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Konzert

Jodler und Bläser spannen zusammen

Am ersten Novemberfreitag stimmt Ueli Schori für die Jugendmusik Lyss und die Jodler aus Diemerswil und Lyss die musikalische «Gwitternacht» an.

In drei gemeinsamen Proben formt Dirigent Ueli Schori Jodlerchor und Blasmusik zu einem einheitlichen Klangkörper. Bild: mäd

Markus Dähler

Jodlerdirigent Hans Ledermann steht heuer in der 54. Saison. Das gemeinsame Projekt Chöre aus Lyss und Diemerswil mit der Jugendmusik Lyss gehört zu seinen musikalischen Höhepunkten. «Bereits vor Jahren haben wir die Willisegger-Komposition ‹Jahreslauf der Natur› aufgeführt. Aber jetzt ist es etwas ganz Besonderes», sagt er bezüglich der Premiere am 7. November in der Kirche Münchenbuchsee.

Das Gemeinschftskonzert unter dem Motto «Mir mache zäme Musig!» vereinigt 77 Menschen und die Instrumente der Jugendmusik in Harmonie-Besetzung mit den Jodlerstimmen und den Orgelklängen, gespielt von Lilian von Rohr. Sie hat für das Programm «Lüpfigi, auti Bärner Tänz» und «Liedermeie usem Röseligarte» ausgewählt.

 

«Röseligarte» auf der Orgel

Die Lieder der «Röseligarte-Sammlung» von Otto von Greyerz sind alle einstimmig gesetzt. Die Organistin Annerös Hulliger hat dazu mehrstimmige Orgelsätze geschrieben. «Sie kommen leicht beschwingt, frisch und frech, tänzerisch und oft auch wehmütig daher», freut sich die Lysser Organistin auf die beiden Konzerte. Für die «Tastenspieler» sei es eine anregende Herausforderung, auch zu improvisatorischer Phantasie!

Von Rohr liebt diese Musik besonders, weil sie auch vom grossen musikalischen Können vieler unbekannter und vergessener Spielleute in bernischen Landen zeugen. «Lieder und Tänze sind ein Abbild bernischer Eigenart: verhalten, unaufdringlich, elegant, aber auch mit einer gewissen Bodenständigkeit in der Zeit des späten 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts», sagt sie.

 

Vielfältiges Programm

Jede der drei Formationen steuert auch eigene Titel und Vorträge zum vielfältigen und abwechslungsreichen Konzert bei. Zudem spannen die Jodler für zwei Lieder zusammen. Eine grosse Herausforderung ist für den Lysser Blasmusikdirigenten und Alphornbläser Ueli Schori das gemeinsame Singen und Musizieren von Jodelstimmen und Instrumenten.

Beim Auftakt mit der behäbigen «Bärnerart» von Paul Müller-Egger orientieren sich Dirigent und Bläser an der Jodlerart. Das Lied wurde seinerzeit für die Musikgesellschaft arrangiert, nimmt die Dynamik und Agogik auf.

 

Gwitternacht

Ganz anders die «Gwitternacht» von Emil Wallimann. Der Nidwaldner Komponist kennt als Juror und Dirigent beide Sparten und ist für das Komponieren mit musikalischen Verschmelzungen auch mit dem Goldenen Violinschlüssel ausgezeichnet worden.

«Ich nenne diese Musik Jodelphonie, eine Mixtur von Jodel und konzertanter Blasmusik», sagt er und lächelt verschmitzt. Dabei achtet er darauf, dass Jodler und Blasmusiker nicht zu kurz kommen. Es gebe genügend andere Arrangements in dieser Art, bei welchen aber die Blasmusik nur eine Begleitfunktion spiele, das sei nicht in seinem Sinn.

In Wallimanns Kompositionen sind die Formationen eigenständige Partner. Das gilt besonders auch für Wallimanns Werk «Vom Herbscht i Frühling» - seine anspruchsvollste Komposition, oder das vertonte Tanzliedli mit Symphonieorchester. «Das ist mein Meisterwerk», kommt der Nidwaldner ins Schwärmen und freut sich, wenn er wieder neue Kombinationen publizieren kann.

 

Einfühlsames Spiel

Ueli Schori fällt nun die Aufgabe zu, die beiden unterschiedlichen Klangkörper zu verschmelzen. Hinter der Jugendmusik singen die Jodler im Halbkreis ihre witzigen Texte und setzen zum Jodel als sechsstimmiger Chor aus 41 Kehlen an.

Davor intonieren 35 Jungmusikanten mit ihren Blasinstrumenten ausdrucksstarke Zwischenmusik.

 

Deutliche Aussprache

Das klappte auf Anhieb sehr gut, doch müssen Jodler und Bläser noch ein paar Schritte aufeinander zugehen. Die Aussprache der Liedertexte muss besonders deutlich akzentuiert werden. Und die Musikanten dürfen im Zusammenspiel kaum einmal Fortissimo intonieren.

Aber das grösste Erlebnis ist für Schori, wenn sich zum Schluss vier Generationen, vom 11-jährigen Jungmusikanten bis zum Ehrenveteranen, die Hand reichen und sich gemeinsam über das musikalische Erlebnis freuen.

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