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Kappelen

Im Kleinen beginnen

Umweltschutz ist für sie eine Lebenseinstellung, kein Lifestyle. So stellt die Keramikerin Eva Riess-Rohrer in Kappelen nicht nur wiederverwendbare Gefässe her, sondern bietet auch gleich die Basis, um eigene Kosmetikprodukte zu mischen.

Eva Riess-Rohrer, Bild: Vera Urweider

Vera Urweider

«Sie sind ehrlich gesagt, ziemlich zeitaufwändig und kompliziert zu machen», sagt sie auf die Frage, warum nach fünf Stück erstmal Pause sei. Die Rede ist von Kaffeebechern. Kaffeebechern to go. Aus Keramik. Mit Keramikdeckel. Verschliessbar. Moment mal! Einen Keramikkaffeebecher mit verschliessbarem Keramikdeckel? Ja, möglich wäre es.

Eva Riess-Rohrer ist Keramikerin. Seit drei Jahren hat sie ihren Laden, ihre Werkstatt und ihr Kurslokal «Herzwerk» an der Hauptstrasse in Kappelen (das BT berichtete). In Pastellfarben eingerichtet, Hellblautöne, mit mehrheitlich hellen Holzmöbeln, ein angenehmer Duft.

Man fühlt sich ein bisschen wie in einer Märchenwelt. Ein bisschen auch, wie in eine andere Zeit versetzt. Da ist dieser Holztisch, wie in Grossmutters Chalet, das Holzbuffet, wie in heimeligen Küchen, da sind diese Wasserkrüge und Schälchen mit Tupfen drauf.

Aber da sind auch moderne Formen und Gefässe. Schlanke Vasen. Bierhumpen. Oder bayerische Biertulpen. Getöpfert natürlich. «Ich komm ja ursprünglich von dort», sagt sie schmunzelnd. Alles, was in diesem Werkladen ausgestellt ist, wurde von Hand und mit Herz gemacht.

 

Kunststoff in der Nase

Die Idee für die To-Go-Keramikkaffeebecher kam ihr aus einem simplen Optimierungswunsch. Nicht nur, um gegen Plastik anzugehen, sondern auch dem Kaffee zuliebe. «Ich hatte selber einen gekauften aus Porzellan, aber mit einem Silikondeckel zum Drüberziehen. Da bleibt einfach immer dieser Kunststoffgeruch in der Nase», erzählt sie. «Kaffee muss doch ein Genuss sein», so dachte sie und war überzeugt: Das muss doch auch getöpfert gehen!

Fünf Stück hatte sie dann gemacht, mit minutiösem Fingerspitzengefühl. Zeit investiert, rumgetüftelt. Anstrengend war es, manchmal schier zum Verzweifeln. Lange standen sie dann rum. Einfacher waren da die zwei Espressobecher, die zwei Wanderer bei ihr auf Bestellung machen liessen. Klein, schlicht, innen glasiert, aussen rau. Ineinanderstellbar. Perfekt für den Gipfelkaffee. «Ich töpfere gerne Dinge, die ich vorher noch nie gemacht habe», sagt sie. Die Ideen kommen manchmal auch von den Kundinnen und Kunden selber. Anfang Dezember schliesslich kaufte eine Stammkundin alle fünf To-Go-Becher als Weihnachtsgeschenke. Sie war extra aus Schwyz angereist, aber nicht etwa für diese Kaffeebecher, sondern für vorbestellte Salbenöfen. Ein Konstrukt aus einem Untersatz, in welchem man ein Kerzchen legen kann und einem Schälchen obendrauf. Da wird dann die Salbe über Kerzenhitze angerührt.

 

Kaum zerstörbar

Denn der Weg zu einem möglichst umweltfreundlichen Leben beginnt nicht erst bei der Verpackung oder dem Plastikbecher, den man getrost gegen einen Keramikbecher austauschen kann. Bei Tupperware, das einer Schale mit Tellerchen obendrauf weichen kann. Oder umgekehrt: Das Tellerchen unten und die Schale als Glocke drüber. «Die Verwendung der einzelnen Keramikware ist wandelbar und das Objekt selber ist kaum zerstörbar», sagt sie. «Geschirrspüler, Backofen, alles kein Problem.»

Und mit dem Salbenofen, da macht Riess-Rohrer eben auch ihre eigene Kosmetik. Und gibt neben den Töpferkursen auch gleich Kosmetikmischkurse dazu. Und arbeitet mit ätherischen Ölen. «Das Badezimmer ist eigentlich das Einfachste, um mit Plastik aufzuräumen», ist sie überzeugt. Seife. Shampoo. Duschgel. Deo. Alles kann man selber anrühren. Auch Waschtabs oder Küchenspülmittel. Die Herzwerkerin macht also mit ihrer Leidenschaft nicht nur wiederverwendbare und platzsparende, aufeinander stapelbare Gefässe, sondern bildet mit dem kleinen Öfen gleich die Grundlage zum Do-it-yourself-Leben.

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