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Grenchen

Junger Metallbauer will Modeszene aufmischen

Der 19-jährige Aaron Doukpo hat ein klares Ziel vor Augen: Er will Modeschöpfer und Künstler werden. Obwohl er noch in der Lehre zum Metallbauer engagiert ist, bereitet er bereits seine vierte Modeschau vor. Weil er mehr Platz braucht, sucht er ein neues Atelier.

Aaron Doukpo, Bild: Matthias Käser

Daniela Deck

Er macht junge Mode für Männer und Frauen: bunt, bequem und gern auch in Übergrössen für viel Bewegungsfreiheit. Wenn Aaron Doukpo eine Idee hat, lässt er seiner Kreativität freien Lauf. Im Alltag wie am Wochenende hat der 19-jährige Lehrling aus Grenchen immer den Notizblock zum Skizzieren dabei, damit ihm keine Inspiration verloren geht. Er lernt aber nicht etwa Modedesigner, sondern Metallbauer bei der Firma Mecaplex. Nächstes Jahr wird er die vierjährige Lehre abschliessen.

«Ich habe mich entschlossen etwas Ordentliches zu lernen. Eine gute Ausbildung, auf die ich zurückgreifen könnte, falls ich von meinem Lebenstraum, Modeschöpfer und Künstler, nicht leben kann», sagt Doukpo. Und für die Metallskulpturen, die er in Zukunft auch gern machen möchte, sei es von Vorteil, wenn er professionell schweissen könne.

 

Zeichnen, schneiden, nähen

Aaron Doukpo steht mit beiden Füssen fest auf dem Boden. Diese Füsse stecken in ausgelatschten hohen Turnschuhen mit offenen Schnürsenkeln. Seine Baggy-Fetzenjeans-Hose nach dem Vorbild amerikanischer Hip-Hopper mag für ältere Semester eher ungemütlich aussehen. Doch Doukpo fühlt sich sichtlich wohl darin.

«Ich liebe Farben und Pullis und besonders Jeansstoff», sagt er und holt aus seinem Fundus von Textilien ein ganzes Outfit aus diesem Stoff. Er hat es entworfen, zugeschnitten und genäht, von der Modellskizze bis zum Schnittmuster. Die Linien der Stoffbahnen sind klar, die Nähte sauber und regelmässig. Seine Stoffe findet er auf Märkten in Frankreich, Belgien und Marokko. Oder bei den Verwandten seines Vaters in Togo.

Sowohl Männer als auch Frauen von durchschnittlicher Statur finden im grossen Atelier im Coworking-Space am Marktplatz in Grenchen unkonventionelle Stücke zum Anziehen. Doukpo hält nichts von Geschlechterstereotypen. Darauf deutet auch der dunkle Nagellack auf seinen kurz geschnittenen Fingernägeln hin; vom Zupacken in Industrielehre ist er abgeblättert.

 

Mit Grosi an der Nähmaschine

Am Anfang stand die schöpferische Zerstörung: Im Alter von etwa zwölf Jahren gefielen Doukpo die braven Jugendklamotten hierzulande immer weniger. Er wollte sich kleiden wie seine Musikidole aus Übersee; er griff zur Schere.

«Die ersten Handgriffe an der Nähmaschine hat mir dann meine Grossmutter gezeigt. Seither bringe ich mir alles selbst bei. Tüfteln geht schneller als Bedienungsanleitungen zu lesen», sagt der Teenager. Er zeigt auf die zwei Maschinen, die zwischen Haufen gehefteter und fertig genähter Kleider und Taschen sowie zwischen grossflächigen Bildern, die er gemalt hat, im Atelier stehen.

«Die Nähmaschine war ein Weihnachtsgeschenk. Für die Overlock-Maschine zum Säumen hat meine Tante mir das Geld vorgestreckt. Ich habe ihr vom Lehrlingslohn alles zurückgezahlt.» Aaron Doukpo legt den Grundstein für ein Familienunternehmen. Eben bereitet er seine vierte Modeschau mit jeweils 20 bis 30 neuen Outfits vor, von Hose und T-Shirt bis zum Abendkleid. Die Models sind Kolleginnen und Kollegen und seine jüngere Schwester. An den Wochenenden kommt er derzeit kaum noch ins Bett. «Ich trinke und rauche nicht. So kann ich meine Energie besser in mein Modelabel FYL – Fresh Young Luxury stecken», sagt er.

 

Unikate für Kollegen

Noch sind Doukpos Kreationen Unikate, die er oft den Models schenkt, zum Dank für ihre Unterstützung. Wenn er Kleider verkauft, dann an Kollegen, von denen er sich hauptsächlich das Material bezahlen lässt. Nach der Lehre will Aaron Doukpo sich als Modeschöpfer ein Geschäft aufbauen – und parallel dazu das Business von Grund auf seriös lernen. «Ich habe nicht umsonst schon vor meiner Lehre die praktische Prüfung für die Schule für Kunst und Gestaltung in Olten bestanden. Die schriftliche Aufnahmeprüfung werde ich hoffentlich auch schaffen», sagt er und lacht.

Bei der Jugendkommission der Stadt hat er im Dezember erfolgreich ein Gesuch um Unterstützung eingereicht: Stolz zeigt Aaron Doukpo ein malvenfarbiges Oversize-Shirt mit dem Aufdruck der Pflugschar der Stadt Grenchen. «Das Shirt wird an der Modeschau im Kino Palace verkauft. Zum Bedrucken habe ich es noch auswärts gegeben. Aber ab Mai mache ich hier auch den Siebdruck selbst.»

Der junge Modeschöpfer braucht Platz, mehr als ein herkömmliches Büro bietet, und ab den Sommerferien ein neues Atelier. Denn die Nutzung des Coworking-Space mit seiner symbolischen Miete sei für Start ups zeitlich beschränkt, sagt Aaron Doukpo. Für Vorschläge sei er offen. Sorgen um die Zukunft macht er sich nicht. Er hat zu viele Ideen, die er so schnell als möglich umsetzen will.

Info: Samstag, 28. April, 20 Uhr, Kino Palace, Rainstrasse 19, Grenchen.
Fashion Show, anschliessend Party. Eintritt: 10 Franken.

Stichwörter: Seeland, Grenchen, Mode, Ziel, Beruf, Atelier

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