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Gals

Kein Eiertütschen ohne Trudi, Trudi und Trudi

Mit 15 000 Eiern täglich leisten die Hühner von André und Martin Schreyer einen bemerkenswerten Beitrag zu Ostern. Für die Brüder vom Geflügelhof in Gals ist das Grund genug, ihr Federvieh tiergerecht zu halten.

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Denise Gaudy

Der Himmel ist Wolken verhangen und die Bise weht über die Ebene zwischen Bieler- und Neuenburgersee. «Eigentlich mögen sie bewölktes und nicht zu heisses Wetter am liebsten, aber nur, wenn es windstill ist», sagt André Schreyer, während er prüfenden Blickes das Gehege vor den Wintergärten seines Geflügelhofes in Gals abschreitet.

Mit «sie» meint er die 17 000 Hühner, die fast täglich ein Ei legen und sehr wohl einen Namen hätten, wie Schreyer die scherzhaft provokative Frage der BT-Autorin beantwortet. Er greift in ein Grüppchen dicht beieinander stehenden Hennen, hievt ein entsetzt glucksendes Federbündel auf seinen Arm und hält es fest: «Sie heissen alle Trudi!»

Es ist 14 Uhr. Dutzende von braunen Hühnern mit leuchtend roten Kämmen tummeln sich in den mit Steinen ausgelegten Ausläufen und auf den erst spärlich mit Gras bewachsenen Weiden.

 

Singende Hühner
André Schreyer öffnet die Tür zu einem der vier Ställe, wo Hunderte von Federviechern auf dem Boden, auf Rosten oder auf Stangen stehen oder hocken. Mitten durch den Stall führt ein langer Kanal, aus dem die Hühner ihr Futter picken; ein Mehl aus unterschiedlich grob gemahlenen Pflanzenteilen. Ein permanent gurrendes Geräusch erfüllt den Raum. «Diese Laute nennt man ‹Singen›. Es ist ein Zeichen, dass sich die Hennen wohlfühlen», erklärt der gelernte Landwirt.

Natürlich würden sie manchmal auch gackern, und wie! Allerdings eher am Morgen zwischen
6 und 10 Uhr, wenn sie nach getaner Arbeit hinter dem dunklen Vorhang hervorkämen. Schreyer schiebt eine kleine, rote Blache hoch und zeigt in eine höhlenartige Nische mit schrägem Teppichboden. In diese Nester, die auf der ganzen Längsseite des Stalles eingebaut sind, legen die meisten Hühner ihre Eier, alle zusammen etwa 15 000 Stück täglich. Viereinhalb Millionen im Jahr.

Interessant: Jedes Huhn benutzt zum Eierlegen immer das gleiche Nest. Von der abgeschrägten Bodenfläche im abgedunkelten Nest rollen die Eier auf ein Lochband, das die fragile Ware aus dem Hühnerstall in den Bereich transportiert, wo Mitarbeiter die Eier von Hand aussortieren. Eier mit zwei Dottern, dreckige Eier oder Eier mit brüchiger oder verformter Schale kommen nicht in den normalen Verkauf. Bäckereien seien dankbare Abnehmer, so André Schreyer.

 

Von Natur aus schreckhaft
Eine Türe weiter, beim Stall gleich nebenan, befindet sich der sogenannte Wintergarten. André Schreyer klopft an – «damit sie nicht erschrecken», sagt er. Hier sieht es sehr gemütlich aus; der Boden ist bedeckt mit getrocknetem Mist und Stroh. Bei Schreyers in Gals leben die Hühner in vier Herden à zweimal 2000 bis 3000 und zweimal 6000 Tieren. Jede Herde verfügt über einen Stall, einen überdeckten Wintergarten mit Auslauf und eine Weide mit Gras und natürlichen Verstecken. Im Stall eingesperrt sind sie nur in der Nacht. Tagsüber können sich Trudi, Trudi und Trudi in Stall und Wintergarten oder auf der Weide nach Belieben aufhalten, jede Einheit ist mit der anderen verbunden und für das Federvieh frei zugänglich.

Auf der Weide angekommen, eilen die Hühner André Schreyer scheinbar fröhlich entgegen, als ob sie ihn erkennen würden. Sie seien zwar recht zutraulich, weiss der Geflügelbauer. «Oft rennen sie aber auch Richtung Stall, weil ein Flugzeug sie aufgescheucht hat.» Wenn auch auf Legeleistung getrimmt: «Ihr Urinstinkt ist immer noch vorhanden. Ein grosser Vogel am Himmel bedeutet Gefahr.»

Tatsächlich zieht ein Flugzeug am Himmel gen Westen und wird immer mal wieder sichtbar zwischen den Wolken. Damit die Hühner bei «Gefahr» Unterschlüpfe aufsuchen können und nicht immer gleich zum Stall zurückrennen müssen, haben Schreyers auf den Weiden stellenweise China-Schilf angepflanzt oder Büsche und Tännchen gesetzt: «In freier Natur leben Hühner am Waldrand, wo sie sich im Unterholz verstecken, nur kurz zum Fressen aufs offene Gelände herauskommen und wenn nötig sofort wieder im Dickicht verschwinden», merkt André Schreyer an. Bei der Freilandhaltung werde den natürlichen Lebensbedingungen der Hühner Rechnung getragen. In einer Halle des Geflügelhofs steht Martin Schreyer, der Bruder von André Schreyer, ebenfalls gelernter Landwirt und Mitinhaber des Galser Familienbetriebs, hinter der quietschenden und ratternden Eier-Sortiermaschine; ein riesiges Konstrukt aus Vakuumschläuchen, Hebe- und Drehvorrichtungen, Kontrollfenstern, elektronischer Waage und Förderbändern, an deren Enden die Eier fein säuberlich nach Grösse sortiert und in Reih und Glied in Kartons gestellt herauskommen.

Die Maschine vermag pro Stunde 16 000 Eier zu sortieren. Weitaus der grösste Anteil der fragilen Ware – jährlich 3,5 Millionen Stück – wird von Lastwagen abgeholt und steht als «Naturafarm»-Freilandeier spätestens fünf Tage nach Legedatum in den Verkaufsregalen von Coop. Knapp einen Viertel der jährlich produzierten Menge, rund eine Million Eier, liefern Schreyers selber zweimal wöchentlich in kleinere Läden im ganzen Seeland oder sie gehen damit auf die Wochenmärkte in Neuenburg und La Chaux-de-Fonds.

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