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Lyss

Jetzt geht auch der 
Polizei-Inspektor

Im Ressort Sicherheit jagt eine Kündigung die nächste. 
Mit dem Gemeinderat Jürg Michel sollen diese aber nichts zu tun haben.

Lyss: Eingang zur Gemeindeverwaltung. Bild: Peter Samuel Jaggi

Im Lysser Ressort Sicherheit, Liegenschaften und Sport bleibt kaum ein Stein auf dem anderen. Die Wechsel auf der Führungsebene begannen mit der Kündigung von Abteilungsleiter Thomas Peter per Ende 2018. Nach 13 Jahren in Lyss wechselte Peter als Gemeindeschreiber nach Meikirch (das BT berichtete). Sein Stellvertreter Christian Gautschi übernahm die Abteilungsleitung ad interim – bis vor wenigen Tagen. Denn auch Gautschi kündigte. Und nun, als wäre die Welle nicht zu stoppen, wird mit Polizei-Inspektor Jürg Jourdain ein dritter Mitarbeiter der Abteilung Lyss den Rücken kehren.

Ein harter Hund
Drei Abgänge innert kurzer Zeit: Haben sie am Ende mit Ressortvorsteher und Gemeinderat Jürg Michel (SVP) zu tun? Tatsächlich gilt dieser als Haudegen, als harter Hund, der gerne geradeaus sagt, was er denkt, hört man auf der Verwaltung sagen. Auch Thomas Peter war nicht immer einer Meinung mit Michel: «Die Art der Zusammenarbeit hat für mich persönlich nicht mehr gestimmt, unsere Ansichten waren sehr unterschiedlich. Auch aus diesem Grund nehme ich die neue Herausforderung gerne an.» So kommentierte Peter vor rund einem Monat seinen Abgang.

Die Abgänge von Gautschi und Jourdain hingegen haben mit Michels Führungsstil nichts zu tun. Christian Gautschi ist 45 Jahre alt und will Karriere machen. Die Kündigung seines Vorgesetzten Thomas Peter wäre für Gautschi die Chance gewesen, das Leiterchen nach neun Jahren im Dienst empor zu steigen. Doch nach dem Evaluationsverfahren entschied sich der Gemeinderat aus über 60 Bewerbungen für einen anderen Kandidaten. Im Juni tritt Roland Streun aus Dieterswil die Stelle des Abteilungsleiters an. Damit das Ressort bis dahin nicht führungslos bleibt, springt eine externe Kaderperson ein.

«Ich konnte den Entscheid des Gemeinderates nicht nachvollziehen, akzeptiere diesen jedoch», sagt Gautschi. Er habe sich in all den Jahren stark für die Gemeinde eingesetzt. «Aber ich hege nun weder Frust noch Groll.»

Man müsse jedoch auch seinen Entscheid verstehen. «Wenn ich mich in Lyss nicht weiterentwickeln kann, muss ich die Konsequenzen ziehen.» Gautschi wird im April bei einer Krankenversicherung eine Stelle in leitender Funktion antreten. Und, dies erklärt den dritten Abgang, sein Mitarbeiter Jürg Jourdain folgt ihm: «Auch er hat bei meinem neuen Arbeitgeber eine Stelle gefunden», so Gautschi.

«Normale Fluktuation»
Gemeindepräsident Andreas Hegg (FDP) begründet die Absage an die Adresse von Gautschi wie folgt: Erstens habe man die Messlatte bei der Ausschreibung sehr hoch angesetzt. «Zweitens gingen viele gute Bewerbungen ein», sagt Andreas Hegg. Er bedauere den Abgang von Christian Gautschi. Grundsätzlich bewege sich die Fluktuation im Ressort Sicherheit auf einem gewöhnlichen Niveau. «Es ist normal, dass sich Mitarbeitende neu orientieren wollen.» Speziell an der aktuellen Situation sei aber sicher, dass gleich zwei Führungspersonen die Gemeinde verlassen würden.

Christian Gautschi war in Lyss beliebt. «Enorm» sei das Feedback auf seine Kündigung gewesen, sagt er, unzählige Mails und Briefe habe er erhalten. «Ich habe ein top Team verlassen, das schmerzt natürlich schon.» Auch werde es jetzt auf der Abteilung ein Vakuum von mindestens einem Jahr geben, bis der Karren wieder läuft. Gautschi: «Jetzt fehlt Fachwissen.» Simone Lippuner

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