Sie sind hier

Abo

Meinungen

Kleine Posse um 
einen Veloweg in Aarberg

Velofahrende, die schon mal bei nassem Boden im schrägen Winkel über eine Eisenbahnschiene gefahren sind, haben sich den dazugehörigen Unfall sicher schon bildlich Vorgestellt. Das Vorderrad rutscht in die Schiene, es dreht sich, der Asphalt kommt näher und man liegt am Boden, vielleicht ein aufgeschlagenes Gesicht inklusivie.

Marius Wiher

Marius Wiher, Vorstand Pro Velo Biel-Seeland Berner Jura

Genau eine solche Situation kann auf der im Sommer viel befahrenen Schweizmobil Veloroute Nr. 44 zwischen Aarberg und Lyss erlebt werden: Eine kurze Eisenbahnstrecke, die die leicht abfallende Alte-Lyss-Strasse quert, dient zur Versorgung des Werkes der Galvasuisse. Kein Gümmeler erwartet eine solch gefährliche Stelle auf einem Veloweg. Dementsprechend kommt es regelmässig zu gravierenden Unfällen.

Der Grund für diesen Missstand liegt in den Eigentumsverhältnissen: Während nämlich die Schienen Eigentum des Unternehmens Galvasuisse sind, gehört die Strasse der Gemeinde. Dieser ist die Stelle natürlich seit Jahren bekannt, auch weil die Organisation
Pro Velo mehrmals darauf aufmerksam gemacht hat. Mit Schildern oder Spurzeichen auf dem Boden versuchte die Verwaltung, die gefährliche Stelle zu verbessern. Schnell wurde klar, dass die einzige wirklich nachhaltige Lösung eine bauliche Veränderung wäre. Daraufhin wurde von der Gemeinde über Jahre geplant, gerechnet und diskutiert. Galvasuisse hat bisher jedoch jeden (Kompromiss-)Vorschlag, «ihr» Gleis sicherer zu machen, als «zu teuer» verworfen.

Die Gemeinde könnte auch eine Verfügung verordnen, hat dies aber bis heute unterlassen. Ein Schelm, wer nun denkt, dass hier die Interessen guter Steuerzahlenden höher gewichtet werden als die Sicherheit von Velofahrenden. Aufgrund der hohen Anzahl der Velounfälle an dieser Stelle ist das für Pro Velo nicht nur unverständlich, sondern geradezu empörend. Velounfälle verursachen schliesslich nicht nur grosse Kosten für die Gesellschaft, sondern vor allem auch menschliches Leid.

Immerhin hat nun die Gemeinde eine «Verbesserung» bis Ende März 2020 eingefordert. Galvasuisse bewegt sich minimal und möchte eine Gummifüllung bei den Geleisen anbringen. Wir von Pro Velo bezweifeln, ob dies tatsächlich Unfälle verhindert, und werden uns weiterhin für die Sicherheit der Velofahrenden an dieser gefährlichen Stelle einsetzen.

kontext@bielertagblatt.ch

Nachrichten zu Seeland »