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Rübenkampagne

Kein Zuckerschlecken

Seit drei Wochen werden im Seeland Zuckerrüben verladen, gegen 6000 Tonnen täglich. Dank dem guten Wetter verliefen die Transporte bisher reibungslos. Gestern aber erzwang der Regen eine Änderung des Programms in Bellmund.

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Peter Staub

«Bisher ist die Rübenkampagne bombastisch gelaufen», sagt Hanspeter Möri. Der Landwirt aus Kappelen ist einer der drei Geschäftsführer der Genossenschaft Rübenring, die seit 19 Jahren den Rübenverlad im Seeland organisiert. Der Rübenring hat bereits Ende Sommer eine detaillierte Liste erstellt, wann und wo die Rüben aufgeladen und abtransportiert werden.

Gestern Morgen hat der Regen das vorgesehene Programm in Bellmund allerdings durcheinander gewirbelt. Doch der Abfuhrchef Hans Helbling stellte den Abfuhrplan so um, dass aus Bellmund und Umgebung das Tagessoll von 1850 Tonnen Zuckerrüben erfüllt wurde. Dazu trug auch das Wetter bei, das sich am Nachmittag wieder von seiner trockenen Seite zeigte.

Um die vertraglich zugesicherte Menge von täglich 5000 bis 6000 Tonnen Rüben nach Aarberg transportieren zu können, wurden gestern auch in Selzach und Bettlach sowie in Oberrramsern Rüben aufgeladen. Bis Ende Jahr wird der Rübenring gegen eine halbe Million Tonnen Rüben in die Zuckerfabrik in Aarberg liefern.

Den Ertrag in diesem Jahr erachtet Möri bisher als «sehr gut». Die Qualität sei super. Dank den mehrheitlich trockenen Verhältnissen hänge wenig Erde an der Ernte, und der Zuckergehalt der Rüben sei hoch.

In der Umgebung von Aarberg haben einige Landwirte allerdings mit Nematoden zu kämpfen. Gemäss Möri sind vor allem Bauern in Siselen, Kappelen und Bargen mit diesem Fadenwurm konfrontiert. Die Nematoden bewirken, dass die Rüben im Boden verfaulen.     

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Es gebe kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung, heisst es. Gestern hat den an der Rübenabfuhr beteiligten Landwirten die gute Kleidung jedoch wenig geholfen. In der Nacht hatte Regen eingesetzt und dadurch das Programm der morgendlichen Rübenabfuhr durcheinander gebracht.

Wo die Landparzellen nur über einem Feldweg zugänglich sind, war gestern Morgen ans Aufladen der bereitliegenden Rübenberge nicht zu denken. Abfuhrchef Hans Helbling liess bei einem Landstück inBellmund zwar einen Versuch machen.

Als die zu beladenen Wagen aber auf dem glitschigen Gras in Richtung Graben rutschten, stoppte er die Abfuhr und stellte das Programm kurzfristig um. Nun kamen zuerst jene Parzellen in Bellmund zum Zug, die mit asphaltierten Strassen erschlossen sind.

Detaillierte Abfuhrpläne
Hinter der Rübenabfuhr steckt eine ausgeklügelte Organisation. Die Seeländer Rübenpflanzer schlossen sich vor 19 Jahren in der Genossenschaft Rübenring zusammen (siehe Infobox). Jeweils im Juni werden die Landwirte von den Geschäftsführern des Rübenrings eingeladen, ihre Daten anzugeben. Dazu gehören die geschätzte Rübenmenge, der Ort des Rübenfeldes und der gewünschte Termin für den Abtransport.

Zudem müssen die Rübenbauern angeben, wann sie nicht selber für das Fahren aufgeboten werden können, etwa weil sie dann in den Ferien sind. Dieser Punkt ist wichtig, weil jeder Pflanzer mithelfen muss, dieselbe Menge Rüben abzutransportieren, die er selber produziert. Ende Sommer erhält jeder Bauer den detaillierten Abfuhrplan.

