vor allem nicht, wenn es neblig oder dunkel ist.»

Die IG Velowäg fordert, dass der Radweg stattdessen direkt entlang der Aarbergstrasse geführt wird, denn nur diese Route sei «alltagstauglich», so von Arx. Dies sei auch die Haltung des Gemeinderates, dem von Arx als Vorsteher des Ressorts Volkswirtschaft, Verkehr- und Strassenwesen angehört. Im Mitwirkungsverfahren habe die Exekutive damals eine Stellungnahme in diesem Sinne abgegeben. Doch ohne auf die Argumentation des Gemeinderates einzugehen, habe der Regierungsrat den Sachplan mit der Streckenführung via Aaredamm genehmigt. «Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat», so von Arx. In der Folge sei die IG gegründet worden, um das Anliegen im Volk zu verankern.

 

Zunehmend gefährliche Strecke

Anfang dieser Woche lud die IG zu einer Orientierungsversammlung in der Mehrzweckhalle. Diese sei «ein voller Erfolg» gewesen, freut sich von Arx: «Es kamen gegen 100 Personen, um ihre Solidarität zu bekunden.» Der Grund dafür, dass überhaupt eine Radwegverbindung zur Debatte steht, ist die prekäre Sicherheit auf der Aarbergstrasse. Dies wurde an der Versammlung reichlich illustriert, wie von Arx berichtet. So hätten diverse Teilnehmer gefährliche Situationen geschildert, die sie erlebt hatten. «Immer wieder wurde zudem betont, dass es grade bei Schülern zu gefährlichen Überholmanövern kommt.»

Verschärft, so Tom Blaser von der IG, werde die Situation durch den Schwerverkehr, den der Kiesabbau verursache und der durch den künftigen Abbau in Kallnach noch zunehmen werde. Zudem werde die Strasse durch landwirtschaftlichen Verkehr, «insbesondere während der Zuckerrübenzeit», stark belastet, so Blaser. «Und das im Herbst, wenn manchmal tagelang dicker Nebel herrscht.»

 

2000 Fahrzeuge pro Tag

Der Kanton habe Verständnis für den Wunsch der Bevölkerung nach einer guten und sicheren Veloverbindung nach Aarberg, sagt Gerhard Ammann, Mediensprecher in der kantonalen Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion (BVE). Und aus eben diesem Grund habe man eine Velowegverbindung «abseits der Kantonsstrasse» in den Sachplan aufgenommen. Der Kanton hat also auch mehr Sicherheit als Ziel, wählt dafür aber buchstäblich einen anderen Weg.

Ammann räumt ein, dass die Routenwahl des Kantons auch andere Gründe habe: «Ein Ausbau der Kantonsstrasse für den Veloverkehr, wie dies die IG Velowäg fordert, wäre mit hohen Kosten verbunden und würde ausserdem erheblich Kulturland beanspruchen.» Ferner könnten mit der Variante am Damm Synergien mit der nationalen Veloroute Nummer 8 geschaffen werden - der Aareroute, die eine der meistbefahrenen Routen in der Schweiz sei.

Im Übrigen hält Ammann, laut dem heute durchschnittlich 2000 Fahrzeuge pro Tag die Strasse frequentieren, fest: «Die kantonalen Standards für den Veloverkehr auf diesem Strassenabschnitt sind erfüllt, ein Ausbau ist aus Sicht des Kantons nicht nötig.»

 

Nur auf eigene Kosten möglich

Ein Entgegenkommen des Kantons wäre laut Ammann nur möglich, wenn die Kosten für den entsprechenden Ausbau der Kantonsstrasse vollumfänglich von den Gemeinden übernommen würden. An der Option via Hagneckkanal würde sich der Kanton dagegen mit 40 Prozent beteiligen. An der Orientierungsversammlung nahmen laut von Arx auch diverse Politiker teil. Die beiden Grossräte Andreas Blank (SVP) aus Aarberg und Jan Gnägi (BDP) aus Jens hätten der IG Velowäg ihre Unterstützung zugesichert. Und die anwesenden Gemeinderäte aus Walperswil, Aarberg sowie Kappelen hätten angekündigt, dass sie das Anliegen gemeinsam beim Kanton vertreten werden. Für eine finanzielle Unterstützung der IG wurden 400 Franken gespendet.

Für den 30. August plant die IG laut von Arx eine aussergewöhnliche Kundgebung auf der Aarbergstrasse: «Wir wollen vor Ort mit nachgestellten Situationen auf die Gefährlichkeit der Überholmanöver bei Zweiradfahrern hinweisen.»

Nachrichten zu Seeland »