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Lyss

Kiesgruben bieten wertvolle Naturflächen

In Kiesgruben finden viele Auenbewohner geeignete Lebensräume. Eine Exkursion durch jene in Lyss zeigt auf, was dort alles spriesst, kreucht und fleucht.

Der Umweltwissenschafter Christian Wittker erklärte den Kursteilnehmern Hans Peter Müller, Verena Baumgartner und Prisca Müller die Vielfalt an Pflanzen und Tieren, die in einer Kiesgrube zu finden ist. copyright:heidiflückiger/bielertagblatt

Heidi Flückiger

Kiesgruben und Steinbrüche werden oft als hässliche Wunden in der Landschaft wahrgenommen. Bei der Kiesgrube Vigier Beton in Lyss wurde aber nicht nur Material abgebaut, sondern auch ökologisch wertvolle Naturfläche geschaffen, die vielen Auenbewohnern geeignete Lebensräume bieten.

Auf diesem Gelände ging am Samstag der 34-jährige Umweltwissenschafter Christian Wittker aus Biel mit einer interessierten Gruppe auf Entdeckungsreise. Die Exkursion mit dem Titel «Biodiversität in der Kiesgrube» war ein Angebot der Natur Schule Seeland und zeigte den Teilnehmern auf, welche Wildblumen, Bäume und Sträucher dort spriessen und welche Tiere dort heimisch sind.


Ein kleines Schauspiel
Viele Vögel, die sich entweder direkt auf dem Gelände oder im angrenzenden Wald aufhielten, konnten beobachtet werden, andere machten nur mit ihren Gesängen auf sich aufmerksam. Christian Wittker kennt sich aber mit Vogelstimmen aus und analysierte auch jene, die sich wie der Girlitz nicht blicken liessen.

«Die Laute dieses Vogels hören sich wie ein gierendes Fahrrad an», sagte er. Der Baumpieper hingegen, der im Mittelland eher selten zugegen ist, sowie Schwalben und Krähen, ein Graureiher, ein Mäusebussard und zwei Stockenten flogen den Kursteilnehmern direkt über die Köpfe. Zwei von Rabenkrähen bedrängte Rot- und Schwarzmilane boten sogar noch ein kleines Schauspiel.

Aber nicht nur die Tiere, auch die sich im Blütenstand befindenden Sträucher, Bäume und Wildblumen zogen die Teilnehmer an dieser Exkursion in ihren Bann. Christian Wittker wies auf eine weibliche und eine männliche Weide hin, die direkt nebeneinander gedeihen. Eine derartige Konstellation ergebe eine optimale Bestäubung und sichere den Weiterbestand dieses Gewächses, sagte er.

Das umfassende Wissen über Pflanzen und Wildblumen von Prisca und Hans Peter Müller aus Magglingen trug zur weiteren Information bei. Die Kursteilnehmer übersahen kein Kraut, mit dem man nicht Sirupe, ätherische Öle, Salate oder Gemüsegerichte herstellen kann.


Wasser- und Grünfrösche
Mangels Regen sind auf dem stillgelegten Kiesgelände einige der Teiche und Tümpel ausgetrocknet, aber in den wassergefüllten pulsiert das Leben. Während sich Kaulquappen und Insekten eher rarmachten, hüpften und schwammen Wasser- und Grünfrösche munter umher. Zur Mittagszeit war aber nur ein spärliches Froschquaken zu vernehmen. «Das wird sich am Abend ändern und ziemlich laut werden», sagte Christian Wittker. Auf den unterschiedlichen Vegetationsflächen vergnügten sich auch viele Eidechsen und Schmetterlinge. Sogar ein Reh, das sich der Störung wegen lautstark bemerkbar machte, rannte durch die Gegend.

Mit den Teichen, Magerwiesen und speziellen Vegetationsflächen hat diese Kiesgrube eine naturschützende Funktion, die schon vielen bedrohten Tieren und Pflanzen das Überleben sicherte. Die von Menschen geschaffenen Ruderalstandorte seien wichtige Faktoren für den Erhalt der natürlichen Artenvielfalt, sagte Wittker.

Die Natur Schule Seeland hat vor, auf dem Areal dieser Steingrube nebst Exkursionen in Zukunft auch Schulungen durchzuführen. Das Projekt befindet sich in Arbeit und kann voraussichtlich nächstes Jahr gestartet werden.

Stichwörter: Kiesgrube, Lyss, Tiere, Pflanzen

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