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Lyss

Jetzt kommt Öko-Strom vom Dach des Werkhofs

Diese Woche hat die Solargenossenschaft Lyss ihre erste Photovoltaik-Anlage in Betrieb genommen. Möglich wurde dies durch die Beiträge von Genossenschaftern.

Bild: Renato Anneler

Strom für 38 Haushalte. Das ist das Ergebnis der neuesten Photovoltaik-Anlage in der Industriezone Süd in Lyss. Dafür sind in den letzten zwei Wochen 536 Solarmodule auf dem Dach des Werkhofs Lyss installiert. Verantwortlich für das Solarstromprojekt ist das Unternehmen Tritec aus Aarberg. Wie dessen Chef Roland Hofmann bei einer Ortsbegehung erläuterte, sollen pro Jahr 155 000 kWh Strom aus Sonnenenergie gewonnen werden. Möglich sei dies, weil die Paneele optimal auf Südosten und Südwesten ausgerichtet werden konnten, sagte Hofmann.

Dem Projekt voraus ging eine Idee der Solarplattform Seeland und der Energiestadt Lyss. Gemeinsam schufen sie die Voraussetzungen für die Gründung einer Solargenossenschaft (SGL) am 22. Februar 2018. Diese bezweckt gemäss Statuten in gemeinsamer Selbsthilfe die Produktion von und den Handel mit erneuerbarer Energie für ihre Mitglieder.

An der Seeländer Gewerbeausstellung Lysspo 2017 wurde mit der Suche nach künftigen Genossenschaftern begonnen. Hierfür gibt die Genossenschaft Anteilsscheine im Nennwert von 400 Franken aus. Gemäss Simon Christen, Geschäftsleiter der Solargenossenschaft, gibt es derzeit 38 Anteilseigner, welche das gut 200 000 Franken teure Projekt mitfinanzierten. «Mit der Einweihung dieser ersten Anlage haben wir uns ein eigenes Geburtstagsgeschenk gemacht», sagte Christen im Hinblick auf das erste vergangene Firmenjahr.

 

Länger geplant als geschraubt

Dass das Trapezblech-Dach des Werkhofs einst zur Installation von Modulen genutzt werden könnte, wurde bereits bei der Planung des 2017 eingeweihten Neubaus berücksichtigt. So stellt die Gemeinde Lyss, selbst Anteilseignerin, der Genossenschaft die Fläche kostenlos zur Verfügung. «Die Planungszeit der Anlage dauert mit diesem System eigentlich länger als die Montage», erklärt Tritec-Chef Roland Hofmann. Zuerst wurden Haftklammern in Reih und Glied direkt aufs Dach geschraubt. Darauf konnten die Einlegeschienen montiert werden. Zu guter Letzt legten die Monteure die einzelnen Paneelen ein und verkabelte sie in Gruppen zu 20 Stück. Rund 5000 Meter Kabel dürften dafür verlegt worden sein.

Der Gleichstrom, der künftig mit den Solarmodulen erzeugt wird, wird im Technikraum des Werkhofs in drei Wechselstromrichtern zu Haushaltsstrom umgewandelt. Diesen nutzt zuerst der Werkhof selbst, der Überschuss wird ins Leitungsnetz der Energie Seeland AG eingespiesen, die der Genossenschaft den ökologischen Mehrwert abgilt.

 

«Handeln statt demonstrieren gehen»

Für Andreas Hegg (FDP), Gemeindepräsident von Lyss, ist die Solarstrom-Anlage ein gutes Beispiel für die Aktivitäten seiner Energiestadt. «Während manche nur für ökologische Ziele demonstrieren gehen und darüber reden, handeln wir.»

Und so soll das Solarfeld auf dem Werkhof nur das erste Projekt der Solargenossenschaft Lyss sein. Auf einem Kehrfahrzeug der Gemeinde prangt deshalb seit Kurzem ein Kleber mit der Aufschrift «mitmachen & Zukunft gestalten». Christen sagt dazu: «Wir tragen natürlich vor allem Lyss im Herzen, doch bei uns können alle Genossenschafter werden, die unser Anliegen teilen».

Mit dem wachsenden Kapital könnten weitere Projekte umgesetzt werden – denn passende Dächer gibt es in Lyss noch einige, wie das Solarkataster Seeland zeigt. So bietet auch das Dach des Feuerwehrmagazins grosses Potenzial für eine weitere Photovoltaik-Anlage.

Renato Anneler

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