Gestern waren um Bellmund zwölf Fahrer im Einsatz, um die Ernte von elf Bauern aufzuladen. Hanspeter Möri, Landwirt aus Kappelen und seit drei Jahren einer der drei Geschäftsführer des Rübenrings, sagt, es sei vor allem schwierig, am Anfang der Rübenkampagne, genügend Fahrer zu finden, weil die Bauern dann mit der Ernte ihres Gemüses oder ihrer Kartoffeln beschäftigt sind.

Möri ist extra nach Bellmund gekommen, um Abfuhrchef Helbling bei der Suche nach alternativen Abfuhrparzellen zu unterstützen.

Kaffee aus dem Kofferraum
Um halb neun Uhr nimmt die Intensität des Regens zu. Helbling freut sich, dass Ernst und Monika Gnägi vorfahren und aus dem Kofferraum Kaffee und Sandwiches abgeben. Die Rüben seiner Parzelle «Chrumme» habe er  letzte Woche «ausgemacht» und zu einem Haufen zusammengerecht, erzählt Bauer Gnägi.

Dieser Haufen wird nun von der 27 Tonnen schweren «Rübenmaus», wie die Rübenlade- und Reinigungsmaschine genannt wird, auf die Anhänger der in einer Reihe wartenden Traktoren geladen. Auf seinen rund drei Hektaren grossen Parzellen erntet Gnägi gegen 300 Tonnen Rüben.

Für die Kaffeepause steigt Micha Hess von der Rübenmaus. Als angestellter Fahrer des Rübenrings ist er um halb fünf Uhr in Aarberg aufgebrochen. Der nasse Boden erschwere ihm die Arbeit, sagt der gelernte Landmaschinenmechaniker: «Die Maschine kommt schlechter vorwärts als auf trockenem Boden.»

Es könnte schlimmer sein, wirft Gnägi ein. Aber sicher, die Arbeit sei kein Zuckerschlecken. Helbling sagt, dass man durch das trockene Wetter bisher verwöhnt worden sei. Deshalb habe man die Vorgaben der Zuckerfabrik auch problemlos einhalten können. Der Rübenring ist verpflichtet, täglich zwischen 5000 und 6000 Tonnen Rüben in Aarberg abzuliefern.

Aus Bellmund waren gestern 1850 Tonnen eingeplant. Zwei weitere Rübenmäuse waren in Selzach und Bettlach sowie in Oberramsern imEinsatz, um die nötige Menge Rüben sicherzustellen.

Damit gewährleistet ist, dass den Landwirten tatsächlich ihre Ernte vergütet wird, sind der Abfuhrchef und die Fahrer mit moderner Technik ausgerüstet. In seinem Auto hat Helbling einen Laptop, in den er die Nummer des Bauern eingibt, dessen Ernte aufgeladen wird.

Die Fahrer haben Transponder, die auf Knopfdruck drahtlos mit Helblings Laptop kommunizieren und die Daten des Pflanzers aufnehmen. Später wird vor der Waage der Zuckerfabrik auf gleiche Weise automatisch erfasst, welche Ernte geliefert wird. Die anschliessende Analyse des Zuckergehalts der Ernte wird ebenfalls automatisch dem richtigen Bauer zugeschrieben.

Die Verschnaufpause ist vorbei. Hess klettert wieder auf die Rübenmaus, und die Abfuhr geht weiter.     

Infobox
Der Rübenring ist eine Genossenschaft der Bauern

• Der Rübenring wurde 1996 von 434 Pflanzern gegründet. Heute sind rund 1800 Bauern Mitglied.
• Jeder Landwirt, der seine Zuckerrüben vom Rübenring laden lassen will, muss Genossenschafter sein.
• Der Rübenring besitzt fünf Rübenlade- und Reinigungsmaschinen, die von insgesamt 14 Maschinenführern gelenkt werden.
• 1996 transportierte der Rübenring 63000 Tonnen Rüben, 2012 waren es 457550 Tonnen.

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