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Lyss

Klassen müssten zweimal zügeln

Am Montag befindet das Parlament über 24,1 Millionen Franken für die Sanierung des Schulhauses Stegmatt. Ein Projekt, auf das die Lehrerinnen schon lange warten.

«Keine der Klassen muss in eine Besenkammer ziehen», sagt Co-Schulleiter Andreas Tanner. Mak/a

Hannah Frei


Zwei Jahre Baulärm und weniger Platz in der Schule – das erwartet die Schülerinnen des Stegmattschulhauses, falls sich das Lysser Parlament und die Bevölkerung für das Sanierungsprojekt aussprechen. Am Montag stimmen die Mitglieder des Grossen Gemeinderats über den Verpflichtungskredit von 24,1 Millionen Franken ab. Das ist viel Geld. «Aber gut investiert», sagt Rolf Christen (BDP), Vorsteher des Ressorts Bau und Planung. Denn das Schulhaus Stegmatt muss dringend saniert werden: Es weist undichte Fenster, Lecks an Wasserleitungen und ein zu hoher Energieverbrauch auf. Zudem entsprechen die Geländer, Fensterbrüstungen und Fluchttreppen nicht mehr den heutigen Sicherheitsvorschriften. Dies soll nun behoben werden. Zudem würden die Böden in den Klassenzimmern erneuert und die technischen Anlagen saniert.


Hindernis Denkmalschutz
Das alte Gebäude, das zwischen 1955 und 1958 entstanden ist und unter Denkmalschutz steht, wurde seither kaum renoviert. Dies sei bei der Ausarbeitung des Sanierungsplans die grösste Herausforderung gewesen, so Rolf Christen. «Es war schwierig, eine verlässliche Aussage über den Zustand des Gebäudes zu machen, besonders was die Leitungen betrifft.» Deshalb habe man für die Planung auch drei Monate länger gebraucht, als anfänglich gedacht. Eigentlich hätte die Bevölkerung bereits im Mai über die Sanierung abstimmen sollen, gemeinsam mit der Vorlage zur Sanierung des Schulhauses Grentschel.


Der Denkmalschutz sei bei der Planung ebenfalls ein Hindernis gewesen. Denn dadurch besteht bei der Innengestaltung kaum Spielraum. So wurde auch geprüft, ob anstelle der Sanierung ein Neubau in Frage käme. Doch dies wäre nur möglich, wenn die Sanierung mehr kosten würde als ein kompletter Ersatzneubau, so die Beurteilung der kantonalen Denkmalpflege. Grob geschätzt würde ein solcher Neubau jedoch über 32 Millionen Franken kosten.
Falls das Parlament und im Herbst auch die Bevölkerung dem Projekt zustimmen, sollen die Bauarbeiten im März beginnen. Gerechnet wird mit einer Bauzeit von zirka zwei Jahren. Rolf Christen geht davon aus, dass der Zeitplan realistisch ist. Doch wisse man trotz der detaillierten Untersuchung des Baus nicht genau, was bei der Sanierung noch alles auf sie zukommen könnte. «Wir haben alles Mögliche getan, um einen verlässlichen Plan auszuarbeiten», sagt er.


Leidensdruck ist hoch
Die geplante Sanierung hat auch im Lehrerkollegium der Schule Stegmatt zu Reden gegeben. Seit mehreren Monaten steht sie bei jeder Konferenz auf der Traktandenliste von Co-Schulleiter Andreas Tanner. «Es ist wichtig, dass die Lehrerinnen und Lehrer im Projekt miteinbezogen werden und sie ihre Anliegen anbringen können», sagt Tanner. Eine solche Sanierung sei zwar immer eine Belastung, aber der Leidensdruck für die Lehrerinnen sei so gross, dass sie sich überwiegend darauf freuen würden. «Danach wird es für alle leichter», so Tanner. Ein besseres Klima, mehr Gruppenräume und mehr Sicherheit.
Für die Schulklassen bedeutet die Sanierung: zweimal umziehen in zwei Jahren. Die Trakte A und B werden im ersten Jahr saniert, Trakt C und die Turnhalle im zweiten. Das heisst, dass immer ein Trakt ganz ausgeräumt wird, um komplett saniert zu werden.


Die Umverteilung der Klassen auf die anderen Trakte habe man so gestalten können, dass der Unterricht nicht beeinträchtigt werde. «Keine Klasse wird in eine Besenkammer einziehen müssen», so Tanner. In den Gängen könne es jedoch ein wenig eng werden. Zudem sei nicht sichergestellt, dass die Klassen weiterhin in Stufen nebeneinander Unterricht haben. Und die Unterstufe wird eine Zeit lang keine Werkräume haben, weshalb diejenige der Oberstufe doppelt ausgelastet werden müssen. Tanner ist aber überzeugt, dass der Unterricht weiterhin in guter Qualität ablaufen wird.


Kaum umstritten
Im Parlament ist das Sanierungsprojekt kaum umstritten. Sowohl für die Fraktion SP/Grüne als auch für die BDP ist ganz klar, dass die Sanierung als bald als möglich erfolgen muss, sagen die CO-Fraktionspräsidentin SP/Grüne Katrin Meister und BDP-Fraktionspräsident Ueli Spring. «Sie ist über überfällig», sagt Spring. Und auch die Fraktionen FDP und SVP werden dem Antrag des Gemeinderats zustimmen.


Einzig für die Grünliberalen ist das Projekt nicht ganz zufriedenstellend, so Fraktionspräsident Yannick Hauser. Weil die betroffenen Gebäude des Schulhauses unter Denkmalschutz stehen, könne bei der Sanierung nicht optimal auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingegangen werden. Die Klassenzimmer werden nicht grösser und die zusätzlichen Gruppenräume sind weder einsehbar noch in der Nähe der Klassenzimmer. Dies sei beispielsweise im Herrengasse anders, sagt Hauser, der dort selbst als Lehrer arbeitet. «Der Denkmalschutz wird über die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler gestellt.»
Doch die Mitglieder der GLP seien sich bewusst, dass die Gemeinde bei diesem Projekt das Bestmögliche herausgeholt habe.


Info: In diesemArtikel haben wir das generische Femininum verwendet. Mehr über diese Form der geschlechtergerechten Sprache finden Sie in der Titelgeschichte im «Kontext».

Stichwörter: Sanierung, GGR, Schulhaus, Stegmatt

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